"Magere" Lohnzettel für Frauen im Bezirk
42 Prozent weniger als Männer: Schärding ist an drittletzter Stelle, was den Verdienst von Frauen betrifft. Anlässlich des Internationalen Tags der Frauen am 8. März hat die BezirksRundschau nach den Ursachen gefragt.
SCHÄRDING (ska). 1.357 Euro ist die durchschnittliche Summe, die die Schärdinger Frau monatlich brutto am Lohn- oder Gehaltszettel liest, wie die Arbeiterkammer Schärding bekannt gibt. Zum Vergleich: Männer aus Schärding verdienen im Mittel 2.340 Euro.
Rund 42 Prozent beträgt der Einkommensunterschied im Bezirk. Das ist landesweit der sechsthöchste prozentuelle Einkommensnachteil. Und: "Das mittlere Einkommen der Schärdinger Arbeitnehmerinnen ist oberösterreichweit das drittniedrigste. Frauen in Schärding verdienen um fast 13 Prozent weniger als im Rest Oberösterreichs", teilt AK-Chef Wolfgang Schwarz mit. Anlässlich des Internationalen Tags der Frauen am 8. März hat die BezirksRundschau nachgefragt, welche Gründe dieser Einkommensunterschied haben kann.
Gerlinde Zdralek, Leiterin der Frauenberatungsstelle "Frauennetzwerk3" Schärding-Ried-Grieskirchen, nimmt in den Beratungen häufig Existenzängste wahr, wie sie sagt. Diese sind oftmals bedingt durch Unsicherheiten rund um Erwerbstätigkeit, Wiedereinstieg, Gehalt oder Arbeitszeit. "Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein wichtiges, politisches und ökonomisches Anliegen", ist sie sich sicher. Lohnunterschiede für gleiche Arbeit und Qualifikation dürfe es folglich nicht geben. Aber: Verdienstunterschiede sind Realität, wie die Zahlen aus der Arbeiterkammer zeigen.
Die Ursachen dafür sind laut Zdralek vielfältig. So spiele vor allem eine geschlechterspezifische Teilung des Arbeitsmarktes eine große Rolle, wie die Frauenberaterin sagt. "Männer arbeiten vorwiegend in Produktions-Branchen mit höherer Entlohnung", erklärt sie diese These. "Frauen hingegen sind zumeist in niedriger entlohnten Dienstleistungsbranchen wie Handel, Gastgewerbe oder Gesundheits- und Sozialberufe tätig."
Zum Verdienstunterschied trage zudem bei, dass Frauen die Versorgungsarbeit in der Familie leisten. Damit einher gehen Teilzeitbeschäftigung, längere Berufsabwesenheit und geringere Vordienstzeiten.
Kind oder Karriere?
Der Entscheidung zwischen Kind oder Karriere müsse sich eine Frau dennoch nicht zwangsläufig stellen. "Das eine schließt das andere nicht aus", meint Zdralek. Es sei eine Frage der Lebensplanung, der eigenen Bedürfnisse und Lebensumstände. "Frauen und Männer sollen die Wahlfreiheit haben", sagt sie. Aufgabe des Staates sei es, Ausbildungsmöglichkeiten, ausreichend Kinderbetreuungsplätze und leistbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. "Und nicht zuletzt ist die Unterstützung durch den Partner, den Ehemann und die Familie wichtig."
Was sich am Internationalen Tag der Frauen im Bezirk Schärding tut, lesen Sie hier.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.