Interview
102-jähriger Wieselburger ist mittendrin im Geschehen
Josef Winkler hat bereits 102 Jahre "auf dem Buckel". Dennoch ist der Wieselburger immer noch voll im Bilde.
Sie zählen schon 102 Lenze. Dennoch interessieren Sie sich sehr für das aktuelle Zeitgeschehen. Warum genau ist das der Fall?
JOSEF WINKLER: Ich war eigentlich mit 80 Jahren schon bereit zu sterben und habe damals eine schwierige Zeit überlebt. Deshalb ist es mir so wichtig, mich mit aktuellen Theman zu beschäftigen.
Besonders am Herzen zu liegen scheint Ihnen das Thema "Corona". Wie war diese Zeit für Sie?
Am Höhepunkt der Krise haben meine Frau und ich das Haus nicht verlassen, da das für uns einfach lebensgefährlich gewesen wäre. Mit der Thematik sollte sich jeder Einzelne auseinandersetzen, da alle gleichermaßen betroffen sind und es jeden erwischen kann.
Aber warum ist es Ihnen ein Anliegen, die Bezirksblätter-Leser diesbezüglich wachzurütteln?
Corona kann schnell zum Tod führen! Die Gefahr ist echt und auch noch mit der Omikron-Variante vorhanden. Dieses todbringende Virus darf keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden.
Was meinen Sie damit genau?
Es ist nach wie vor wichtig, sich testen zu lassen. Es sollte darüber bessere Auskünte geben, da die Informationen bezüglich Covid-19 verwirrend sind. Es geht schließlich um unsere Volksgesundheit!
Beschäftigen Sie sich mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine?
Natürlich! An dem Thema kommt man zurzeit ohnehin nicht vorbei. Leider zeichnen die Medien diesbezüglich ein sehr einseitiges Bild. Die Allgemeinheit sieht nur die "grausamen Russen" und es wird ausgeblendet, dass es auch um wirtschaftliche Interessen geht. Russland stellt eine bedeutende militärische Macht dar und das schmeckt den Vereingten Staaten und ihren Verbündeten gar nicht.
Sie stehen also zu den Russen?
Nein, aber es ist leider so, dass die "Amis" hinter den meisten Kriegen stecken, um ihre Machtinteressen zu verteidigen. Die Ukraine war schon Teil des Russischen Imperiums und der Sowjetunion. Russen und Ukrainer sind einander ziemlich ähnlich. Das weiß ich, weil ich selbst in Dnjepropetrowsk in Kriegsgefangenschaft war.
Apropros Krieg: Was war eigentlich Ihr schlimmstes Erlebnis?
Als ich 24 Jahre alt war, war ich während des Griechenland-Feldzugs im Zweiten Weltkrieg auf einem Schiff tätig und wir wurden versenkt. Ich habe mir zunächst die Seele aus dem Leib geschrien und schließlich versucht, nicht in Panik zu geraten. Dann bin ich neun Stunden lang geschwommen, um nicht zu erfrieren und irgendwie am Leben zu bleiben. Glücklicherweise hat mich letztendlich die Besatzung eines Fischkutters entdeckt und im Anschluss aus dem Wasser gezogen.
Das Leben ist eben nicht immer unbedingt leicht – man überlebt allerdings trotz allem so einiges.
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