Salzburgs: Konferenz der Europäischen Regionen und Städte (IRE)
Wenn das Land die Stadt sein will

- IRE Vorstand Franz Schausberger.
- Foto: www.neumayr.cc
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SALZBURG. Kurz nach dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten fand ebenfalls in Salzburg die Konferenz der Europäischen Regionen und Städte (IRE) statt. Diese Konferenz widmet sich Spezialthemen, die vor allem die Regionen und Kommunen Europas betreffen. So lud Konferenz-Organisator Franz Schausberger, Vorsitzender des IRE in Salzburg, zur Diskussion der Fragestellung "Landflucht als Schicksal für den ländlichen Raum in Europa?" ein.
70 Prozent werden in der Stadt leben
Prognosen zufolge sollen im Jahr 2050 rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Im Kleinen merke man diese Tendenz auch in Salzburg, man denke an die schließenden Nahversorger, fehlende Allgemeinmediziner und das Abwandern von gut ausgebildeten, jungen Erwachsenen.
Perspektiven schaffen
„Die Leidtragenden der Landflucht findet man auf beiden Seiten. Neben leeren Dörfern am Land, leiden auch die Städte unter dem übermäßigen Zuzug. Verstaute Straßen, überhöhte Mietpreise und sinkende Luftqualität sind Folgen", referiert so Franz Schausberger. "Durch eine Attraktivierung des ländlichen Raums können wir besonders jungen Familien eine Perspektive in den Regionen ermöglichen. Das Wichtigste dabei: Arbeitsplätze sichern und Betriebe mit Hilfe des Breitbandausbaus ansiedeln."
Brachliegende Ressourcen aktivieren
Von spannenden Entwicklungen berichtet Michael Beismann, Wissenschafter der Universität Innsbruck, der kleine Bergdörfer im Alpenraum untersucht. "In diesen Dörfern lebten einst 700 Einwohner, heute sind es nur noch 70. Aber in vielen dieser Orte gibt es Zuzug einzelner Familien. Diese neuen geben den alten Bewohnern Impulse, sich wieder aufzurappeln, in ihren Ort zu investieren und die brachliegenden Ressourcen wieder zu aktivieren." Sein Fazit: "Ja, es wird Abwanderung geben, aber wir müssen die Zuwanderung auch zulassen. Die kommt vielleicht aus den Städten, vielleicht aber auch aus anderen Ländern."
Selbstbewusstsein entwickeln
Wie sich aussterbende Region wieder aufrappeln können, davon berichtet Bertold Meyer, Bürgermeister der ostdeutschen Gemeinde Bollewick in Mecklenburg-Vorpommern. Nach der Wende musste der Ort bei null anfangen. „In der Not mussten wir ungewöhnliche Wege gehen. So haben wir eine verfallene Scheune innerhalb fünf Jahren in ein florierendes Kulturzentrum umgebaut. Durch den Ausbruch aus der Abwärtsspirale interessierten sich immer mehr Menschen für unseren kleinen Ort und schöpften neuen Mut, der bis heute anhält. Das Wichtigste ist nicht Geld, sondern Selbstbewusstsein“, so Meyer.
Identifikation bindet
Salzburg sei von der Landflucht noch wenig betroffen. Als wichtigstes Mittel dem vorzubeugen und entgegenzuwirken, sieht Günther Mitterer, Bürgermeister und Präsident des Salzburger Gemeindeverbandes, die Identifikation der Bürger mit ihrer Region: "Wer sich in seiner Gemeinde zu Hause fühlt, wird es eher in Kauf nehmen, für die Arbeit zu pendeln und Angebote in anderen Gemeinden zu nutzen", so Mitterer beim Bezirksblätter Regionalitätspreis.
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