4. Salzburger Jugendreport
Nachholbedarf in Sachen Demokratie
4. Salzburger Jugendreport liegt vor. Zukunft wird von der Jugend positiv gesehen. Defizite im Demokratieverständnis. Wunsch nach mehr Freizeitmöglichkeiten in den Gemeinden. Top 1 im Ranking: die Familie ist besonders wichtig.
SALZBURG. Mit genau 3.170 Jugendliche im Alter von zwölf bis 20 Jahren, die im Bundesland Salzburg leben, haben beim aktuellen Jugendreport mitgemacht. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl ist er damit der größte und aussagekräftigste Jugendreport in Österreich. Die Durchführung erfolgte ausschließlich online und anonym per digitalem Fragebogen. Bei der Prozentuellen Beteiligung auf die jugendliche Bevölkerung umgerechnet verzeichnet der Lungau sowohl bei der Umfrage 2021 als 2023 die höchste Beteiligung.
Positiver Blick in die Zukunft
Im Gegensatz zu den vorangegangenen drei Umfragen hat sich die Grundstimmung in der Jugend verbessert: 67 Prozent haben „eher/sehr positiv“ angegeben.
„Die Jugend erlebt Probleme, aber es herrscht keine Weltuntergangsstimmung. Stress, Druck, Krieg und steigenden Preise bereiten ihnen dennoch die meisten Sorgen. Das sind die Themen, über die sich Jugendliche Gedanken machen, die wir ernst nehmen und wofür wir Unterstützung anbieten müssen“, betont Salzburgs Jugendreferentin, Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek,
bei der Präsentation des Jugendreports 2023.
Fakten des Jugendreports
"Auffallend war, das wir insgesamt 10.000 offene Fragen beantwortet bekommen haben. Was ich als sehr positiv für das Interesse der Jugendlichen bewerte. Während die Familie, Gesundheit, Spaß, Freunde und Freiheit den jugendlichen wichtig sind, bereiten ihnen Stress, Druck, Krieg und die steigenden Preise Probleme", erläutert die Projektverantwortlichen von akzente, Daniela Wallinger (akzente Pongau) Details des Jugendreports. Im Bereich der Politik bzw. der Demokratie gibt es große Lücken in der Jugend. Nur 38 Prozent der befragten Jugendlichen wussten wie eine Wahl funktioniert bzw. das die Demokratie die beste Staatsform ist. "Hier muss die gesamte Gesellschaft und im Besonderen die Schule darauf reagieren. Im Fach "Politisch Bildung" gehören die Werte der Demokratie den Schülern ideologiefrei näher gebracht", schlussfolgert Svazek.
Ruf nach mehr Sicherheit
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Fragen gab es bei der Sicherheit: Nur 50 Prozent der Mädchen fühlen sich im öffentlichen Raum sicher und nur 41 Prozent von den befragten Teilnehmerinnen haben angegeben, noch nie sexuell belästigt worden zu sein. "Wobei es zu hinterfragen gilt, ob es vor allem die jüngeren Mädchen begriffen haben was eine sexuelle Belästigung ist. Hier gehört noch eine Aufklärungsarbeit betrieben", meinte Wagner. "Es ist alarmierend, dass nur 50 Prozent der Mädchen sich im öffentlichen Raum sicher fühlen und nur 41 Prozent von den befragten Teilnehmerinnen angeben, noch nie sexuell belästigt worden zu sein", erklärt die Jugendreferentin die Dringlichkeit von Maßnahmen in diesem Bereich. Ein übergeordneter Blick auf Jugend, Integration und Sicherheit sei notwendig, um eine ehrliche Diskussion anzustoßen und auch migrantische Milieus zu beleuchten. Svazek: "Die Absicherung der offenen Jugendarbeit in Brennpunktgebieten sowie die Einbeziehung des digitalen Raums in die Jugendarbeit sind ebenso wichtige Schritte zur Gewaltprävention."
Herzensthemen der Jugend
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass einige Themen den Jugendlichen besonders am Herzen liegen.
"Insbesondere mentale Gesundheit hat für junge Menschen oberste Priorität, wie der Jugendreport 2023 deutlich zeigt. Stress, Druck, Krankheit und psychische Belastungen stehen im Fokus der Jugendlichen, wobei die Nachwirkungen von Corona weiterhin spürbar sind. Hier müssen wir unterstützen und zwar auf vielen Ebenen. Erschreckend finde ich persönlich den hohen Alkoholkonsum der unter 16 Jährigen. Hier ist ein Handlungsbedarf gegeben“, sagt Landeshauptmann Stellvertreterin Marlene Svazek.
