Schneechaos 2019
Urlaub im Bezirk Scheibbs geht im Schnee unter
Viele freiwillige Feuerwehrleute müssen bei den Einsätzen regelmäßig ihren Urlaub aufbrauchen.
BEZIRK SCHEIBBS. Schnee ohne Ende, hohe Lawinengefahr, gesperrte Straßen, umgestürzte Bäume und Dächer, die unter der Schneelast nachzugeben drohen – die vergangenen Tage haben den Einsatzkräften das Letzte abverlangt. Mittlerweile scheint man die weiße Naturgewalt in den Griff bekommen zu haben.
Feuerwehrleute gingen in Betrieben ab
"In Göstling sind wir wieder beim normalen Tagesablauf angekommen. Am Hochkar war die Lage kurz prekär. Aber mit dem Bundesheer und ihren technischen Geräten hat das alles gut funktioniert", meint Reinhard Blamauer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Göstling an der Ybbs, nachdem im Urlaubsort rund zwei Meter Schnee gefallen sind.
In den letzten Tagen fehlten im südlichen Niederösterreich unzählige Feuerwehrleute in ihren Betrieben.
"Hier in Göstling hatten wir noch nie Probleme mit der Freistellung von unseren Feuerwehrleuten. Im Gegenteil, es gibt sogar großes Verständnis dafür. Unsere Leute werden immer freigestellt, wenn sie benötigt werden", erzählt Reinhard Blamauer aus Göstling.
Zwei Drittel nehmen Urlaub
Etwas anders gestaltet sich die Lage in Lunz am See, das von den Schneemassen eher verschont geblieben ist.
"Grundsätzlich gibt es in Lunz keine Probleme mit der Freistellung von Feuerwehrleuten. Die Betriebe sind fair und unsere Leute bekommen großteils frei. Natürlich muss man abwägen. Drei unserer Feuerwehrleute etwa sind als Elektriker bei der Firma Schweighofer beschäftigt, die Lunz mit Strom versorgt. Dort können nicht alle drei Elektriker gleichzeitig fehlen", berichtet der Lunzer Feuerwehrkommandant Johann Simetzberger und meint weiter: "Zwei Drittel der Feuerwehrleute müssen sich für die Einsätze Urlaub nehmen. Ansätze der Obrigkeit zur Absicherung in solchen Fällen sind wünschenswert."
Fünf freie Arbeitstage
Nationalratsabgeordnete Renate Gruber aus Gaming fordert Änderungsbedarf: "Ein Danke an die Freiwilligen ist zu wenig. Die Mitglieder von Freiwilligen Feuerwehren oder ehrenamtliche Mitarbeiter von Rettungs- und Katastrophenschutz-Organisationen dürfen durch Hilfseinsätze keine Einkommensverluste erleiden. Wir fordern einen Anspruch auf Freistellung von bis zu fünf Arbeitstagen pro Dienstjahr. In dieser Zeit sollen Lohn oder Gehalt weitergezahlt werden. Die Finanzierung der Entgeltfortzahlung soll aus dem Katastrophenfonds ersetzt werden."
Krismer: "Wir sollten jetzt Katastrophenhilfe regeln"
Das Schneechaos hat gezeigt: Wir brauchen unsere Feuerwehren in immer mehr Notfällen. Wie sehen Sie eine gesetzlich geregelte Freistellung von Einsatzkräften von ihren Firmen?
HELGA KRISMER: Die Freiwilligenarbeit ist ein unverzichtbarer Leistungsträger unseres Zusammenlebens. Bei behördlich festgelegtem Merkmal einer Katastrophe muss die Arbeit der Freiwilligen abgegolten werden, damit keine Urlaubstage aufgebraucht werden. Dienstgeber müssen begründen, wenn ein Arbeitnehmer nicht freigestellt werden kann.
Ist die Politik hier säumig?
Wir müssen mit der Klimakatastrophe davon ausgehen, dass wir regional öfter als bisher Katastrophenalarm haben. Insofern ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Freiwilligenarbeit im Katastrophenfall fair zu regeln.
In wieweit spielt hier auch der viel diskutierte Klimawandel mit hinein?
Ich würde nicht von Wandel sprechen. Krise oder Katastrophe ist das, was derzeit global passiert. Lokale Wetterereignisse ändern sich. Wir müssen uns für die Krise auf allen Ebenen rüsten und gleichzeitig alles unternehmen, noch Schlimmeres abzuwenden.
Alle weiteren Informationen über das aktuelle Schneechaos in Niederösterreich erhält man in unserem Online-Channel.
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