Konditorei Eibensteiner
Nach 30 Jahren gelebtem Jugendtraum ist Schluss

Während sie ihr Ihre Konditorei mit 31. Dezember 2020 geschlossen haben, führen Ernst und Monika Eibensteiner ihr Hotel Eibensteiner noch weiter.  | Foto: Michelle Bichler
3Bilder
  • Während sie ihr Ihre Konditorei mit 31. Dezember 2020 geschlossen haben, führen Ernst und Monika Eibensteiner ihr Hotel Eibensteiner noch weiter.
  • Foto: Michelle Bichler
  • hochgeladen von Michelle Bichler

Ernst und Monika Eibensteiner schlossen am 31. Dezember 2020 nach 30 Jahren ihre Konditorei in Schärding und gingen in Pension.  

SCHÄRDING (bich). Im Interview erzählen die frisch gebackenen Rentner wie sie sich ihren Lebenstraum erfüllten, womit Stammgäste sie zum Abschied überraschten und was nun mit der Konditorei geschieht. 

Seit 31. Dezember 2020 sind Sie in Pension, die Konditorei Eibensteiner ist zu. Kam beim Schließen Wehmut auf?
Monika Eibensteiner: Große Wehmut. Wir waren 30 Jahre selbstständig und haben mit der Konditorei unseren Lebenstraum erfüllt. Sie war unser Lebenswerk. Das schließt man nicht so ganz ohne Emotionen.
Ernst Eibensteiner: Man bereitet sich geistig auf die Pensionierung vor, aber wenn der Zeitpunkt dann da ist, kommt schon Wehmut auf. Leider fiel das Schließen unseres Geschäfts mit Corona zusammen. So konnten wir uns nicht so von unseren Kunden verabschieden, wie wir das gerne gemacht hätten.

"Wir haben mit der Konditorei unseren Lebenstraum erfüllt. Sie war unser Lebenswerk. Das schließt man nicht so ganz ohne Emotionen." (Monika Eibensteiner)

Gab es überhaupt Abschiedsbesuche?
Monika E.: Es kamen noch viele vorbei. Damit hatten wir gar nicht gerechnet. Aber im Laufe der Jahre entstanden zum Teil sehr persönliche Beziehungen mit unseren Kunden. Da entstehen starke Bindungen.
Ernst E.: Was schön war und uns jetzt noch berührt ist, dass wir heute noch Briefe von Kunden erhalten, die sich für die lange Zeit bedanken, die wir für sie da waren. Dass sie uns und unsere Produkte vermissen. So mancher fragt auch nach Rezepten (schmunzelt).

Wann hatten Sie Ihre Konditorei eigentlich eröffnet?
Monika E.: Im April 1991 feierten wir Eröffnung. 

Wie sieht Ihr persönlicher Rückblick auf die vergangenen Jahre aus?
Monika E.: Ich habe ein sehr positives, schönes Gefühl, wenn ich auf die letzten 30 Jahre zurückblicke. Weil wir eigentlich alles geschafft, was wir uns erträumt haben. Unser Lebenstraum ging in Erfüllung. Ich bin auch für unsere Kunden dankbar, die uns sehr vertraut haben. Sie sagten: Machen Sie uns einfach was, ohne besondere An- oder Vorgaben. Weil sie von unseren Produkten und ihrer Qualität überzeugt waren. 

"Was schön war und uns jetzt noch berührt ist, dass wir heute noch Briefe von Kunden erhalten, die sich für die lange Zeit bedanken, die wir für sie da waren." (Ernst Eibensteiner)

Was waren Highlights in dieser langen Zeit?
Monika E.: Da gab es so viele, da fallen mir ganz keine einzelnen ein, die ich hervorheben will. 
Ernst E.: Highlights waren neue Aufträge, die uns gefordert haben, und die dann super gelungen und bei den Kunden angekommen sind. Ich erinnere mich etwa an die große Torte zur 700-Jahr-Feier der Stadt Schärding.

Gab's auch weniger schöne Momente?
Ernst E.: Tiefschläge gab es eigentlich kaum welche. Deprimierend ist nur, dass sich kein Nachfolger gefunden hat. Unser Traum wäre gewesen, dass die Konditorei weitergeführt wird. 

Und da gab's keine Interessenten?
Ernst E.: Für eine Fortführung der alten Zunft der Konditorei und Lebzelterei nicht. Davon gibt's ja in Oberösterreich nur mehr eine Handvoll. Und es wäre schade, wenn diese Zunft aussterben würde.

"Deprimierend ist nur, dass sich kein Nachfolger gefunden hat. Unser Traum wäre gewesen, dass die Konditorei weitergeführt wird." (Ernst Eibensteiner)

Sie suchen also nach einem Pächter für das Haus?
Monika E.: Genau. Wir wollen das Haus als Konditorei verpachten. Als Café ginge es wahrscheinlich schneller, jemanden zu finden. Da hatten wir auch schon Anfragen. Aber wir wollen einen Konditor-Fachmann. 
Ernst E.: Die Infrastruktur wäre ja vorhanden. Er oder sie könnte sofort loslegen. Ich würde auch meine ganzen Rezepte, Formen und mein Fachwissen, soweit gewünscht, zur Verfügung stellen. 

Was hat sich in der Gastronomieszene in den letzten Jahren am meisten verändert?
Monika E.: Die Mitbewerber sind mehr geworden. Und die Kunden selbst haben sich auch verändert. Früher nahmen die Leute mehr mit, heute wird mehr sofort konsumiert.
Ernst E.: Die Leute sind heute übersättigt. Sie kriegen überall was Süßes. Das ist zwar ein anderes Angebot als bei uns, aber es ist an jeder Ecke erhältlich. Lebkuchen stehen im Herbst palettenweise in den Supermärkten. Da greift die Mehrheit zu.

"Die Mitbewerber sind mehr geworden. Und die Kunden selbst haben sich auch verändert. Früher nahmen die Leute mehr mit, heute wird mehr sofort konsumiert." (Monika Eibensteiner)

Wenn Sie jetzt noch mal vor den Anfängen stünden, würden Sie etwas anders machen?
Monika E.: Nein, eigentlich nicht. Da gab's nichts, das wir gemacht haben, das wir als großen Fehler ansehen.

Sie haben ja auch noch das Hotel Eibensteiner. Führen Sie dieses weiter?
Ernst E.: Ja, das Hotel führen wir weiter. So haben wir noch etwas zu tun und sind nicht nur Pensionisten (schmunzelt). Wir warten jetzt nur, dass wir wieder aufsperren dürfen.

Welche Zukunftsperspektiven sehen Sie für die Stadt Schärding?
Ernst E.: Ich glaube, Schärding hat noch viel Potential – gerade für kleine Firmen. Dennoch werden wir uns stark bemühen müssen, um am Ball zu bleiben. Kleinstädte werden derzeit im Vergleich zu großen Städten mit großen Einkaufszentren regelrecht ausgesaugt. Deshalb müssen wir in Schärding darauf achten, dass nicht nur der Tourismus floriert, sondern auch der Handel. Die Kunden entscheiden mit ihren Einkäufen über die Zukunft der regionalen Betriebe und damit in Folge auch über die Zukunft der eigenen Stadt – was sie hier vor Ort in ein paar Jahren noch vorfinden werden. Das muss den Leuten bewusster werden.

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Schärding auf MeinBezirk.at/Schärding

Neuigkeiten aus Schärding als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Schärding auf Facebook: MeinBezirk.at/Schärding - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Schärding und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.