Wirtschaftskammer Schärding
"Viele Projekte tragen jetzt erst Früchte"
TAUFKIRCHEN (juk). Vor kurzem gab Johann Froschauer das Amt als Wirtschaftsbundobmann an Florian Grünberger ab. Auch als Wirtschaftskammerobmann wird Froschauer 2020 aufhören. Im Interview blickt der Taufkirchner Unternehmer zurück.
Welche Momente gehen Ihnen am Ende Ihrer Amtszeit durch den Kopf?
Die Herausforderungen der letzten 16 Jahre. Alle paar Jahre tut sich ein anderes größeres Thema auf. Bis man dafür Lösungen gefunden hat, die passen, vergehen zwei bis drei Jahre.
Was waren in der Zeit die prägendsten Ereignisse?
Da gab es viele – ein langer Kampf war die HTL in Andorf, die anfangs von vielen Seiten nicht gewollt war. Kleine Betriebe hatten Angst, dass sie durch die Schule keine Lehrlinge mehr bekommen. Oder der Moment als Schärding als einziger Grenzbezirk aus der 5B-Förderung herausfallen sollte. Oder der Wirtschaftspark Innviertel, für den wir fünf Jahre gekämpft haben. Viele der Projekte tragen erst jetzt Früchte.
Wirtschaftskammerobmann, der eigene Betrieb, diverse andere Funktionen, Privatleben – wie gelingt die Balance?
Man muss vor allem unterscheiden können: Was ist wichtig? Was kann ich machen? Und was überlässt man anderen? Ich muss aber auch ehrlich sagen: Noch mehr wäre nicht gegangen. Wenn Projekte abgeschlossen sind, sollte man Ämter auch wieder abgeben.
Gibt es irgendwas, was Sie bis 2020 noch umsetzen wollen?
Ich habe keine besonderen Vorhaben, möchte das ganze sang- und klanglos ausklingen lassen (lacht). Es macht auch keinen Sinn mehr, weil es relativ lange dauert, bis man etwas bewegt. Lieber möchte ich meinem Nachfolger einen gescheiten Übergang ermöglichen. Nicht so wie bei mir – ich musste damals von einem Tag auf den anderen übernehmen, weil mein Vorgänger überraschend sein Amt zurücklegte.
Wie sehen Sie das Verhältnis der Wirtschaftskammer zur Arbeiterkammer?
Eigentlich sollten sich Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer als Partner sehen. Doch in meinen Augen hat sich die Arbeiterkammer in den letzten Jahren ohne Not radikalisiert. Beispiel Arbeitszeitflexibilisierung: Viele Arbeitnehmer waren mit der alten Situation unzufrieden. Wer auf Montage fährt, will lieber mehr Stunden arbeiten, aber dafür am Donnerstag heim. Jetzt ist legal, was vorher schon Praxis war. Aber die Arbeiterkammer läuft Sturm dagegen. Ich kenne keinen Arbeitnehmer, der sich dauerhaft zu Mehrarbeit zwingen lässt, schon gar nicht bei der Wirtschaftslage.
Wie sehen Sie im Nachhinein Fehler im Amt?
Als Wirtschaftskammerobmann werden viele Forderungen und Ideen an einen herangetragen. Man muss abwägen, was realistisch ist. Aber man darf niemals nie sagen. Außerdem braucht man nicht alles selbst erfinden. Man sollte sich auch ansehen, wie Dinge anderswo gemacht werden.
Was braucht es, um den Bezirk als Wirtschaftsstandort zukunftsfit zu machen?
Neue Betriebe müssen dabei unterstützt werden, Mitarbeiter zu finden. Der Fachkräftemangel ist ein Riesenthema. Schärding als Auspendlerbezirk hat noch viel Potential – vielleicht überlegt sich der ein oder andere, ob er in Zukunft nicht mehr pendeln will? Und es müssen mehr Studierende nach dem Studium zurückkehren. Da wären regionale Betriebe, die Praktika anbieten, gefragt, damit junge Menschen einen Fuß in die Tür bekommen. Auch die Gemeinden müssen sich mehr einklinken, Ideen entwickeln, wie sie für junge Leute attraktiv werden. Flächendeckendes Breitband ist eine weitere Herausforderung. Hier muss das Land in Vorfinanzierung gehen. Auch die Erwerbsquote von Frauen muss weiter steigen – auch hier ist Homeoffice gefragt.
Was machen Sie mit der freigewordenen Zeit?
Die Zeit bleibt privat, sie gehört der Familie und meiner Frau.
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