Trotz ÖSV-Angebot sagt Koller Skizirkus adieu
Physiotherapeut Johann Koller war drei Jahre mit den Skistars des ÖSV unterwegs. Jetzt ist Schluss.
ESTERNBERG (ebd). Im Interview spricht der Esternberger über den Grund seines Rückzugs, was ein bestimmtes Gefühl mit der Entscheidung zu tun hat und vor welcher neuen Herausforderung er nun steht.
Herr Koller, Sie waren mit dem Slalomteam des ÖSV drei Jahre lang unterwegs? Warum jetzt das Aus?
Koller: Es waren drei Jahre mit dem stetigen Ziel Olympische Spiele in Südkorea. Mit zwei Medaillen von Michael Matt – Bronze im Slalom und Silber im Mannschaftsbewerb – waren es noch dazu sehr erfolgreiche Spiele. Ich möchte jetzt einfach wieder mehr zu Hause sein und fürs Privatleben Zeit haben. Es war eine private Entscheidung, obwohl mir ein gutes Angebot vom ÖSV vorlag.
Was waren für Sie die besondersten Momente?
Das war sicher letztes Jahr die WM in St. Moritz sowie die Heimrennen in Kitzbühel und Schladming. Und natürlich die Olympischen Spiele. In guter Erinnerung bleiben aber auch die Medaillenübergabe samt Zeremonie und anschließender Party im Österreich Haus.
Wie haben eigentlich die Skiasse auf Ihre Entscheidung reagiert?
Die Athleten waren erst einmal nicht erfreut und wollten mich überreden, zu bleiben. Dabei war es ohnehin keine leichte Entscheidung für mich. Wir waren wirklich eine super Truppe und hatten einen sehr guten Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft. Aber mein Bauchgefühl plädierte für mehr Privatleben.
Was nehmen Sie von den drei "ÖSV-Jahren" mit?
Ich habe sehr viel dazugelernt. Speziell im menschlichen und psychologischen Bereich – etwa wie man mit Niederlagen, Rückschlägen und Verletzungen umgeht. Zudem, wie man mit großen Drucksituationen vor Großereignissen zurecht kommt.
Fußballer, Judokas, Rennradfahrer, Eishockeyspieler und Skirennläufer – Sie waren ja schon bei vielen Sportarten als Physiotherapeut im Einsatz. Wo liegen da die gravierendsten Unterschiede?
Jede Sportart ist für sich sehr interessant und fordernd. Im Profisport zählen nur Höchstleistungen und Ergebnisse. Vom Athletischen her waren sicher Eishockey und der Skisport das anspruchsvollste.
Was haben Sie jetzt für Zukunftspläne?
Ich arbeite jetzt selbständig im "Kraftraum" in Passau-Kohlbruck. Dort habe ich im Trainingszentrum einen Raum gemietet, wo ich Physiotherapie und Training sehr gut verbinden kann, weil dort hochwertige Trainingsgeräte zur Verfügung stehen. Die Praxis in Esternberg bleibt aber weiterhin bestehen – aber eben ohne mich.
Können Sie sich vorstellen, in ein paar Jahren wieder zum ÖSV zurückzukehren oder bei einem anderen Verein zu arbeiten?
Derzeit nicht. Wenn, dann nur aushilfsweise ein paar Tage oder für Kurzeinsätze. Vielmehr möchte ich selber wieder mehr Zeit für sportliche Betätigungen haben.
Werden Sie mit den ÖSV-Stars in Kontakt bleiben?
Ja, mit Sicherheit. Ich habe mit allen sehr guten Kontakt und das wird auch so bleiben. Bei den Heimrennen werde ich auf jeden Fall dabei sein.
Fotos: Koller
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