Drahomira Sinzinger
"Gespräche sind durch nichts zu ersetzen"

Drahomira Sinzinger ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin am Klinikum Schärding. Sie leitet die Pflege in der Anästhesiologie und Intensivmedizin – und war im Jahr 2020 stark gefordert. | Foto: OÖG
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Wie wichtig der Kontakt zu Patienten ist, weiß Drahomira Sinzinger, diplomierte Krankenpflegerin.

SCHÄRDING. Drahomira Sinzinger ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin am Klinikum Schärding. Sie leitet die Pflege in der Anästhesiologie und Intensivmedizin – und war im Jahr 2020 stark gefordert.

Wie haben Sie die letzten Monate hinsichtlich der beruflichen Belastung erlebt?

Der Umgang mit Krisen zählt an Intensivstationen „eigentlich“ zum Alltag, aber diese Corona-Pandemie hat uns tagtäglich vor unbekannte Herausforderungen gestellt. Es ist auch nicht vergleichbar mit anderen Krisensituationen. Jeden Tag gab es neue Erkenntnisse, Änderungen der Vorgehensweisen, neue Vorgaben. Diese Umstände und die Versorgung von schwersterkrankten Menschen verlangt uns vieles ab – sowohl psychisch als auch physisch. Natürlich war auch das Privatleben, nicht zuletzt durch die beruflichen Herausforderungen, beeinflusst.

Und privat?
Ich bin Mutter zweier Kinder, deren Alltagsleben plötzlich auf den Kopf gestellt wurde. Keine Freunde mehr, Einschränkungen, Maskentragen, Distance Learning und so weiter. Der Lockdown hat große Anstrengungen und Doppelbelastungen mit sich gezogen. Wenn ich trotz allem ein Resümee ziehen müsste, würde ich sagen, dass alle beruflichen wie privaten Anstrengungen dazu beigetragen haben, ein wenig Stabilität und Sicherheit zu geben und letztlich die Krisenbewältigung positiv zu beeinflussen. 

Wie denken Sie geht die Bevölkerung in Schärding mit den Corona-Maßnahmen um?
Ich denke, dass sich die Bevölkerung – nicht zuletzt, weil sie den Ernst der Lage erkannt haben – sich mit den notwendigen Maßnahmen abgefunden hat. Ja, Maskentragen ist eine Einschränkung, aber nicht vergleichbar mit der sozialen Isolation. Vor allem von älteren Menschen, die alleine leben. In diesen Zeiten wird deutlich, welchen Stellenwert das soziale Miteinander hat, das früher als selbstverständlich gesehen wurde. Gerade physischer Kontakte und Berührungen unseren Lieben, was uns in schweren Stunden Trost spendet, kann leider nur zum Teil durch digitale Medien ersetzt werden. Trotzdem ist es mir wichtig zu sagen, diese Maßnahmen sind unabdingbar, wenn wir wieder Normalität haben möchten sowie uns und unsere Mitmenschen schützen wollen.

Können Sie sich noch erinnern, warum Sie sich für die Krankenpflege entschieden haben?
Sogar ganz genau: Ich war schon als Kind sehr sozial und hatte großes Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern. Mit 14 Jahren habe ich den Pflegeberuf kennengelernt und wusste, dass ich diesen später einmal ergreifen möchte.

Haben Sie Erlebnisse mit Patienten, an die Sie sich gerne erinnern?
Sehr viele. Vor allem berühren mich Begegnungen, in denen ich einen Beitrag zur Genesung der Patienten leisten konnte.

Was sind die größten Herausforderungen des Berufes?
Gute Frage. Vor Dienstbeginn weiß man nie, welche neuen Herausforderungen der Tag bringt. Pflege ist ein verantwortungsvoller Beruf, in dem sich der Wissensstand laufend ändert. Deswegen ist es wichtig, sich immer wieder fortzubilden – das bedeutet lebenslanges Lernen. Pflegefachkräfte begleiten, beraten und unterstützen ihre Patienten. Das berührt emotional, vor allem, wenn es um Leid und Tod von Menschen geht. Diese Momente gehen uns selbst nahe – manchmal brauchen auch wir Pflegefachkräfte Unterstützung bei der Bewältigung. Es sind auch die Dynamik und die sich rasch ändernden Rahmenbedingungen, die uns im täglichen Tun herausfordern.

Als Pflegefachkraft hat man von allen Spitals-Mitarbeitern den intensivsten Kontakt zu den Patienten. Wie entscheidend ist das für deren Genesung?
Patientenkontakt ist von größter Bedeutung, wenn es um die Genesung geht. Menschen, gerade kranke, brauchen in einer unbekannten Umgebung wie dem Spital Zuwendung. Gespräche sind durch nichts zu ersetzen. Wer stationär in einem Krankenhaus liegt, braucht medizinische Hilfe, hat Schmerzen und Ängste. Gerade jetzt, wo Besuche aufgrund der Pandemie eingeschränkt sind, brauchen Patienten jemandem, dem sie sich anvertrauen können. Mit dem sie über Sorgen, Ängste und Unwohlsein sprechen können. Und Patienten werden in den Gesprächen auch informiert und beraten. Somit können sie besser mit ihrer Krankheit umgehen.

Schätzt die Gesellschaft Pflegepersonal genügend?
Großteils ja. Jene, die Einblick in unsere Arbeit bekommen haben, wissen unsere Leistungen sehr wohl zu schätzen. Natürlich gibt es auch Personen, die sich noch kein Urteil bilden konnten. In meinem Umkreis, wird die Arbeit, die ich leiste, jedoch immer wertgeschätzt – und das wird auch zum Ausdruck gebracht.

Würden Sie sich heute noch einmal für den Beruf entscheiden – und warum?
Ja, auf jeden Fall, weil es für mich ein sehr schöner und erfüllender Beruf ist.

Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit auch in Zukunft noch genügend junge Menschen diesen tollen Beruf ausüben wollen?

Ich denke, die Rahmenbedingungen sind bestens. Pflege steht für Vielfalt, Sinngebung und für Entwicklung. Letztendlich geht es darum, einen Zweck in seinem Tun zu haben. Also „warum“ übe ich diesen schönen, aber fordernden Beruf aus. Viele junge Leute brauchen Perspektiven, Ziele und Abwechslung im Berufsleben und neue Herausforderungen. Erfolge – sei es, die berufliche oder persönliche Weiterentwicklung oder ein schönes Erlebnis mit einem Patienten – sind es letztlich, was unser Berufsleben bunter und abwechslungsreicher macht. 

Steckbrief Drahomira Sinzinger

Alter: 44 Jahre
Wohnort: Brunnenthal
Familienstand: verheiratet, zwei Kinder
Beruf: Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin
Hobbys: Sport
Lebensmotto: Das wahre Glück ist, nicht immer das Beste zu haben, sondern aus allem das Beste zu machen.

Drahomira Sinzinger ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin am Klinikum Schärding. Sie leitet die Pflege in der Anästhesiologie und Intensivmedizin – und war im Jahr 2020 stark gefordert. | Foto: OÖG
Drahomira Sinzinger ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin am Klinikum Schärding. Sie leitet die Pflege in der Anästhesiologie und Intensivmedizin – und war im Jahr 2020 stark gefordert. | Foto: OÖG
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