„Übermäßige Sexualisierung"
Bildungsdirektion und Gewerkschaft üben Kritik

In dem diskutierten Brief einer Salzburger Direktorin werden die Eltern von Schülerinnen der Schule darauf hingewiesen, dass sich viele der Mädchen nicht "passend" kleiden würden. | Foto: Shutterstock
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  • In dem diskutierten Brief einer Salzburger Direktorin werden die Eltern von Schülerinnen der Schule darauf hingewiesen, dass sich viele der Mädchen nicht "passend" kleiden würden.
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Vor kurzem schickte eine Salzburger Mittelschul-Direktorin einen kontroversen Brief an die Eltern ihrer Schülerinnen. In diesem forderte sie die Eltern dazu auf, ihre Mädchen „adäquat zu kleiden". So könne man eine „übermäßige Sexualisierung" verhindern und die „Burschen und Lehrer" schützen.

SALZBURG. Der Brief wurde an den Österreichischen Gewerkschaftsbund weitergeleitet, der sich entsetzt zeigte. Die Landesfrauenvorsitzende Petra Berger-Ratley sagt dazu: „Es ist eine bodenlose Frechheit jungen Mädchen in der Mittelschule zu vermitteln sie würden durch ihre Kleidung ‚sexuelle Belästigungen‘ provozieren". Kritisch äußerte sich heute auch Bildungsdirektor Rudolf Mair. Hier schwinge ein Ton mit, der sowohl gegenüber den Schülerinnen als auch den Schülern und Lehrern untragbar wäre.

Ein kontroverser Brief

In dem diskutierten Brief einer Salzburger Direktorin werden die Eltern von Schülerinnen der Schule darauf hingewiesen, dass sich viele der Mädchen nicht passend kleiden würden. Generell seien „Bauchfreie Shirts, Trägershirts und viel zu kurze Shorts" in der Schule nicht erwünscht und würden zu einer „übermäßigen Sexualisierung" beitragen. Damit keine „unerwünschten Gedanken geweckt werden" und „um Burschen und unsere Lehrer zu schützen", bitte man daher die Eltern mit den Mädchen über dieses Thema zu reden und sie in passender Bekleidung in die Schule zu schicken. Hier als Bild der ganze Brief:

Diesen Brief schickte eine Salzburger Direktorin als die Eltern ihrer Schülerinnen. | Foto: ÖGB Salzburg
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ÖGB-Kritik

Besonders stark erregte der Brief die Kritik der Österreichische Gewerkschaftsbund Frauen.  Die Landesfrauenvorsitzende des ÖGB veröffentlichte den Brief und prangerte den problematischen Inhalt an. Sie forderte auch sofort eine Stellungnahme der Bildungsdirektion in Salzburg.

„Es ist eine bodenlose Frechheit, jungen Mädchen in der Mittelschule zu vermitteln, sie würden durch ihre Kleidung ‚sexuelle Belästigungen‘ provozieren. Die Direktorin sollte vielmehr mit den Burschen und ihren eigenen Lehrern über angebrachtes Verhalten gegenüber Frauen und jungen Mädchen sprechen. Hier geschieht etwas Fatales: Man suggeriert heranwachsenden Mädchen, dass sie zukünftig eventuell sogar selbst für unerwünschte sexuelle Handlungen – oder noch schlimmer – verantwortlich sind, wenn sie sich nicht dementsprechend Kleiden. Das ist eine Täter-Opfer-Umkehr erster Klasse! Wenn so etwas in einer Mittelschule vermittelt wird, dann handelt es sich hierbei um einen handfesten Skandal!“, so die ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Petra Berger-Ratley.

Statement des Bildungsdirektors

Im Interview erklärte uns heute Bildungsdirektor Rudolf Mair, dass der hier von einer Direktorin versendete Brief wirklich sehr problematisch sei. Hier schwinge ein Ton mit, der weder gegenüber den Mädchen noch den männlichen Schülern und Lehrern der Schule akzeptabel sei. Generell komme das Thema „adäquate Kleidung" an Schulen natürlich auf. Dieses müsse jedoch erstens mit Blick auf die pädagogischen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler und zweitens in Absprache mit Eltern und Partner der Schule besprochen und dementsprechend Regeln festgelegt werden. 

Bildungsdirektor Rudolf Mair sieht aufgrund des problematischen Briefes Gesprächsbedarf mit den Salzburger Mittelschulen. | Foto: Franz Neumayr
  • Bildungsdirektor Rudolf Mair sieht aufgrund des problematischen Briefes Gesprächsbedarf mit den Salzburger Mittelschulen.
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„In diesem Brief wird implizit den Mädchen vorgeworfen, dass sie aufgrund der Wahl ihrer Kleidung schuld sind, wenn sich Männer falsch ihnen gegenüber verhalten. Gleichzeitig wird hier aber auch ein sehr schlechtes Licht auf die Schüler und Lehrer der Schule geworfen. Wir schicken kommende Woche eine Nachricht an alle Salzburger Mittelschulen, um diese Sache zu thematisieren."
Rudolf Mair, Bildungsdirektor Salzburg

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