Verjüngungskur für die Goldhauben des Bezirks Schärding?

Laura Waldenberger aus Riedau ist mit 23 Jahren die jüngste Goldhaubenträgerin im Bezirk Schärding.
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BEZIRK (ska). "Die Uroma wär sicher stolz, dass ich mit dabei bin", sagt Laura Waldenberger. Die Riedauerin ist mit 23 Jahren mit Abstand die jüngste Goldhauben-Trägerin im Bezirk Schärding. Obwohl es der Goldhaubengemeinschaft Unteres Innviertel an Mitgliedern nicht mangelt – rund 768 Frauen tragen eine Goldhaube, 284 Mädchen ein Häubchen – fehlt die "Mittelschicht".

"Jene Goldhaubenträgerinnen, die unter 30 Jahre alt sind, kann man an zwei Händen abzählen", sagt Bezirksobfrau Erni Schmiedleitner. Und woran liegt's? Vielen mache die Familienplanung einen Strich durch die Rechnung, weiß sie aus Erfahrung. Und: "Das Image der Goldhauben ist einfach ein bisserl verstaubt."

"Ein Teufelskreis: Zu wenig Junge sind dabei,
deshalb werden zu wenig Junge angelockt."

Laura Waldenberger aus Riedau führt die Tradition der Frauen in der Familie fort und hat die Goldhaube von der Oma und die Tracht von der Mutter übernommen. Die 23-Jährige, die zur Zeit in Linz Lehramt studiert, sieht das Nachwuchsproblem als "Teufelskreis": "Es sind einfach wenig Junge dabei. Also werden auch wenig Junge angelockt."

Aber es war nicht immer so: "Die Goldhauben-Frauen, die jetzt 70 oder 80 sind, sind mit Mitte 20 dazu gekommen", weiß Schmiedleitner. Die Schwierigkeit heute ist, die Häubchenmädchen in der Gemeinschaft zu halten, berichtet sie. "Denn wenn die Freundinnen nicht mitziehen, dann ist es vorbei." Zudem komme es immer wieder vor, dass Goldhauben im Kleiderschrank verstauben: "Wichtig ist, rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen, sie zu vererben oder bei Kindern und Enkeln nachzufragen, ob sie jemand haben möchte", appelliert Schmiedleitner. Laura Waldenberger hat ihre Goldhaube zum ersten Mal zu Fronleichnam im Vorjahr getragen. Die 23-Jährige schätzt den Zweck der Traditionsgemeinschaft hoch ein: "Sie bewahrt Kulturgut und setzt sich für Soziales ein."

"Jeder kann zu uns kommen,
auch wenn es keine Familientradition gibt"

Wer glaubt, die Goldhauben sind eine Gemeinschaft mit strikten Eintrittskriterien, der irrt. "Jeder kann zu uns kommen, auch wenn es keine Familientradition gibt", sagt Schmiedleitner. "Die Goldhaube gibt es zu kaufen oder kann selbst angefertigt werden. Wir helfen auch beim Nähen der Tracht." Dass die Goldhaubentraditon irgendwann ausstirbt, befürchtet Schmiedleitner nicht. "Solange wir ältere Damen haben, die sich dafür interessieren", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Bei vielen komme das Bedürfnis, Mitglied zu werden, erst in der Pension. "Dann sagen sie sich: 'So und jetzt leiste ich mir das!'" Junge würden allerdings für frischen Wind sorgen, ist sich Schmiedleitner sicher. Auch Laura Waldenberger sagt: "Es wäre schön mit Gleichaltrigen die Näh- und Bastelkurse besuchen zu können."
Um die Goldhauben zu "verjüngen", denkt Schmiedleitner laut über mehr gemeinsame Aktionen mit den örtlichen Landjugenden nach. "Vielleicht kommen die jungen Frauen ja dann auf den Geschmack", hofft sie.

Goldhaubengemeinschaft Unteres Innviertel: Häubchenkleider gibt's zum Ausleihen

Die Goldhauben sind stark vertreten im Bezirk Schärding: In allen 30 Gemeinden gibt es eine Ortsgruppe (Eggerding und Mayrhof zusammen). Außerdem ist Neuhaus am Inn Teil der Goldhaubengemeinschaft Unteres Innviertel. Die Ortsgruppen zählen zusammen 1.331 Mitglieder, darunter 768 Goldhauben- oder Perlhaubenträgerinnen und 40 Kopftuchträgerinnen. Auch Männer können Mitglied werden: In Engelhartszell treten neun Männer mit der traditionellen Huttracht auf.

Wer sich über die Goldhauben informieren möchte, kann im Trachtenbuch der Goldhauben des Bezirks Schärding nachschlagen. Dieses ist bei den Ortsobfrauen erhältlich. (Hier mehr Infos zum Trachtenbuch) Die Goldhauben-Frauen sind behilflich beim Kauf oder Fertigen der Haube und beim Nähen der Tracht. Für Häubchenmädchen gibt es Kleider und Häubchen zum Ausleihen. 284 Häubchenmädchen und elf Lederhosenbuben sind zur Zeit mit dabei.

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