Klimaveränderung
Um 2 Grad mehr in Sommermonaten als noch vor 50 Jahren

Auch trockenheitsliebenden Pflanzen wie Mais kommen in besonders niederschlagsarmen Sommern an ihre Grenzen. Schon seit Jahrzehnten verschieben sich in der Landwirtschaft die Erntezeiten und der Trend zu anderen Kulturen.  | Foto: Kathrin Schwendinger
  • Auch trockenheitsliebenden Pflanzen wie Mais kommen in besonders niederschlagsarmen Sommern an ihre Grenzen. Schon seit Jahrzehnten verschieben sich in der Landwirtschaft die Erntezeiten und der Trend zu anderen Kulturen.
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Im Bezirk ist es im Sommer um bis zu zwei Grad heißer als noch vor 50 Jahren. Erste Folgen des Klimawandels?

BEZIRK SCHÄRDING (juk). Der diesjährige Sommer wird mit großer Wahrscheinlichkeit einer der fünf heißesten der 253-jährigen Messgeschichte der Wetteraufzeichnungen. Dies hat das Datenjournalismus-Team von Addendum zum Anlass genommen, um die Klimadaten für jede Gemeinde Österreichs von 1971 bis 2018 zu analysieren. Im Bezirk Schärding mit dem Ergebnis, dass die Sommer im Durchschnitt um fast zwei Grad heißer sind als noch vor 50 Jahren. 15 Gemeinden fallen genau in den österreichweiten Durchschnitt von zwei Grad Celsius. Der Rest liegt mit 1,8 Grad oder 1,9 Grad Erwärmung nur unwesentlich darunter. Kopfing und St. Aegidi kommen auf "nur" 1,7 Grad Celsius, was vor allem an deren Höhenlage liegen dürfte.

"Bin schon der Meinung, dass das erste Zeichen des Klimawandels sind."
Rudolf Haas

In Esternberg mussten bereits einige Hausbrunnen nachgebohrt werden, weil der Wasserpegel zu gering war. "Ich bilde mir schon ein, dass das erste Zeichen des Klimawandels sind", so Bürgermeister Rudolf Haas. Das Ortswasser sei aber noch unauffällig, betont der Ortschef. Auch die Ernten seien in Esternberg besonders im letzten Jahr, aber auch heuer wieder aufgrund der Trockenheit geringer ausgefallen als sonst. Laut Landwirtschaftskammer Ried-Schärding ist Wasserknappheit in manchen Gebieten des Bezirks ein Thema – vor allem da, wo die Böden leichter sind und wenig Niederschlag fällt oder zusätzlich die Brunnen veraltet sind.

Mehr Extreme bei Regen

"Derzeit sind aber vor allem im Bereich der Niederschläge durch Klimaänderung mehr Extreme, größere regionale Unterschiede und eben auch zu wenig Regen problematisch. Die Erträge leiden darunter und Schädlinge vermehren sich", so Alois Kagerer von der Landwirtschaftskammer. Für den Ackerbau sowie für die Trinkwasserversorgung von Mensch und Tier hat das im Moment noch wenig spürbare Konsequenzen. Im Forst ist Wasserknappheit und ihre Folgen hingegen schon lange ein Problem – Stichwort: Borkenkäfer bei der Fichte. Generelle Handlungsempfehlungen für die Bauern in der Region gibt die Landwirtschaftskammer nicht ab: "Die Höfe sind Einzelunternehmer und müssen je nach Fruchtfolge, Tierhaltung, Region und Niederschlag reagieren", so Kagerer.

Erntezeiten und Kulturen verändern sich schon seit Jahrzehnten

Die Erntezeiten der Standardkulturen haben sich in Österreich ohnehin seit Jahrzehnten verschoben. Frühere Ernten und mehr Schnitte sowie ein Trend zu trockenheitsliebenden Pflanzen wie Mais und Soja oder auch Winterkulturen sind die Folge. Immer wieder wird der Landwirtschaft auch vorgeworfen, nicht nur Opfer des Klimawandels zu sein, sondern diesen auch aktiv voranzutreiben. Laut "National Inventory Report" des Umweltbundesamts verursacht die Landwirtschaft neun Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen. Peter Gumpinger, Bezirksobmann des Schärdinger Bauernbundes, hält mit einem anderen Argument dagegen: "Aktive Landwirtschaft spart mehr Kohlenstoffdioxid ein, als sie verbraucht."

Zur Sache:

Das Datenjournalismus-Portal Addendum hat die Klimaentwicklung aller Gemeinden in Österreich analysiert – auf Basis historischer Temperaturdaten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Verglichen werden die beiden Zeiträume 1971 bis 2001 und 2008 bis 2018 und zwar anhand ihrer Höchsttemperatur in den Sommermonaten. Messpunkte waren jeweils die Ortskerne der Gemeinden. Auf Grundlage dieser Daten wurden darüber hinaus Zukunftsprognosen erstellt: einmal mit Einhaltung der Pariser Klimaziele und einmal eine Prognose, in der die Entwicklung nicht begrenzt wird. Beispiel: So würde die mittlere Tagestemperatur in Andorf ohne Klimaschutzmaßnahmen zwischen 2,9 und 5,4 Grad zulegen, bei Einhaltung des Pariser Abkommens aber nur zwischen 0,8 und 1,7 Grad Celsius. Infos und Grafiken für alle 30 Gemeinden unter: addendum.org

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