Gmundner Bürgerspitalskirche
Hinterm Altar versteckte sich ein wertvolles Gemälde
GMUNDEN. Angelehnt an die Rückseite des Altares der Gmundner Bürgerspitalskirche verstaubte über Jahrzehnte, wenn nicht seit einem Jahrhundert ein Gemälde des berühmten deutschen Historienmalers Julius Hübner (1806 – 1882). Das 2,3 x 1,9 m große Ölbild zeigt eine Szene aus dem Alten Testament: „Hanna bringt Samuel zu Eli“. Eli, ein Hoher Priester, hatte der bis dahin unfruchtbaren Hanna, die Geburt eines Sohnes vorausgesagt, den die fromme Frau sodann aus Dankbarkeit schon als Kind dem Priester zur Ausbildung überantwortete. Es war der Prophet Samuel. Das Gemälde ist mit „18JH50“ ligiert und stammt zweifelsfrei von Hübner, der als einer der angesehensten Maler seiner Zeit in Deutschland galt – vergleichbar mit Hans Makart in Wien. Hübner avancierte in Dresden zum Akademieprofessor und Leiter der königlichen Gemäldegalerie. In den Salons dieses Netzwerkers traf sich Politik, Kunst und Wissenschaft. Die Schumanns und Mendelssohns waren Gäste.
Edle Stifterin: Margarethe von Schuch-Mankiewic
Licht in die Herkunft des Bildes, das Johannes Weidinger, der Direktor des K-Hof Kammerhof Museums, wiederentdeckte, brachte seine Vorgängerin Ingrid Spitzbart. Sie fand in alten Spenderlisten einen Zeitungsartikel darüber, dass das Bild 1883 in Berlin zum letzten Mal öffentlich ausgestellt und offensichtlich der Dresdner Großbürger-Familie Mankiewic verkauft worden war. Diese hatte sich 1885 in Gmunden angesiedelt.
Die spendable Lady, die das Bild 1922 dem Museum schenkte, war die Schriftstellerin, Übersetzerin und Malerin Margarethe von Schuch-Mankiewic. Diese bewohnte die Villa Louise – die spätere „Pension Daheim“ - in der Kuferzeile 35, ein stattliches Haus, das sie 1910 von ihrem Vater, dem Dresdner General-Konsul Karl Mankiewic, geerbt hatte. Die Stifterin übersiedelte, nachdem sie die Villa 1925 verkauft hatte, nach Rom, wo sie 1938 starb. Warum Margarethe Gmunden verließ, ist nicht bekannt. Sie entstammte mütterlicherseits dem jüdischen Großbürgertum in Wien.
Das vom Hübner-Webmuseum verschollen geglaubte und in der Bürgerspitalskirche entdeckte Bild hat eine imponierende Ausstellungsgeschichte vorzuweisen. Bis zum Ende des 19. Jahrhundert war es in Berlin, Hannover, München, Wien und Dublin zu sehen gewesen.
Sponsoren für Restaurierung gesucht
Leider hat „Hanna bringt Samuel zu Eli“ ein wenig Schaden genommen. Das Museum wird es etappenweise restaurieren und sucht dafür private Sponsoren. Der Gmundner Musealverein hat mit einem namhaften Betrag bereits den Anfang gemacht. Der Wert des „Hübner“ kann nur grob geschätzt werden. Eine Auktion eines ähnlichen Gemäldes des Deutschen erbrachte 25.000 Euro.
Das Hübner-Gemälde im noch nicht restaurierten Zustand.
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