Bevölkerungsprognose Schärding 2040
"Unterdurchschnittliches Wachstum nicht optimal"
Prognose der Einwohnerentwicklung für den Bezirk Schärding bis 2040 birgt große Herausforderung für Arbeitsmarkt und Pflege.
BEZIRK SCHÄRDING (juk). In einer Pressekonferenz stellte Landeshauptmann Thomas Stelzer die Prognosen für die Einwohnerentwicklung in Oberösterreich bis 2040 auf. Für den Bezirk Schärding wird in zwanzig Jahren ein nur mehr minimales Bevölkerungswachstum von 1,1 Prozent vorhergesagt: "Dieses unterdurchschnittliche Bevölkerungswachstum ist nicht optimal, weil oftmals mit weniger Einwohnern und dadurch mit weniger Anteilen aus dem Steuertopf die vorhandene Infrastruktur zu finanzieren ist", kommentiert Gemeindebundpräsident Hans Hingsamer die Zahlen.
Gleiche Infrastruktur, aber weniger Steuergeld
Dem pflichtet auch Schärdings Bezirkshauptmann Rudolf Greiner bei: "Diese Entwicklung bedeutet auch bei einem moderaten Wachstum eine steigende Herausforderung für die Pflege und für den Arbeitsmarkt, da ja gleichzeitig die Jungen weniger werden." Laut Prognosen des Sozialhilfeverbandes (SHV) wird sich die Zahl der über 80-Jährigen fast verdoppeln: Von heute 3.200 Menschen über 80 Jahren auf dann 5.700 Personen. Der SHV rechnet damit, dass dann etwa 5.400 Menschen Pflege brauchen. Daher treibt der SHV schon jetzt den Ausbau stationärer und mobiler Pflegeeinrichtungen und Wohnformen voran. Aktuelles Beispiel: das Zentrum Tummelplatz. Auch die Ausbildung von Pflegefachkräften in der Region soll weiter forciert werden.
Weniger Junge, mehr Betagte
Die Bevölkerungsentwicklung hängt ganz eng mit der Infrastruktur zusammen. Das zeigen die Prognosen im Großen wie im Kleinen: "Ländliche Gebiete wie das Donautal, der Sauwald oder Regionen, in denen Verkehrsinfrastruktur, übergeordnete Straßenanbindungen, Schienennetz oder auch Glasfaser nicht optimal sind, verlieren schon jetzt an Einwohnern", so Hingsamer. Sowohl Menschen als auch Unternehmen zieht es nach wie vor in Ballungsräume. Obwohl sie verkehrstechnisch bereits überlastet sind – weil die Infrastruktur dort optimal ist. Durch die Abwanderung von Erwerbstätigen wird das wachsende Ungleichgewicht zwischen Jung und Alt zusätzlich verschärft.
Wir müssen junge Leute, die zum Studieren weggehen, wieder mehr an ihre Heimat binden"
Alois Ellmer
"Wir müssen junge Leute, die zum Studieren weggehen, wieder mehr an ihre Heimat binden", ist Schärdings Wirtschaftskammer-Leiter Alois Ellmer überzeugt. Betreuung von Diplomarbeiten, mehr Präsenz an den Hochschulen und Praktikumsplätze anbieten – das könnten Firmen tun, um frühzeitig Qualifizierte für sich zu begeistern. Ellmer sieht die Verantwortung jedoch keinesfalls nur bei den Firmen. Standortstärkung durch eigenes Handeln gelinge nur, wenn alle Akteure von Gemeinden bis zu Privatleuten an einem Strang ziehen: "Es muss immer Antreiber und Kümmerer geben." Wie für innovative Mobilitätsprojekte auf Kurzstrecken, an denen die Leader-Region arbeitet oder innovative Arbeitsformen. "Zudem verändern sich durch die Digitalisierung auch, wie wir arbeiten. Vielleicht arbeiten wir in 20 Jahren nicht mehr so, wie wir es und heute vorstellen", so Ellmer. Außerdem wünscht sich Ellmer für den Bezirk mehr Selbstbewusstsein und dass auch die Stärken betont werden. "Die Lebensqualität am Land schätzen Menschen unverändert gut ein", meint auch Hingsamer.
Zur Sache:
Der Sozialhilfeverband Schärding geht davon aus, dass 2040 im Bezirk Schärding 5.400 Personen auf Pflege angewiesen sind. Zudem soll es nach seinen Hochrechnungen etwa 5.700 Menschen geben, die 80 Jahre oder älter sind. Das sind mehr als doppelt so viele wie heute.
Die Statistikabteilung des Landes rechnet damit, dass in Oberösterreich im Jahr 2031 erstmals mehr Menschen sterben als geboren werden. Im Jahr 2040 werde es rund 1.350 mehr Sterbefälle als Geburten geben. Die Lebenserwartung der Oberösterreicher steigt weiter an – bei Frauen ab 2040 auf 88 Jahre und bei Männern auf 84 Jahre. Bis etwa 2028 nimmt die Zahl der Kindergarten- und Schulkinder noch zu, dann wird sie weniger. Zudem geht die Statistik davon aus, dass es in 20 Jahren gut 72.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter weniger gibt als jetzt.
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