Die Geldquelle aus dem Hahn?
Leitungswasser kostet – auch beim Wirt. Aber ist das auch gerechtfertigt? Wir haben nachgefragt.
SCHÄRDING (mma). Lieber Mineralwasser oder Leitungswasser? Spätestens, wenns um Sparen im Wirtshaus geht, stellen sich wohl viele diese Frage. Von 138 in ganz Oberösterreich überprüften Gastronomiebetrieben verlangten 36 etwas für ein Glas Leitungswasser – hochgerechnet auf einen Liter sind das zwischen 0,40 und 2,80 Euro. Das zeigt eine Studie des Landes Oberösterreich. Die restlichen 102 Betriebe schenken das Leitungswasser gratis aus.
"Der Wirt ist selbst Schuld, wenn er nichts verlangt. Wir bekommen auch nichts geschenkt", sagt dazu Bezirks-Wirtesprecher und Stiegenwirt-Chef Stefan Schneebauer aus Schärding. Er betont: "Die Steuern und Abgaben sind in den letzten zehn Jahren explodiert und auf diesen Kosten bleibt der Wirt sitzen." Da sei es unumgänglich, dass der Gastronom etwas für's Glas Leitungswasser verlangt. "Außerdem muss das Glas Wasser ja auch irgendwie auf den Tisch kommen und schon alleine diese Tatsache rechtfertigt die Verrechnung", ist Schneebauer überzeugt. Er selbst verlangt in seinem Wirtshaus, dem Stiegenwirt in Schärding, 50 Cent pro halben Liter Leitungswasser. Nur zum Kaffee, zum Glas Wein oder wenn der Gast Wasser verlangt, um seine Medikamente zu nehmen, sei es gratis.
Dienstleistung gehört bezahlt
Als Argument für die Verrechnung von Wasser aus der Leitung nennen Betriebe in erster Linie die Dienstleistungen, sprich das Servieren und das Abwaschen. Dass die Serviceleistung abgedeckt sein soll, findet auch Umwelt-Landesrat Rudi Anschober. Allerdings fordert er maximal geringe Preise für ein Glas Wasser in der Gastronomie. Für Preise von Leitungswasser in der Höhe von Mineralwasser habe er hierbei überhaupt kein Verständnis. "Das ist bloß Geschäftemacherei", betont Anschober. "Absolut sympatisch" findet Anschober die Vielzahl an Gastrobetrieben, die das Glas Wasser gratis an die Gäste ausgibt.
Und wie steht's mit der Wasserqualität bei uns?
Trinkwasser aus der Leitung schmeckt nicht überall gleich. Das können wohl alle überzeugten Wassertrinker bestätigen. Warum das so ist, wissen die wenigsten. Die Qualität ist von Ort zu Ort verschieden und hängt von allerhand Faktoren ab. Gewisse Grenzwerte sollen nicht unter- oder überschritten werden, wie Markus Furtner von der Stadtgemeinde Schärding sagt. Das Wasserwerk Schärding teilt regelmäßig auf der Homepage der Stadt den ph-Wert des Wassers mit. Dieser zeige, ob das Wasser "rein" ist. Und das ist bei einem ph-Wert von etwa 7 der Fall. Die Bodenbeschaffenheit wirke sich nicht auf die Qualität des Leitungswassers aus. Denn die Quellen sind 64 Meter tief im Brunnen angeschlossen. Weil in den Quellen ein Druck von rund 2 Bar herrscht, könne nichts eindringen. "Der Leitungswasserverbrauch liegt nachts bei rund 6 Liter pro Sekunde, am Morgen steigt er auf rund 20 Liter", erklärt Markus Furtner. Bei Volllast der Pumpen seien es rund 30 Liter Wasser pro Sekunde.
Umfrage
Roland Ebner, Kirchenwirt Andorf: "Mir kommt es absolut nicht richtig vor, für Leitungswasser etwas zu verlangen. Überhaupt am Land muss man schauen, dass einem die Gäste bleiben. Ich kann mir auch vorstellen, dass der Wirt gleich in aller Munde ist, wenn das Wasser aus dem Hahn kostet. In der Stadt ist es möglicherweise einfacher, Geld zu verlangen."
Ingrid Garibaldi, Ristorante Garibaldi Schärding: "Wenn unser Gast nur Leitungswasser bestellt, ohne zusätzliches Getränk, zum Beispiel ein Glas Wein, dann wird pro halbem Liter 1 Euro verrechnet. Dies soll die Kosten fürs Gläser Abwaschen, für den Service und so weiter decken. Demnächst wird diese Zusatzinformation auch in unserer Speisekarte ergänzt."
Gerhard Blaas, Restaurant Blaas Freinberg: "Für uns ist es selbstverständlich, für ein Glas Leitungswasser nichts zu verlangen, denn meistens wird sowieso mehr konsumiert. Die Gäste kommen zu uns, um zu essen und zu trinken. Da kann ich ein Glas Wasser gerne gratis dazu geben. Davon abgesehen, dass bei einem Kaffee generell immer ein Wasser dabei ist."
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