Invasive Arten in Salzburg
„Problem-Krebse" essen für heimische Gewässer

Der Marmorkrebs macht Probleme in den heimischen Gewässern. Mittels einer Verordnung will man nun den Verzehr des Krebses erlauben.  | Foto: Landesfischereiverband Salzburg/Daniela Latzer
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  • Der Marmorkrebs macht Probleme in den heimischen Gewässern. Mittels einer Verordnung will man nun den Verzehr des Krebses erlauben.
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Es ist ein altbekanntes Problem. Invasive Arten aus anderen Gebieten siedeln sich an und verdrängen heimische Tiere und Pflanzen. In Salzburg will das Land jetzt drei solchen fremden Tieren einen Riegel vorschieben. Nämlich dem Marmorkrebs, dem „rabiaten" Sonnenbarsch und der Quaggamuschel.

SALZBURG. Bezüglich dem Marmorkrebs ist laut Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) bereits eine Verordnung in Arbeit. Über diese soll der Verzehr der Krebstiere ermöglicht werden. Bislang durften die Tiere laut einer EU-Richtlinie nicht verwertet werden.

Probleme für Salzburger Ökosystem

Wie das Land Salzburg in einer Aussendung berichtet, tummeln sich derzeit einige fremde Arten in den Salzburger Gewässern, die eigentlich nicht hier her gehören. Die Rede ist vom Marmorkrebs, Sonnenbarsch, der Quaggamuschel und dem Aal. Diese Tiere werden oft durch Unachtsamkeit oder mangelndes Wissen ausgesetzt und verdrängen dann die heimischen Arten.

Aale wurden für die Gastronomie in manchen Salzburger Seen angesiedelt. Dort verspeisen sie jedoch viele heimische Kleinfische. Zu viele, so der Landesfischereiverband. | Foto: Landesfischereiverband Salzburg/Hans Harra
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Als typisches Beispiel gilt für die Problematik gilt in Salzburg der Aal. Dieser wurde ursprünglich zu Speisezwecken in heimischen Seen angesiedelt. Dort können sich die Aale aber nicht fortpflanzen. Die Tiere laichen nämlich nur in der Sargassosee im Atlantik und sterben danach. Laut Daniela Latzer, der Geschäftsführerin des Landesfischereiverbandes, können die Tiere aber ganze 70 Jahre alt werden. Somit richten sie im Laufe eines Lebens einiges an Schaden an. Sie fressen heimische Krebstiere und sind laut ihr für den Verlust von 60 bis 70 Prozent der heimischen Kleinfischarten verantwortlich.

Eingeschleppte Krebsarten

Ein großes Problem stellen laut dem Land Salzburg derzeit fremde Krebse wie der Signal-, Kamber- oder Marmorkrebs dar. Seit Jahren sorgen diese Krebstiere für Ärger in den Salzburger Gewässern.

„Um sie nachhaltig zu bekämpfen, wird das Land Salzburg in Kürze eine Verordnung vorlegen, die eine Verwertung dieser Tiere ermöglicht.“
Marlene Svazek, Landeshauptmann-Stellvertreterin (FPÖ)

Bis jetzt ist die Verwertung des Marmorkrebses durch eine EU-Richtlinie streng untersagt. Das soll sich jetzt ändern.

„Jetzt soll eine Ausnahme für den Verzehr ermöglicht werden, um so die Population möglichst niedrig zu halten. Die entsprechende Verordnung soll in den kommenden Tagen vorgelegt werden. Nur, um das klarzustellen: Diese Tiere richten bei den heimischen Arten schweren Schaden an, das ist also wichtig für das Gleichgewicht in der Natur“, sagt die für Jagd und Fischerei zuständige Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek.

Der Hecht: ein wichtiger heimischer Verbündeter gegen invasive Arten wie den Marmorkrebs und den Sonnenbarsch. | Foto: Landesfischereiverband Salzburg/Hans Harra
  • Der Hecht: ein wichtiger heimischer Verbündeter gegen invasive Arten wie den Marmorkrebs und den Sonnenbarsch.
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Ein echter „Problem-Krebs"

Den ersten Marmorkrebs fand man in Salzburg im Karlsbader Weiher in Salzburg-Liefering im Jahr 2018. Dieses war zugleich auch das erste nachgewiesene Exemplar in Österreich. Wie der für den Gewässerschutz zuständige Landesrat Josef Schwaiger bestätigt, sind die kleinen Krebse sehr problematisch, vor allem weil sich die Weibchen selbstständig vermehren können.

