Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigtgedanken von Martin Mitterwallner zum zweiten Sonntag im Jahreskreis
SALZKAMMERGUT.Die Predigt für Sonntag, 15. Jänner, 2. Sonntag im Jahreskreis, zu den Bibelstellen: Jes 49,3. 5-6 | Ps 40,2. 4ab. 7-10 | 1 Kor 1,1-3 | Joh 1,29-34, stammt von Martin Mitterwallner, Pastoralassistent in Laakirchen.
Im Glauben verwurzelt leben – Johannes der Täufer: Vorbild für uns
Im heutigen Evangelium haben wir noch einmal von der Taufe Jesu gehört – von dem Augenblick der Initiation Jesu, in dem sein öffentliches Wirken seinen Anfang nimmt – heute in der Fassung des Johannesevangeliums.
Im Unterschied zum letzten Sonntag wird nicht erzählt, wie Johannes Jesus tauft, die Handlung ist verdichtet, sie konzentriert sich auf das erste direkte Aufeinandertreffen von Johannes dem Täufer und Jesus.
Johannes ist der Wegbereiter für Jesus, der auf ihn immer wieder hinweist, der die Menschen sensibilisiert für Gott, der zu einer spirituellen Erneuerung der Menschen aufruft: ändert euer Leben, ruft er den Menschen zu, werdet offen für Gott, für die Spuren Gottes in unserer Welt, für das Anbrechen einer neuen, von Gott geprägten, hoffnungsvollen Zeit.
Seine Person, seine Worte strahlen aus, ziehen Menschen an.
Und da kommt Jesus – er geht auf Johannes zu. Und Johannes, der Jesus bis dahin nicht gekannt hat – so sagt er es zweimal im heutigen Evangelium – weiß in diesem Augenblick: dieser ist es - auf ihn haben wir alle gewartet, dieser ist es, der die Sünden hinwegnimmt und einen Neuanfang möglich macht, er ist der Messias, der Sohn Gottes. Und er bezeugt: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb.
Johannes ist der letzte Prophet des Alten Bundes, der auf Jesus als den Christus hingewiesen und die Menschen zu ihm geführt hat.
Worin kann er für uns Christen von heute ein Vorbild sein?
Johannes: radikal – im Glauben verwurzelt leben
Johannes war ein radikal glaubender Mensch, der offen war für seinen Auftrag, Menschen für Jesus vorzubereiten, auf Jesus hinzuweisen, Menschen einzuladen und aufzufordern, offen zu sein für Gottes Wirken in unserer Welt. Seine extreme Lebensweise am Rande der Wüste - mit Heuschrecken und Honig als Nahrung und einem Fell als Kleidung - ist
heute nichts für uns. Im Wort radikal steckt aber das lateinische Wort „radix“ – „Wurzel“, und hier kann uns Johannes im übertragenen Sinn ein Vorbild sein: dass wir uns immer wieder neu radikal, in unserer Wurzel, in unserem Kern öffnen für das Kommen Gottes in unser Leben, in unsere Welt. Dass der Glaube uns in unserer Wurzel prägt, unser Wesen, unser Denken, Fühlen, Reden und Handeln bestimmt, dass wir radikal – verwurzelt im Glauben - leben.
Offen sein für Gottes Wirken in unserer Welt
Johannes war offen für die Begegnung mit Jesus, für das Wirken des Heiligen Geistes in ihm. Auch da kann Johannes uns Vorbild sein: offen zu sein für Spuren Gottes, offen zu sein für das Wirken des guten Geites Gottes in unserer Welt, eines Geistes, der öffnet, aufatmen lässt, der Menschen hereinnimmt und nicht ausschließt, der Hoffnung gibt und nicht zerstört, der aufbaut und nicht hinunterzieht, der den Blick weit macht und nicht eng, der offen ist für neue Wege.
Gott als Maß aller Dinge
Johannes hat immer wieder betont, er selbst sei nicht der, auf den die Menschen warten, er hat auf den hingewiesen, der kommt. Als Christen wissen wir, dass nicht wir selbst das Maß aller Dinge sind, wir wissen uns als Beschenkte, als von Gott mit Gaben und Möglichkeiten, aber auch mit Grenzen ausgestattete Wesen. Dies schafft Freiraum, Handlungsspielraum für unser Tun, zugleich auch eine Gelassenheit, nicht alles selbst regeln, lösen und in der Hand haben zu müssen.
Von der Hoffnung reden, die uns erfüllt
Und als Christen haben wir – wie Johannes – auch einen Auftrag: auf Gott, auf Jesus hinzuweisen, ihn zu bezeugen, ihn bekannt zu machen – zum Glauben zu führen, Menschen für Gott zu begeistern, Menschen von der Hoffnung zu erzählen, die uns erfüllt, wie es in 1. Petr 3,15 heißt – und dies in einer Sprache, in Bildern, die die Menschen heute verstehen.
Unsere Aufgabe als Christen ist es, dazu beizutragen, die Fragen der Menschen von heute mit Gott in Berührung zu bringen – keine leichte Aufgabe in unserer säkularisierten Welt – Johannes und vor allem Jesus können uns den Weg dazu weisen. Amen.
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