Walter Christl
"Geht es der Natur gut, geht´s den Menschen gut"

Walter Christl aus Brunnenthal ist Naturschützer. | Foto: Walter Christl
  • Walter Christl aus Brunnenthal ist Naturschützer.
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Walter Christl ist seit Jahrzehnten im Naturschutz aktiv – und denkt noch nicht ans Aufhören.

BRUNNENTHAL. Der 74-Jährige spricht über aktuelle Herausforderungen und Grundstücksankäufe.

Woher kommt Ihre Naturverbundenheit?
In meiner Kindheit und Jugend besuchten wir Enkel gerne den Bauernhof unserer Großmutter, welche uns Tierliebe vermittelte und dass Tiere nicht gequält werden dürfen. Eine Faszination übte bei mir im Winter das Beobachten der Vögel beim Futterhaus aus und ich begann, mit den bescheidenen Möglichkeiten eines Lexikons, Arten zu bestimmen.

Was verstehen Sie unter Naturschutz?

Mein Wahlspruch – abgeleitet vom Sager von Christoph Leitl – lautet: Geht’s der Natur gut, geht’s den Menschen gut! Nur durch Artenvielfalt kann die Lebensqualität einer Landschaft erhalten bleiben – das versucht Naturschutz.

Welche aktuellen Themen gibt es im Bezirk?

Das Artensterben oder Ausdünnen des Artenbestands, allen voran das Insektensterben, ist das augenscheinlichste. Vielen wird schon aufgefallen sein, dass nach einer Autofahrt viel weniger tote Insekten an der Windschutzscheibe kleben als früher. Das geringere Insektenvorkommen wirkt sich auf die Vogelwelt aus. In diesem Zusammenhang hat sich das Schlägeln von Straßenbegleitgrün als Sparmöglichkeit bei den Straßenmeistereien und Gemeinden eingeführt. Der Schlägelmulch verpilzt und lässt kein Licht für viele Pflanzen auf den Boden durchdringen. Weniger offener Wiesenboden und Blütenpflanzen nehmen auch vielen Wildbienenarten die Brutmöglichkeiten. Die Ausdünnung des Habichtbestands – als Spitzenbeutegreifer und Regulativ in der Beutegreiferhierarchie – wirkt sich negativ auf den Singvogel-, Kleinsäuger- und Kriechtierbestand aus.

Konnten Sie in den vielen Jahren Erfolge verbuchen?

Als großen Erfolg konnten wir Anfang der 70er Jahre von Schärding ausgehend eine ganzjährige Schonzeit für den Habicht erwirken. Oder den Schutz der „Bernaschek-Insel“ im Inn gegenüber von Vornbach, welche als Motorbootstützpunkt genutzt werden sollte. Ich habe mich auch gegen die totale Flussbegradigung der Pram von Taufkirchen flussaufwärts bis Andorf stark gemacht. Das Altflussbett blieb in ihren Mäandern erhalten, es wurden lediglich Flutmulden zur Abführung größerer Wassermassen errichtet.

Wie naturverbunden ist der durchschnittliche Schärdinger überhaupt noch?
In Einzelgesprächen bekomme ich im Durchschnitt schon den Eindruck von Naturverbundenheit. Es hängt beim Einzelnen wirklich von der Vertiefung im Verständnis für ökologische Zusammenhänge und Kenntnis von Arten in der Alltagsbegegnung in der Wohnumgebung oder beim Wandern ab. Der Stellenwert des Naturschutzes kann von den Medien und von der Politik in eine grundlegende Höhe getragen und vertreten werden. Für alle Bereiche, ob öffentlicher Raum, Energie, Kleinklima, Raumordnung oder Artenvielfalt sollte Ökologie und Artenschutz für Bewilligungen vorausgesetzt werden. Die Landesgartenschau 2025 sehe ich zudem als tolle Gelegenheit für Naturvermittlung.