Für den nächsten Jugendreport der Ende 2025/ Anfang 2026 erscheinen soll, regte sie zudem die Aufnahme von Fragen nacht Suchtmittel erfolgen. "Es geht vor allem um das Thema Resilienz und den Umgang mit psychischem Druck, dem Jugendliche in ihrem besonders sensiblen Alter ausgesetzt sind. Dafür braucht es auch die Bewusstseinsbildung, dass man sich für die Inanspruchnahme professioneller Hilfe nicht schämen muss, wir müssen sie aber auch anbieten. Außerdem planen wir Fortbildungsmaßnahmen für außerschulische Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit Medizinern und Polizeivertretern sowie einen fachlichen Austausch mit unseren Nachbarn in Bayern bezüglich der Legalisierung von Cannabis", so Marlene Svazek.
Gemeinden schneiden gut ab
Der Jugendreport ist für die Zwölf- bis 20-Jährigen auch ein Zeichen, dass ihre Meinung wichtig ist und die Politik sie wahrnimmt.
"Das scheint in den letzten Jahren nicht gelungen zu sein, denn mehr als 70 Prozent haben angegeben, dass ihre Anliegen, Sorgen und Erwartungen überhaupt, eher nicht oder neutral berücksichtigt werden", so Svazek.
37 Prozent der Jugend fühlen ihre Anliegen, Sorgen und Erwartungen überhaupt oder eher nicht von der Politik berücksichtigt. Mehr als 70 Prozent fühlen sich in ihrer Gemeinde eher oder sehr wohl. Dabei haben die Jugendlichen eine Liste von Wünschen an die Gemeinde: Mehr Freizeitmöglichkeiten (mehr Angebote für junge Menschen), mehr Öffentliche Verkehrsmittel (Höhere Frequenzen), mehr Zusammenhalt (Gemeinschaft), Mehr Toleranz (Akzeptanz, Verständnis, Respekt, Vielfalt, Höflichkeit) und mehr Mitsprache (mehr Einbindung von Jugendlichen).
"Erfreulich ist, dass sich mehr als 70 Prozent in ihrer Gemeinde eher oder sehr wohl fühlen. Hier liegt großes Potential, denn dieses Ergebnis zeugt vom hohen Engagement der Salzburger Gemeinden", so Svazek.
Konkrete Maßnahmen
Für Jugendreferentin ist wichtig, dass „wir aus den Ergebnissen auch konkrete Handlungen ableiten“. Dementsprechend soll der Jugendreport nicht in der Schublade verschwinden, sondern laut Svazek zu konkreten Maßnahmen führen:
- Präsentation des Jugendreports in jeder Region vor Bürgermeistern und jungen Gemeindevertretern
- Neuerarbeitung einer Serviceunterlage für Gemeinden zum Thema Jugendarbeit
- Schutzkonzepte in der Kinder- und Jugendarbeit möglichst flächendeckend umsetzen
- Ehrliche Diskussion im Integrationsbereich und migrantische Milieus beleuchten
- Absicherung der offenen Jugendarbeit in Brennpunktgegenden
- Einbeziehung des digitalen Raums in die Jugendarbeit
- Unterstützungsangebote für die Jugendgesundheit
- Beratungshotlines und resilienzstärkende Workshops
- Suchtprävention: Verbot tabakfreier Nikotinbeutel und Fortbildungsmaßnahmen für außerschulische Jugendarbeit zum Thema Cannabis-Legalisierung
Zur Sache
Teilnahmerekord im Jahr 2023
Während es 2020 noch 1.497 Jugendliche waren, sind es nun mehr als doppelt so viele: 3.170 – das ist Rekord. Die Teilnehmer gliedern sich nach den Bezirken:
Pinzgau 736 gefolgt von
- Stadt Salzburg 708
- Flachgau 662
- Pongau 441
- Lungau 388 (prozentuell die größte Gruppe)
- Tennengau 235
42 Prozent waren 15 bis 17 Jahre, 37,5 Prozent 12 bis 14 Jahre und 20,5 Prozent 18 – 20 Jahre alt.
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