Hilfe, Wünsche und Erfolge
Die Bilanz des 'Sozialen Briefkastens 4822’

- Schon das dritte Jahr werden im "soziale Briefkasten 4822" Wunschzettel für Soforthilfen gesammelt.
- Foto: Christian Besendorfer
- hochgeladen von Marlene Amering
In der Gemeinde Bad Goisern wurde Ende 2021 der "Soziale Briefkasten 4822" ins Leben gerufen, um Bedürftigen in der Gemeinde zu helfen. In einem Interview mit Michael Wolfsgruber, Mitglied des Gemeindevorstandes, wurden die Ergebnisse und der Zweck dieses Projektes näher beleuchtet.
BAD GOISERN. Das Projekt "Sozialer Briefkasten 4822" entstand aus einem Spendenaufruf für Sonderunterstützungen, den Gemeindevorstand Gerald Pramesberger Ende 2021 initiierte. Der temporäre Briefkasten für Spenden und Anträge fand dabei großen Zuspruch in der Bevölkerung. Nach Weihnachten 2022 beschloss Gemeindevorstand Michael Wolfsgruber, den Briefkasten dauerhaft aufzustellen, und so wurde er zu einem festen Bestandteil der Gemeinde. Dieser ist nur ein Baustein des Soforthilfe-Angebotes in Bad Goisern, ergänzend zur wichtigen jährlichen Weihnachtsaktion seit 2016. Bislang wurden etwa 10 Wunschzettel in den „Sozialen Briefkasten 4822" eingeworfen, und es konnten etwa 600 Euro an Spenden gesammelt werden. Obwohl die Nachfrage während der Weihnachtsaktion höher ist, ermöglicht das Projekt Menschen das ganze Jahr über, anonym um Hilfe zu bitten. Es besteht aber nach wie vor die Option, direkt zum Bürgerservice zu gehen, um Unterstützung zu erhalten.
Steigende Nachfrage
Die Nachfrage nach Soforthilfe hat sich im Laufe der Jahre deutlich verändert. Die häufigsten Hilfen umfassen Geldzuwendungen für Menschen in schwierigen Situationen, die beispielsweise mit Schicksalsschlägen wie Krankheit oder Unfällen konfrontiert sind. Zudem werden Hilfeleistungen wie die Finanzierung und Besorgung von Pflegemittel oder die Unterstützung bei der Zahlung der Miete angeboten. Ein weiteres fundamentales Element sind Unimarkt-Gutscheine im Wert von bis zu 50 Euro für Lebensmittel. Die Anzahl der Personen, die finanzielle Zuwendungen erhalten, ist seit 2020 kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2020 wurden 13 Personen mit einem Gesamtbetrag von 4.500 bis 5.000 Euro unterstützt. Diese Zahl stieg 2021 auf 19 Personen mit einer Gesamtsumme von 7.400 Euro an und im Jahr 2022 erhielten 26 Personen insgesamt 6.600 Euro Hilfe. Entscheidungen über finanzielle Zuwendungen werden vom Ausschuss getroffen und die Höhe der Hilfe variiert meistens zwischen 150 und 500 Euro. Bisher wurde noch kaum jemand vom Ausschuss abgelehnt, der sich um Hilfe bemüht hat. Das wichtigste Kriterium ist, dass das Einkommen eine bestimmte Grenze nicht überschreitet. Die steigende Anzahl von Menschen, die in Bad Goisern Hilfe suchen, diese beantragen und auch Unterstützung erhalten, verdeutlicht die wachsende Bedeutung sozialer Projekte und Soforthilfen in der Gemeinde. Diese Entwicklung zeigt zwar leider einer negative Entwicklung von Bedürftigkeit in der Gemeinde, aber die positive Wirkung und Notwendigkeit solcher Initiativen.
Ein Herzenswunsch
Ein besonderes Erlebnis, das Wolfsgruber in Erinnerung geblieben ist, war die Erfüllung eines Wunsches eines Bürgers durch den „Sozialen Briefkasten 4822“. Ein Herr äußerte das Anliegen, einmal einen Tag mit der Polizei zu verbringen, da er diesen Berufsweg selbst leider nicht einschlagen konnte. Wolfsgruber organisierte einen das Treffen mit den Beamten und nur wenige Tage später begleitete der Herr die Polizei und erhielt einen Einblick in den Alltag eines Polizisten. Für den Bürger ging damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung, und seine Freude darüber war riesig. Durch diese Aktion wird deutlich, dass Soforthilfen nicht ausschließlich auf finanzielle oder materielle Unterstützung beschränkt sein müssen. Das Projekt bietet ebenso eine Möglichkeit, Träume und Herzenswünsche von bedürftigen Menschen zu verwirklichen.
Trau dich!
Der "Soziale Briefkasten 4822" bietet eine diskrete und anonyme Möglichkeit für Menschen, die Hilfe benötigen, ihre Wünsche zu äußern. Wolfsgruber betont, dass der Briefkasten vertraulich behandelt wird und streng dem Datenschutz unterliegt. Außerdem befindet sich der Briefkasten in einem Nebengang des Gemeindeamtes, wo immer wenig los ist. Man kann natürlich auch direkt zum Bürgerservice gehen und um Hilfe fragen. „Dass man aber neben vielen anderen Menschen nicht über solche persönliche Probleme reden möchte, das verstehen wir“, sagt Wolfsgruber. Er ermutigt alle Betroffenen, sich zu trauen, einen Wunschzettel einzuwerfen, da dies ein einfacher und diskreter Weg ist, um effektive Unterstützung zu erhalten - „Traut euch diesen Schritt zu! Weil wenn wir nicht wissen, dass du Hilfe brauchst, dann können wir dir leider nicht helfen." Obwohl die Gemeinde manchmal proaktiv Hilfe anbietet, wissen sie bei den meisten Fällen nicht, wer Hilfe benötigt. Der "Soziale Briefkasten 4822" soll daher die Hemmschwelle senken und Menschen eine einfache Möglichkeit bieten, ihre Bedürfnisse mitzuteilen.
Langfristige Unterstützung
Der "Soziale Briefkasten 4822" ist das ganze Jahr über zugänglich und ermöglicht somit auch Soforthilfeaktionen außerhalb der Weihnachtsaktion. Das Projekt zeigt, wie eine kleine Gemeinde durch gemeinsame Solidarität und engagierten Beamten Menschen in schwierigen Lebenslagen unterstützen kann. Es ist ein Beispiel dafür, wie lokale Initiativen wirkungsvoll dazu beitragen können, das Wohlergehen der Mitbürger*innen zu fördern.
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