Verkehr/Mobilität
Debatte um Verbrenner: Motorsportingenieur nimmt Stellung

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Die Pläne der Europäischen Union zum Verbot des Verbrenners sind ein echter Aufreger. So mancher politische Vertreter rudert bereits zurück und auch in Österreich gibt es klare Bekenntnisse für den Verbrenner. Motorsport-Ingenieur René Eder aus Buch ist weltweit unterwegs und seit vielen Jahren im Rennsport aktiv. Der Experte sieht die Entwicklung differenziert und hat so einige überraschende Antworten auf Lager. 

BB: Die EU hat entschieden ab dem Jahr 2035 keine neuen Verbrenner mehr zuzulassen. Provokant gefragt: Ist der Verbrenner so schlecht?
EDER: "Keineswegs. Moderne Fahrzeugmotoren sind deutlich effizienter und schadstoffärmer als noch vor einigen Jahren. Die Entwicklung von neuen Technologien führt zur Steigerung der Effizienz und Verminderung von Emissionen moderner Motoren.

BB: Aus ihrer Sicht als Techniker bzw. Motorsportingenieur: ist der Zenith in Sachen Sparsamkeit bzw. Effizienz beim Verbrenner erreicht? Was halten Sie von E-Fuels?
EDER:
 "Das denke ich nicht. Aktuell wird im Motosport an verschiedensten Konzepten gearbeitet und geforscht. Der Verbrenner hat sicherlich noch Potential in dieser Richtung. Wenn man „Out of the Box“ des bisher üblichen 4Takt Konzepts in seiner langjährigen Form denkt, gibt es noch vielerlei Möglichkeiten. E-Fuels werden im Motorsport schon seit längerem getestet und auch eingesetzt. Bei unseren eigenen Fahrzeugen wurde das im Umfeld der F1 bereits Ende 2021 und in 2022 während der gesamten Saison ohne Probleme gefahren. Es ergaben sich daraus keine Nachteile und kann sicherlich einer der möglichen Wege sein um Verbrenner weiter zu betreiben. Daran wird auch gerade intensiv gearbeitet."

BB: Die Elektromobilität wird als Zukunftsmodell beschrieben. Wie stehen Sie dazu bzw. denken Sie, dass der Verbrenner irgendwann tatsächlich ganz verschwindet?
EDER:
 "Eine reine Elektromobilität sehe ich (zumindest in unseren Breiten, bzw. im außerstädtischen Raum) nicht. Im urbanen Raum (innerstädtisch) kann das sehr wohl funktionieren. Im gesamten gesehen wird sich die Elektromobilität nicht vollständig durchsetzen können. Solange es keine echte Alternative zum Verbrenner gibt (zb.: in Verbindung mit Wasserstoff), wird der Verbrenner (in welcher Form auch immer) nicht ganz verschwinden."

BB: Sie sind im Motorsport weltweit unterwegs. Wie sieht man die Diskussion in Motorsportkreisen (Stw. Formel-E)? Gibt's die DTM irgendwann nur noch mit Elektromotoren?
EDER: "Da der Motorsport zumeist der verlängerte Arm von OEM Herstellern ist, muss natürlich auch auf in diesem Bereich ein Elektro Engagement erfolgen. Am Beispiel der Formel-E kann man aber gut erkennen, wie oberflächlich und wenig nachhaltig das Thema zur Zeit angegangen wird und wie schwierig es tatsächlich ist Elektro als nachhaltig und umweltschonend zu betreiben. Ein Beispiel: Um die Batterien der Formel-E Rennfahrzeuge regelmäßig aufzuladen, laufen im Hintergrund (gut versteckt vor der eigentlichen Kulisse) eine größere Anzahl von Dieselaggregaten um den Strom dafür zu erzeugen. Es ist also schwer vorstellbar dass in absehbarer Zeit eine totale Umrüstung auf Elektroantrieb auch im Motorsport erfolgt. Eine Kombination von Antriebskonzepten ist aber in Reichweite und teilweise auch schon in Anwendung."

BB: Rein technisch betrachtet: Welche Vorteile hat ein E-Motor und  was spricht ihrer Ansicht nach für den Verbrenner? 

EDER:       
E-Motor:
• Instant Drehmoment (Drehmoment ab niedrigster Drehzahl)
• Torque Vektoring einfach Möglich (einfache Verteilung des Antriebes auf einzelne Räder)
• Hochpräzise Steuerung der E-Motoren möglich
• Wenig Peripheriebauteile nötig
• Zumeist kein Getriebe, oder Übersetzungen nötig

Verbrenner:
• Einfacher und bekannter Aufbau
• Einfache Wartung und Reparatur
• Große Reichweite
• Lange Lebensdauer
• Sehr unempfindlich gegen Äußere Einflüsse (Kälte / Hitze)
• Netzwerk der Krafstoffversorgung flächendeckend
• Kostengünstiger

Verbrenner-Verbot wird zur Zerreißprobe
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Foto: Grabner
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