Geigenbauerin in Altmünster

Im Geigenbau voll und ganz angekommen

ALTMÜNSTER.  Johanna De Hoop kommt aus einer musikalischen Familie und ist leidenschaftliche Geigenbauerin. Sie betreibt ihre Werkstatt in der Hasenau in Altmünster. In ihrem Beruf kann De Hoop nun ihr Hobby und die Liebe zum Handwerk vereinigen.

Wollten Sie schon als Kind in dem Bereich tätig sein?

Ich bin sozusagen mit der Musik großgeworden. Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie und  spiele  seit  meinem sechsten Lebensjahr Geige. Dass es berufsmässig mal in diese Richtung geht, habe ich als Kind nicht gedacht. Das ich was mit Holz und Handwerk tun möchte, habe ich aber schon früh gespürt und wie durch Zufall bin ich über den Orgelbau gestolpert und Jahre später ist mein Weg weiter gegangen zum Geigenbau. Es erstaunt mich manchmal selber, wie der Weg sich so gefunden hat. Im Geigenbau bin ich voll und ganz angekommen. Hier vereint sich für mich jetzt Beruf, Hobby und die Leidenschaft zum Handwerk und zur Musik.

Spielen Sie auch Geige, wenn ja, seit wann?

Geige und Bratsche seit der ersten Klasse Volkschule und das ist mittlerweile schon fast 30 Jahre her. Musik machen ist eine wunderbare Tätigkeit, wo man auch den Menschen in allen Lebenslagen viel geben kann oder ein Fest damit umrahmen kann. Ich musiziere im Orchester, bei den Musikfreunden Ebensee, sowie in deren Quartettformation. Ich spiele liebend gerne Volksmusik, musiziere bei verschiedensten Festen in der Kirche und alles wo und was sich eben anbietet.

Was ist das Besondere an Ihrem Beruf?

Das Besondere, schwierige Frage, ich kann mit meinen zwei Händen ein edles, wunderbar klingendes Instrument erzeugen. Zwei rohe Stücke Holz formen, ausarbeiten zum Klingen bringen, die Schnecke schnitzen, das Instrument zusammensetzen, lackieren, spielfertig machen, dem Instrument Leben einhauchen. Dieses nach und nach wachsen lassen und unter seinen Händen spüren dürfen, dass ist schon ganz wunderbar. Oder sei es für einen Profi oder Amateurmusiker, sein Instrument, das vielleicht nicht mehr klingt oder wo etwas passiert ist, wieder sorgfältig und mit Geduld zu reparieren, servicieren oder den Klang einzustellen. Es ist jedesmal eine Freude, wenn ein Musiker danach mit einem Lächeln im Gesicht meine Werkstatt verlässt.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Nach einem kräftigen Morgenkaffee, den ich auch gerne in aller Ruhe genieße, gehts ab in die Werkstatt. Entweder lauft ein Neubauprojekt und/oder es wartet die eine oder andere Reparatur auf mich. Das teile ich mir alles so ein, wie es gut passt -  mit diversen Arbeitsabläufen oder auch mal Leimzeiten. Nach einer guten Mittagspause, drehe ich meistens eine Runde draußen und dann nochmal ab in die Werkstatt. Am Abend habe ich dann auch mal die verschiedensten Proben.
Ja und wenn ich sehr vertieft bin, in ein neues Instrument, kann es schon mal vorkommen, dass ich ganz die Zeit vergesse und bis in die Nacht hinein in der Werkstatt bin.

Wie lange brauchen Sie bis eine Geige fertig gebaut ist?
Eine neue Geige rechnet man so mit etwa 160 bis 180 Stunden.

Wie groß ist die Nachfrage nach Geigen?
Die Nachfrage ist zum Glück immer gegeben, nicht nur für die Geige, auch für Bratschen und Celli. Musiker, Studenten und Amateurmusiker sind immer wieder mal auf der Suche oder bereit neue Instrumente auszuprobieren und dann auch ein neues Instrument von einem zeitgenössischen Geigenbauer zu kaufen. Aktuell baue ich gerade eine Bratsche für eine Berufsmusikerin und dann stehen schon die nächsten zwei Geigen in den Startlöchern.

Welche Materialien verwenden Sie dafür?
Die Decke eines Streichinstruments ist immer aus Fichte, der sogenannten Haselfichte. Hier brauchen wir die Leichtigkeit und die hervorragenden Schwingungseigenschaften der Fichte. Der Boden, der Zargenkranz sowie die Schnecke sind meistens aus Ahorn, den sogenannten Riegelahorn.

Was ist das Geheimnis, um den perfekten Klang einer Geige zu erzielen?
Würde ich Ihnen diese Frage beantworten, wäre es kein Geheimnis mehr. Aber, es liegt in der Erfahrung, im Tun und bauen. Jedes Instrument erhält seine "Persönlichkeit", seinen Klangcharakter und der eine Musiker sucht genau das, der andere das. Ich kann das Geheimnis echt nicht erklären. Es hat auch soviel mit Gefühl und den eigenen Klangvorstellungen zu tun. Das Instrument ist auf alle Fälle für viele Musiker ein sehr persönlicher Gegenstand und nicht zu vergessen, für die Profimusiker das tägliche Werkzeug, auf das sie sich 100 Prozent verlassen müssen.