Es werden zu Schutzzwecken auch Grundstücke angekauft.
Mit dem Grundsatz „Naturschutz durch Grundkauf“ wurden aus dem Landschaftsfonds des Landes OÖ Grundstücke im Sauwald wie das Ahörndlmoor, Waldwiesen Waleithen oder die Feuchtwiese in Aschenberg erworben. Dazu Feuchtwiesen am Pfudabach in Sigharting, welche im Zuge einer Grundzusammenlegung fast elf Hektar ausmachen. Weitere Feuchtwiesenankäufe erfolgten über meine Initiative in Diersbach-Antersham. Mit dem Ankauf im Bereich des Schwendtbaches in Schardenberg-Achleiten sicherten wir eine Biber-Kaskadenlandschaft sowie eine Magerwiese mit dem Großen Wiesenknopf als Lebensraum für den Ameisenbläuling.

Gab es auch Projekte mit der Öffentlichkeit?
Die Kooperation mit dem Verein “thema:natur“ bzw. Suske-Consulting hat sich mit dem Zielthema Insektenschutz sehr arbeitsreich und interessant entwickelt. Die Ausstellung zum Biber in der Neuen Mittelschule Taufkrichen an der Pram mit Vorträgen vor Schülern, als Lehrerfortbildung der ARGE Biologie und mit Publikumsbesuch war ein tolles Projekt im April 2022. Es freut mich, dass ich eine Adresse für den Naturschutz darstelle und für Fragen zur und Notfälle in der Natur angefragt werde. Wobei Hilfe zur Selbsthilfe bei Beratungen im Vordergrund stehen.

Wie naturverbunden ist der durchschnittliche Schärdinger überhaupt noch?
In Einzelgesprächen bekomme ich im Durchschnitt schon den Eindruck von Naturverbundenheit. Es hängt beim Einzelnen wirklich von der Vertiefung im Verständnis für ökologische Zusammenhänge und Kenntnis von Arten in der Alltagsbegegnung in der Wohnumgebung oder beim Wandern ab. Der Stellenwert des Naturschutzes kann von den Medien und von der Politik in eine grundlegende Höhe getragen und vertreten werden. Für alle Bereiche, ob öffentlicher Raum, Energie, Kleinklima, Raumordnung oder Artenvielfalt sollte Ökologie und Artenschutz für Bewilligungen vorausgesetzt werden. Die Landesgartenschau 2025 sehe ich zudem als tolle Gelegenheit für Naturvermittlung.

Naturschutz und Klimaschutz hängen zusammen – beide Themen polarisieren. Wurden Sie für Ihr Engagement schon mal belächelt oder angefeindet?

Beides habe ich erlebt und erlebe es immer noch. Den Klimawandel zu leugnen oder für uns nördlich der Alpen als Vorteil zu verkaufen, ist auch ein Leugnerargument. Die Veränderungen gehen nicht mehr schleichend vor sich, sondern zeigen sich nun in Echtzeit.

Gibt es irgendwelche aktuellen Projekte des Verein „NATURSCHUTZ OÖ Schärding“? 
Die Kooperation mit dem Verein “thema:natur“ bzw. Suske-Consulting mit dem Zielthema Insektenschutz bleibt auch zukünftig aufrecht. Es gibt viel zu tun – Stichpunkte sind Fledermausschutz und Windkraft, Erwirken einer Schonzeit für den Waldnützling oder Rückgang von Abendsegler oder Rotfuchs. Auch Themen wie Energiewende ohne Landschaftsverbrauch oder Energieeffizienz haben mit Naturschutz zu tun.  Grundkauf in Kooperation mit dem Landschaftsfonds Oberösterreich bleibt weiterhin Aktivitätsthema. Zudem wollen wir uns in die Landesgartenschau 2025 einbringen. Öffentlichkeitsarbeit, unser Wissen für die Landwirtschaft nützen oder Interesse an der Natur fördern, durch zum Beispiel Exkursionen oder Vorträge an Schulen, steht auf der Agenda. 

Haben Sie einen Appell an die nächste Generation?
Bewusst leben lernen, sich als Teil der Natur verstehen – niemand lebt für sich allein.

Steckbrief:

Wohnort: Brunnenthal
Beruf: Pensionist, vorher Bürokaufmann
Geburtsdatum: 12. Juni 1948
Lieblingsmusik: VSOP mit Christian Kolonovits
Ziele: Humor nicht verlieren, Zuversicht behalten.

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