„Ein einziges Exemplar reicht aus, um ein Gewässer langfristig zu besiedeln und heimische Krebsarten auszurotten. Darüber hinaus sind für die Vermehrung keine männlichen Krebse notwendig. Die weiblichen Tiere vermehren sich sehr schnell. Eine natürliche Maßnahme zur Reduktion gibt es auch, der Hecht frisst den Marmorkrebs.“
Josef Schwaiger, Landesrat (ÖVP)

Marmorkrebse vermehren sich sehr schnell. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Weibchen ohne männliche Unterstützung vermehren. | Foto: Landesfischereiverband Salzburg/Daniela Latzer
  • Marmorkrebse vermehren sich sehr schnell. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Weibchen ohne männliche Unterstützung vermehren.
  • Foto: Landesfischereiverband Salzburg/Daniela Latzer
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Aussetzen von Tieren

Wie die Geschäftsführerin des Landesfischereiverbandes, Daniela Latzer betont, werden invasive Arten mehr und mehr zum Problem. Oftmals gelangen die Tiere durch das unbedachte Verhalten von Gartenteich- und Aquariumbesitzern ins heimische Ökosystem.

„Wenn Gartenteich- und Aquariumbesitzer ihre Tiere einfach im Freigewässer entsorgen, können heimische Fische und Pflanzen ernsthaft gefährdet werden.“
Daniela Latzer,Geschäftsführerin des Landesfischereiverbandes

„Fremde Tiere und Pflanzen werden von der EU mittels Liste definiert. Dort wird auch beschrieben, wann Spezies getötet werden müssen. Die Umsetzung ist aber insbesondere im Gewässerbereich sehr schwierig. Ist ein Lebewesen einmal im Wasser, dann bleibt es auch dort“, so Daniela Latzer.

„Rabiater“ Sonnenbarsch

Ein weiteres fremdes Tier, welches sich im Karlsbader Weiher angesiedelt hat, ist der nordamerikanische Sonnenbarsch. Auch er macht Probleme. Dabei sind auch Badegäste von ihrem Zorn nicht gefeit.

„Diese invasive Art wurde wahrscheinlich, so wie auch der Marmorkrebs, aus einem Aquarium entsorgt und verbreitet sich seither dort. Er ist auch schon in vielen anderen Gewässern zu finden. Fressfeinde hat er wenige: Der heimische Hecht muss erst lernen, den mit Stacheln besetzten Sonnenbarsch richtig zu fressen, um sich selbst nicht zu verletzen. Sonnenbarsche können bei der Verteidigung ihrer Laichplätze mitunter rabiat werden und Badegäste zwicken“, weiß Daniela Latzer.

Heimische Arten

Eine heimische Krebsgattung, die man mittlerweile in Salzburg fast nicht mehr findet, ist der zehn bis zwölf Zentimeter große Steinkrebs. Laut Andreas Unterweger, dem Referatsleiter im Gewässerschutz, ist gerade das Vorkommen des Steinkrebses ein wichtiger Gradmesser für die Naturbelassenheit unserer Flüsse und Bäche.

 „Dabei ist sein Vorkommen ein wichtiger Gradmesser für naturbelassene Flüsse und Bäche. Aufgrund der Krebspest, die vor allem vom Signalkrebs verbreitet wurde, gibt es nur mehr wenige isolierte Populationen des Steinkrebses im Bundesland. Etwa im Flachgau am Thalgauberg bei einigen Oberläufen sowie in Zubringern der Taugl im Tennengau“, so Andreas Unterweger, Referatsleiter im Gewässerschutz.

