Ablehnung & Zustimmung: Salzkammergut-Tourismusverbände führen Fusions-Gespräche
Im Februar wurden Änderungen im OÖ Tourismusgesetz beschlossen: Zeit für Verbände, zu handeln. Ischl und Inneres Salzkammergut sprechen sich gegen Fusion aus, Almtal und Traunseeregion haben positive Gespräche geführt
BAD ISCHL. Am 15. Mai ging die Mitgliedervollversammlung des Tourismusverbandes Bad Ischl über die Bühne. „Ein reger Teilnehmeransturm“, meinte Edwin Gruber, Vorsitzender des TVB Bad Ischl, direkt vor Beginn, „normalerweise sind halb so viele Leute da.“ Kein Wunder, war doch eine Woche zuvor eine Machbarkeitsstudie zur Fusion der Tourismusverbände Bad Ischl und Inneres Salzkammergut präsentiert worden und auf wenig Gegenliebe gestoßen. Gruber präsentierte die Ergebnisse der etwa 24.000 Euro teuren Studie von Kohl & Partner, die viele Gemeinsamkeiten der betroffenen Verbände aufzeigte und eine klare Empfehlung zur intensiveren Kooperation und zur Fusion abgab. Allein aus finanzieller Sicht, wie es in der Studie heißt: So würde das Marketing Budget von Ischl (1,75 Mio Euro) und dem Inneren Salzkammergut (2,15 Mio Euro) gebündelt knapp 4 Millionen Euro ergeben, die man gemeinsam nutzen könnte. Um die Ischler TVB-Mitglieder zumindest für die Grundidee zu gewinnen, wurde die Frage, über die im Rahmen der Zusammenkunft abgestimmt werden sollte, abgeschwächt: „Sind Sie als Mitglied der Vollversammlung damit einverstanden, dass die begonnene Zusammenarbeit in Form von Kooperationen und Projekten mit dem TVB Inneres Salzkammergut weiterverfolgt werden soll?“, lautete diese, von einer möglichen Fusion fehlt jede Spur. Bevor abgestimmt wurde, wurde diskutiert. Brigitte Stumpner, Salzkammergut Touristik, bezeichnete Kooperationen zwischen den Verbänden als selbstverständlich: „Das muss sogar das oberste Gebot der Stunde sein.“ Johann Panhuber, Landhotel Hubertushof, stellte den Antrag, die Abstimmungsfrage doch zumindest auf alle im Salzkammergut befindlichen Tourismusverbände zu erweitern.
Nur 39 Ja-Stimmen für weitere Kooperationen
Was sich in der Diskussionsrunde schon abzeichnete, wurde nach der Abstimmung Gewissheit: Von 96 möglichen Stimmen entfielen 39 auf Ja, 30 auf Nein und 15 waren ungültig, der Rest stimmte nicht ab. Die absolute Mehrheit für den Vorschlag wurde nicht erreicht, was bedeuten würde, dass der Tourismusverband Bad Ischl künftig nicht mehr mit dem TVB Inneres Salzkammergut kooperieren dürfte. Edwin Gruber nahm dazu bislang keine Stellung. STMG-Vorsitzender Karlheinz Eder meinte nur: „Ich bin mit diesem Ergebnis nicht glücklich und hoffe, dass man trotzdem aufeinander zugehen wird.“ Nach Beendigung der Versammlung war für Gruber klar: "Das Ergebnis war kein Nein zu weiteren Kooperationen, sondern etwas persönliches gegen mich."
Bad Goisern splittet Frage auf
Zeitgleich wurde in Bad Goisern ebenfalls eine Vollversammlung der Touristiker abgehalten. Unter anderem auch die oben erwähnte Frage, nur eben als passendes Gegenstück. Weil sich die Mitglieder aber dafür aussprachen, die Frage aufzuteilen ergab sich folgende Aufteilung: 119:37 für eine Kooperation mit dem Ischler Tourismusverband, 136:22 gegen eine Fusion.
Bad Ischl & St. Wolfgang: "Fusion" wurde überflüssig
Eine „Fusion“ der Ischler und St. Wolfganger Tourismusbelange hat es übrigens bereits gegeben: 1999 wurde diese beschlossen und gefeiert, 2001 aber als nicht mehr notwendig erachtet. In diesem Jahr war die STMG, die Salzkammergut Tourismus GmbH, gegründet worden. "Die STMG ist kein übergeordneter Tourismusverband Salzkammergut sondern vergleichsweise wie eine Marketingagentur zu sehen“, erklärte Gruber in einer E-Mailaussendung. "Somit ist auch klar, dass Fusionierungen einzelner Verbände innerhalb der STMG mit den Aufgaben der STMG keine direkte Verbindung haben und diese auch kein Ende der STMG bedeuten würden.“ Für viele TVB-Mitglieder, die zur Abstimmung gekommen waren, schien es auf jeden Fall keinen Sinn gemacht zu haben, zu fusionieren, wenn beide Verbände gesondert ohnehin schon sehr gut dastehen. „Vielmehr sollte man innerhalb der STMG noch intensiver kooperieren“, so der Tenor.
Almtal braucht größeren Verband
Aufgeschlossener, was eine Fusion anbelangt, ist man im nördlichen Salzkammergut: „Wir sind Mitten im Prozess, die beiden Regionen Almtal und Traunsee zusammenzulegen. Laut Vorgabe des OÖ. Tourismusgesetzes müssten wir uns im Almtal einen größeren Verband suchen. Wir sind daher proaktiv auf die Ferienregion zugegangen, da es mehrere gemeinsame erfolgreiche Projekte gibt. Auch geographisch ist der Transee in unserer Nähe, die Karte zeigt ein harmonisches Bild – die Traun und die Alm bilden quasi ein Delta“, so Stefan Schimpl, Geschäftsführer der Ferienregion Almtal. Ziel ist es, mit 1. Jänner 2019 die Fusion abzuschließen.
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