Sturmschäden in Schärdings Wäldern: "Wir brauchen jetzt dringend Frost"
Bis Ende März 2018 sollte das Sturmholz in den Wäldern im Bezirk Schärding aufgearbeitet sein. Aber fehlender Frost macht so manchem Waldbesitzer einen Strich durch die Rechnung.
BEZIRK SCHÄRDING (ska). Seit Wochen wimmelt es in den Wäldern in Schardenberg, Esternberg und Freinberg geradzu von Waldarbeitern und Harvestern (zu deutsch: Holzvollernter). Die Waldbesitzer sind bemüht, dem Holz Herr zu werden, das durch den Sturm am 18. August 2017 angefallen ist.
Zur Erinnerung: An diesem Augustabend, ein Freitag, fegten Orkanböen mit bis zu 132 Stundenkilometern durch den Bezirk Schärding. Der Sturm hat eine Schneise der Verwüstung in den Wäldern gezogen. Am meisten betroffen sind die oben genannten Gemeinden.
Der Bäuerliche Waldbesitzerverband (BWV) und der Forstdienst der Bezirkshauptmannschaft empfahlen den Waldbesitzern, mit der Aufarbeitung der Sturmschäden bis Mitte Oktober zu warten. Der Grund: Der Holzpreis war aufgrund einer Marktüberlastung – zum Borkenkäferholz kam das Sturmholz – im Keller. "Diese Empfehlung hat sich bewahrheitet", ist Martin Kislinger, BWV-Obmann im Bezirk Schärding überzeugt. Der Preis habe sich stabilisiert. "Aber das Wetter kann man sich halt nicht aussuchen", sagt er bei einem Lokalaugenschein mit der BezirksRundschau in Kubing am Mittwoch, 10. Jänner 2018.
"Das Herausbringen des Sturmholzes auf dem nassen Boden ist eine Katastrophe"
Robert Berndorfer, Waldhelfer aus Schardenberg
Denn was dringend gebraucht werde, ist Frost. "Auf dem feuchten Boden und durch die Vernässung ist das Herausbringen des Sturmholzes eine Katastrophe", erklärt Robert Berndorfer, Waldhelfer aus Schardenberg. Seien es dann auch noch steile Hänge, sei es doppelt schwierig. Erst 50 Prozent der betroffenen Waldbesitzer konnten bisher aufarbeiten, weiß er. "Bis März sollten die Arbeiten aber abgeschlossen sein", warnt Christan Lamberg, neuer Forstberater der Landwirtschaftskammer. "Denn dann ist der Borkenkäfer erneut eine Gefahr und das Aufforsten sollte beginnen."
Günter Haas, Landwirt in Kubing, Schardenberg konnte seine 1,2 Hektar große betroffene Waldfläche bereits ausräumen. Er spricht von einem Verlust eines Viertels des sägefähigen Holzes. Forstberater Lamberg erklärt: Viele Stämme sind bei zwei oder drei Metern abgebrochen. Diese können nur mehr als Brennholz beziehungsweise Energieholz verwendet werden.
In Kubing, Schardenberg, "sprießt's" schon wieder
Aber Haas hat das Glück, in seinem rund 100 Jahre alten Bestand, eine Naturverjüngung vorzufinden. Heißt? Die frischen Bäume sprießen bereits. "Das ist unglaublich wertvoll", sagt Kislinger. "Denn diese Bäume sind viel tiefer verwurzelt als jene aus Baumschulen". Zudem bringe diese Naturverfügung Haas einen "Startvorteil" von 10 bis 15 Jahren.
Für alle, die nun aufforsten müssen, haben BWV und Bauernkammer folgenden Rat: "Pflanzt Mischwald." "Wir leben in einer sturmgefährdeten Gegend", sagt Lamberg, "und deshalb ist es wichtig, sturmfeste Bäume zu pflanzen und einen Laubholzgürtel am Rand des Bestands anzulegen." Zu sturmfesten Bäumen zählen etwa Buche, Eiche, Lärche, Douglasie und Tanne. "Jetzt haben alle Waldbesitzer die Chance, solche Mischwälder anzulegen."
Was die Auszahlung aus dem Katastrophenfonds des Landes betrifft, so dürfte diese reibungslos funktionieren, wie Waldhelfer Berndorfer aus Erfahrung berichten kann. Alle betroffenen Waldbesitzer können einen Antrag auf Entschädigung für erhöhten Einsatz bei der Aufarbeitung des Schadholzes stellen. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
Hier geht's zum Bericht über den Sturm im August 2017 mit einer umfangreichen Bildergalerie.
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