Weihnachtsessen à la dazumals
Früher ging's am Heilig Abend deftig zu. Am Menü standen gekochte Ripperl oder Surbratl.
ST. FLORIAN AM INN. Wieso das Weihnachtsessen früher eher deftig ausfiel und welche Schmankerl es damals gab, erzählt Seminarbäuerin Helga Schmid aus Schärding im BezirksRundschau-Interview.
Wir feiern heuer 700 Jahre Schärding. Weihnachten steht vor der Tür. Wie sah früher das Weihnachtsessen bei uns in der Region aus?
Helga Schmid: In der Nachkriegszeit war wenig bis nichts da. Die Leute hatten kaum zu essen. Am Besten ging's noch den Bauersleuten. Da wurde im Advent meist ein Schwein geschlachtet. So wurden am Heilig Abend dann Ripperl oder Bratl aufgetischt.
Gab's da Unterschiede zwischen Stadt und Land?
Schon. Viele Städter gingen zur Weihnachtszeit, besonders an den vier Raunächten, zu den Bauern aufs Land. Da baten sie um einen Raunachtskrapfen, weil man wusste, dass da Essen da war. Aber Advent war ja eigentlich Fastzeit, und so stand in vielen Haushalten Fastenessen auf dem Programm.
Ein Weihnachtsmenü à la dazumals, was würden Sie empfehlen?
Auf jeden Fall was Deftiges. Zum Beispiel gekochte Ripperl mit Brotschnittl, also altes Brot in Teig gewendet und frittiert. Dazu Krautsalat und Kartoffeln – Beilagen, die lange und gut lagerbar waren. Oder aber ein Surbratl mit Krapfen statt wie heute mit Knödel.
Gab's da besondere Schmankerl, die wir heute nicht mehr so kennen?
Viel gab's damals nicht. Kletzenbrot kam auf den Tisch, weil Dörrbirnen lange haltbar waren. Kekse gab's eher nicht. Nur Lebkuchen und Vanillekipferl. Aber das kennen wir heute auch. Für den Christbaum hat man früher Eisschokolade in Stagniolpapier gepackt und selbst gemachte Karamellzuckerl dran gehängt. Weniger bekannt sind heute vielleicht Schnürkrapfen und Apfen oder Affen, manche sagen auch Schneeball dazu. Das ist Schmalzgebäck, altes Brauchtumsgebäck. Ein Schnürkrapfen schaut aus wie eine Halbschale. Den kann man mit Schlagobers oder Obst füllen. Schmeckt frisch und warm rausgebacken einfach himmlisch.
Welchen Stellenwert hatte Essen früher im Vergleich zu heute?
Einen ganz anderen. Wir haben heute eine solche Fülle an Lebensmitteln, einen solchen Luxus, dass wir uns das Feinste vom Feinsten leisten können. Früher ist man arbeiten gegangen, um überleben zu können und sich Essen leisten zu können. Da wurden 40 Prozent des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben. Wie viel ist es heute? Vielleicht 12 Prozent.
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