Appell an alle: "Pflanzt mehr an"
Sie saugt den Bienen das Blut aus: Zeller Imker sagen den Varroamilben den Kampf an.
BEZIRK, ZELL (kpr). Zum Bienensterben tragen mehrere Faktoren bei, weiß Imkermeister Anton Reitinger aus Zell an der Pram. Vor allem aber seien es die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe und eine extreme Armut an Blütenpollen, die der Biene zusetzen.
Denn: Durch Pflanzenschutzmittel und häufiges Mähen sei die Pollenversorgung nicht gewährleistet. "Ein einziges Bienenvolk benötigt etwa 25 Kilogramm Pollen im Jahr – als Eiweißlieferant für die Brut", weiß Reitinger. "Der Biene fehlen wichtige Nährstoffe, wenn alles Blühende, sogenanntes Unkraut, vernichtet wird." Jeder könne der Biene helfen, ob Gartenbesitzer, Landwirt, öffentliche Hand. "Und zwar indem wir den Bienen wieder mehr Flächen mit einfach blühenden Blumen geben." Reitinger denkt hierbei an Sommer- und Herbstblumen wie Mignon- oder Zwergdahlien, Astern oder Sträucher wie den Hibiskus.
Landwirte: "Alles, was geht"
Laut Bezirksbauernkammerobmann Peter Gumpinger macht die Landwirtschaft im Bezirk bereits alles, was möglich ist, um dem Bienensterben entgegenzuwirken. "Insektizide werden beim Raps beispielsweise erst nach dem Bienenflug versprüht", sagt er. Aber auch er weiß: "Es ist vor allem die Varroamilbe, die die Bienenvölker gefährdet."
Imkermeister Reitinger berichtet von beträchtlichen Ausfällen: "Aufgrund der milden Winter in den vergangenen zwei Jahren konnte sich die Varroamilbe in der Bienenbrut vermehren. Eine Milbe saugt einer Biene bis zu 40 Prozent Blut aus, schwächt sie, sucht die Brut auf und legt dort Eier", berichtet Reitinger. Der Imker referiert in ganz Österreich über die Bekämpfung des Schädlings. Die Varroamilbe vermehrt sich rasend schnell: "Sind es im März noch 100 Milben in einem Bienenvolk, könnten es im Oktober schon 10.000 sein. Ein Volk verträgt nur bis zu 4500 Milben", warnt der Imkermeister. Seine Devise: "Wir können uns sehr wohl gegen die Varroa wehren, wenn rechtzeitig Maßnahmen gesetzt werden." Gemeinsam mit der Imkerortsgruppe Zell an der Pram hat er ein Konzept entwickelt, um den Schädlingen den Kampf anzusagen (mehr dazu unten). "Wir müssen der Biene in dieser Situation beistehen. Sie hat ohne Hilfe des Imkers zur Zeit keine Überlebenschance", ist sich Reitinger sicher.
Varroa-Diagnose
Anton Reitinger hat zusammen mit der Imker-Ortsgruppe Zell an der Pram ein Konzept entwickelt, um die rasche Verbreitung der Varroa-Milbe einzudämmen. Denn eine Milbe legt in der Brut bis zu sechs Eier, die bereits nach elf Tagen schlüpfen.
Varroa-Diagnose:Diese erfolgt in der ersten Juni-Woche. Unter den Bienensitz schieben die Imker für drei Tage eine gittergeschützte Einlage. Fallen mehr als sechs Milben pro Tag ab, ist Handeln angesagt. Reitinger rät zu einer Brutpause (die Königin wird in eine Wabentasche gesperrt) oder zu einer zweistündigen Wärmebehandlung der Brutwaben (39 Grad), bei der die Varroamilben sterben. Die Biene verträgt diese kurzfristige Erwärmung. Ende Juli, wenn die Honigräume abgenommen sind, erfolgt die erste Fütterung und die Varroahauptbehandlung mit Ameisensäure.
Bienen-Hilfe in Freinberg
Die Gemeinde Freinberg hat ein besonderes Projekt gestartet und hilft den Bienen mit einem blühenden Paradies. Mehr dazu finden Sie hier.
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