Vor dem „rabiaten" Sonnenbarsch muss man sich auch in Salzburg in Acht nehmen. | Foto: Landesfischereiverband Salzburg/Hans Harra
  • Vor dem „rabiaten" Sonnenbarsch muss man sich auch in Salzburg in Acht nehmen.
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Die Quaggamuschel

Ein weiteres fremdes Tier, welches man in Salzburgs Gewässern vermutet, ist die sogenannte Quaggamuschel. Im Herbst sollen die Trumer Seen, der Wallersee, Wolfgangsee, Fuschlsee und der Zeller See auf DNA der Muschel untersucht werden. Auch dieses sehr genügsame Tier bietet seine eigene Problematik.

„Sie ist sehr anspruchslos und kann auch in großen Tiefen vorkommen. Das Problem ist, dass diese Muschel anderen kleinen Seebewohnern und in weiterer Folge den Fischen die Nahrung wegnimmt und so maßgeblich das Ökosystem beeinflusst. Können wir ihre DNA nachweisen, dann haben wir Gewissheit, dass sich diese invasive Art auch bei uns bereits breitgemacht hat“, so Andreas Unterweger.

FAQs

Was sind invasive Arten und warum sind sie problematisch?
Invasive Arten sind Organismen, die sich in ländlichen Gegenden ansiedeln, in denen sie nicht heimisch sind, und sich dort aggressiv vermehren. Sie können heimische Tier- und Pflanzenarten verdrängen, das ökologische Gleichgewicht stören und wirtschaftliche Schäden verursachen. Deshalb sind sie für die heimische Biodiversität und das Ökosystem oft problematisch.

Welche invasiven Arten sollen in Salzburg bekämpft werden?
In Salzburg werden der Marmorkrebs, der Rabiate Sonnenbarsch und die Quaggammuschel als invasive Arten identifiziert, die bekämpft werden sollen. Der Marmorkrebs ist eine Krebsart, die sich durch ungeschlechtliche Fortpflanzung vermehrt. Der Sonnenbarsch ist ein Fisch, der die heimische Fischfauna gefährdet. Die Quaggammuschel ist eine Muschelart, die sich massenhaft an Gewässer ansiedelt und andere Arten verdrängt.

Welche Gefahren gehen von diesen invasiven Arten aus?
Diese invasiven Arten können das ökologische Gleichgewicht in den betroffenen Gewässern und Lebensräumen stören. Sie konkurrieren mit heimischen Arten um Nahrung und Lebensraum, was oft zur Verdrängung der heimischen Flora und Fauna führt. Darüber hinaus können sie Krankheitserreger übertragen und die biologische Vielfalt erheblich beeinträchtigen.

Welche Maßnahmen plant das Land Salzburg, um die Ausbreitung dieser Arten einzudämmen?
Das Land Salzburg plant, verschiedene Maßnahmen zu ergreifen, um die Ausbreitung der invasiven Arten einzudämmen. Dazu gehören beispielsweise die Schaffung von Schutzgebieten und die Einführung von Grundsätzen für den Handel und die Haltung dieser Arten. Zudem sollen gezielte Fangaktionen und Kontrollen dazu beitragen, ihre Verbreitung einzuschränken.

Wie können Bürgerinnen und Bürger bei der Bekämpfung invasiver Arten mithelfen? 
Bürgerinnen und Bürger können aktiv dazu beitragen, die Verbreitung invasiver Arten zu reduzieren. Dazu gehört vor allem, keine exotischen Tiere und Pflanzen in der Natur freizusetzen und keine invasiven Arten als Haustiere zu halten. Darüber hinaus ist es wichtig, beim Aufenthalt in der Natur aufmerksam zu sein und gefährliche Vorkommen invasiver Arten den Behörden zu melden.

Was sind die langfristigen Ziele der Maßnahmen gegen invasive Arten in Salzburg?
Die langfristigen Ziele der Maßnahmen sind der Schutz und die Erhaltung der heimischen Biodiversität. Durch die Eindämmung der invasiven Arten soll das ökologische Gleichgewicht wiederhergestellt werden, um die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu schützen. Gleichzeitig sollen wirtschaftliche Schäden minimiert werden, die durch die Auswirkungen invasiver Arten entstehen können.

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