Wer "bringt's" mehr: Kicker oder Sprinter?
Leichtathletik gegen Fußball – wer trainiert härter? Und vor allem, was kann man voneinander lernen?
BEZIRK (ebd). Der Schärdinger Sprinter-Trainer Klaus Angerer (Igla long life) und FC Andorfs Fußballcoach Bernhard Straif stellen sich dem Vergleich – der überrascht.
Wer trainiert härter?
Angerer: Das kann man nicht sagen. Jeder hat seine speziellen Trainingsphasen, wo hart auf beiden Seiten gearbeitet wird. Der Erfolg zeigt, dass es auf beiden Seiten sehr gut passt.
Straif: Das ist schwer. Ich glaube, jeder trainiert auf seine Art sehr intensiv. Fußball ist sehr vielschichtig, Ausdauer, Kraft, Antrittsschnelligkeit oder Taktik. In der Leichtathletik trau ich mir kein Urteil zu.
Inwieweit lassen sich eure Trainings miteinander vergleichen?
Angerer: Das ist sicher nicht leicht, aber jeder trainiert seine Schnelligikeit-, Technik- und Ausdauersachen, die sich je nach Jahreszeit ändern.
Straif: Vergleichbar ist sicher überall die nötige Grundausdauer als Basis für Leistung sowie die Bereitschaft, ständig auch im Training ans Limit zu gehen.
Und wer von euch ist der bessere Trainer?
Angerer: Die Serie, die Straif mit dem FC Andorf heuer erreicht hat, ist unglaublich.
Straif: Ein Trainer ist so gut wie die Ergebnisse seiner Sportler. Also muss der Klaus ganz hervorragend sein, weil Ina Huemer schon bei den Olympischen Spielen war.
Worin unterscheiden sich eure Trainings am meisten?
Angerer: Bernhard muss immer das ganze Team unter einen Hut bringen. Das finde ich sehr schwer. Taktik gibt’s im Sprintbereich eher nicht.
Straif: Im Fußball gibt es auch mit sehr viel Training keine Garantie für Erfolg, das ist, glaub ich, in der Leichtathletik klarer. Daher gilt hier: Je mehr Training, desto besser sind die Leistungen. Im Fußball ist immer wieder auch Glück dabei – oder eben Pech. Man weiß aus Studien, dass 40 Prozent aller geschossenen Tore nicht so geplant passieren.
Wo gibt’s Überschneidungen?
Angerer: Fußballer müssen schnell sein, Koordination ist unheimlich wichtig.
Straif: Ausdauer, Koordination und körperliche Verfassung sind sicher überall für Erfolg nötig
Leichtathleten – vor allem Sprinter – sind ja für ihre Leichtfüssigkeit bekannt. Würde es da für Fußballer nicht Sinn machen, verstärkt mit den Sprintern zusammenzuarbeiten. Noch dazu, wo die Trainings ohnehin in Andorf stattfinden?
Angerer: Das Problem besteht darin, dass jeder nur bestimmte Trainingszeiten zur Verfügung hat. Falls jetzt da etwa ein Training für Leichtathletik-Training reserviert wird, würden die fußballspezifischen Trainings untergehen. Ab und zu mal einen neuen Reiz zu setzen, bringt sicher für beide Seiten enormen Spaß.
Straif: Spritzigkeit auf den ersten paar Metern ist im Fußball entscheidend, aber um diese zu verbessern, wäre sehr intensives, reines Schnelligkeitstraining nötig. Darunter würden jedoch andere Bereiche leiden. Außerdem ist im Fußball Handlungsschnelligkeit und Reaktionsschnelligkeit ebenso wichtig.
In welchem Bereich könntet Ihr euch eine Zusammenarbeit vorstellen?
Angerer: Es gab schon eine Zusammenarbeit, wo wir mit der Koordinationsleiter und mit Hürdensteigen arbeiteten. Ich war sehr überrascht, wie schnell und mit welchem Einsatz hier gearbeitet wurde.
Straif: Es ist gut auch Ideen aus anderen Sportarten zu sehen, um nicht betriebsblind zu werden. Koordination oder Schnelligkeit trainieren Leichtathleten sicher intensiver als Fußballer, das wär natürlich interessant.
Was können Fußballer von den Leichtathleten lernen und umgekehrt?
Angerer: Es ist faszinierend wie die Fußballer es schaffen, dass immer so viele Zuschauer im Stadion sind. Das funktioniert in der Leichtathletik nicht so einfach, außer natürlich beim Laufmeeting in Andorf.
Straif: Ich bin der Meinung, dass Leichtathleten sehr auf ihren Körper achten, etwa bei der Ernährung oder beim Aufwärmen. Da besteht bei vielen Fußballern noch Luft nach oben.
Was sind die Ziele für 2017?
Angerer: Dass unsere Athleten in Oberösterreich und Österreich wieder bei den Meisterschaften vorne dabei sind. Verletzungsfrei und gesund bleiben. Ebenso die Teilnahme einiger Athleten bei der WM in Kenia, EM in Italien und bei den Europäischen Jugendolympischen Spielen in Ungarn.
Straif: Sich individuell zu verbessern und Stärken ausbauen. Dann kommt der Gesamterfolg zwangsläufig.
Was schätzen Sie am anderen?
Angerer: Dass er das Training sehr variiert, locker und kompetent rüberkommt, aber wenn's nicht passt, auch mal Gas gibt. Und dass er im Sommer bei vielen Trainings oft ein funkelnagelneues Leibchen an hat.
Straif: Seine Konsequenz und Kompetenz , aber doch wieder auch Spaß zu haben, wenn es einmal passt. Das hat man oder eben nicht, der Klaus hat's.
Nennen Sie drei Dinge, die Sie am jeweilig anderem nicht schätzen?
Angerer: Wir sind ja Sitznachbarn im Konferenzzimmer der Sportmittelschule Schärding. Mir gefällt nicht, dass er öfters meine Jause auf seinen Platz wandern lässt.
Straif: Da weiß ich wirklich nichts.
Herr Angerer, warum wollten Sie nie Fußballer werden – und umgekehrt?
Angerer: Ich wäre der ideale Fußballer gewesen: Schnell, koordinativ gut, aber es hat immer ein Problem gegeben: den Ball.
Straif: Ich liebe viele Ballsportarten von Kind an. Mir gefiel als Jugendlicher Leichtathletik gut, aber es gab kaum Möglichkeiten in meiner Nähe, diesen Sport auszuüben. Außerdem haben meine Freunde gekickt.
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