Ein Kind wird zum "Pazifisten"
Der 91-jährige Fritz Haiszan aus Gaming erzählt im dritten Teil unserer Serie über seine Schulzeit.
GAMING. Der Kriegsgegner und Gaminger Ehrenbürger Fritz Haiszan erzählt von seinen Erfahrungen während der Schulzeit.
Barfuß in die Schule
"In der Taferlklasse im Jahre 1929 wurde noch mit dem Griffel auf einer Schiefertafel geschrieben und das Rohrstaberl noch als Erziehungsmittel eingesetzt. Wie viele andere Kinder musste auch ich damals barfuß zur Schule gehen, nur für die kalte Jahreszeit standen Schuhe zur Verfügung", so Fritz Haiszan.
Als Kind schon gegen Waffen
"In den Schulferien fuhr ich manchmal mit meiner Schwester zur Resi-Tante, der Schwester meiner Mutter. Ihr Mann, der Juri-Onkel, war Jäger und nahm mich einmal mit auf die Pirsch. Mir gefiel gar nicht, dass da geschossen wurde und Lebewesen getötet wurden. Seither hat sich das nicht geändert, ich wurde zum Waffen- und Kriegsgegner", erklärt Fritz Haiszan.
Begegnung mit "Zigeunern"
Fritz Haiszan besuchte als Kind gerne seine Großmutter im Burgenland, wo es zu einer ungewöhnlichen Begegnung kam.
"Ich fuhr sehr gerne zu meiner Großmutter nach Kleinbachselten, wo es ein Zigeunerdorf gab. Eines Tages war ich abgängig, wodurch sich bei meiner Schwester, die für mich verantwortlich war, große Nervosität breitmachte. Es wurden mehrere Leute organisiert, die sich auf die Suche nach mir machten. Schließlich entdeckte man mich in dem Zigeunerdorf, wo ich nackt mit den Kindern spielte, da ich ihnen meine Kleidung geschenkt hatte. Das Dorf wurde in der Nazizeit geschliffen und die Leute im Konzentrationslager ermordet. Erst 2008 wurde dort eine Gedenktafel errichtet", so Haiszan weiter.
Liebe zum Kampfsport entdeckt
Mit zehn Jahren hatte ich eine einschneidende Begegnung mit dem japanischen Professor Jigoro Kano, der in Wien sein, aus verschiedenen Kampfarten entwickeltes, Judo präsentierte. Den Eintritt konnte ich mir nicht leisten, weshalb ich mich in die Halle schwindelte. Nach dieser Demonstration wollte ich unbedingt Judo lernen", sagt der Gaminger.
Schon als Kind sehr sportlich
"Im Olympiajahr 1936 organisierte ich für uns Kinder eine Waisen-Olympiade. Weit-, Hoch-, Drei- und Stabhochsprung standen ebenso am Programm wie der 100 Meter-Lauf und der Marathon rund um den Rosenhügel. Auf einer Wiese spielten wir auch oft Fußball, wobei uns damals bei den Spielen zwischen Hetzendorf und Rosenhügel ein siebenjähriger Knirps schwer zu schaffen machte. Er hieß Gerhard, wurde später Architekt und heute ist ein Stadion nach ihm benannt – das Hanappi-Stadion in Wien Hütteldorf", erzählt Fritz Haiszan.
Der Kampf gegen das Unrecht
"Einmal hatte ich einen Dreier in Betragen, was mich heute noch ärgert, denn ich war wirklich unschuldig. In der Pause lief mir ein Schüler nach, dem hinter mir von einem anderen Buben das Bein gestellt wurde, und er verletzte sich. Der Knabe war aus einem vornehmen Elternhaus und ich musste als Arbeiterkind dafür büßen. Seit damals kämpfe ich gegen Ungerechtigkeiten", so Haiszan.
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