Für die Menschen und den Glauben!

Die BEZIRKSBLÄTTER trafen Pfarrer Erwin Gerst zum Interview über Kirche, Glauben und Zukunft.

RIED (fh). Pfarrer Erwin Gerst ist im Jahr 1980 zum Priester geweiht worden und seit 1984 in der Pfarre Ried/Kaltenbach/Uderns tätig. Das Priesteramt ist für ihn Berufung und er genießt hohes Ansehen innerhalb der Bevölkerung.

Bezirksblätter: Spüren sie für ihre Tätigkeit ein hohe Akzeptanz in der Bevölkerung?
GERST:
In meinem Wirkungsbereich ist die Akzeptanz sehr groß und ich habe das Glück sehr viele gute Leute in meiner Pfarre zu haben und wenn wir uns nicht gut verstehen würden hätte es auch nicht so lange gut gehen können. Mir fällt eigentlich nichts ein was nicht klappen würde. Es wäre natürlich schön wenn die Kirche vor lauter Messbesuchern platzen würde aber der Besuch ist bei uns wirklich sehr gut.

Bezirksblätter: Was war für sie damals der Beweggrund Priester zu werden?
GERST:
Ich hatte als Kind schon sehr viel Zugang zur Kirche und habe immer sehr gerne die Messe besucht. Ich habe natürlich auch den Umbruch von der alten zur neuen Kirche mit dem zweiten vatikanischen Konzil in den 60er Jahren hautnah miterlebt. Das war schon eine tolle Aufbruchstimmung damals und das fehlt mir jetzt ehrlich gesagt ein wenig. Der Neuanfang bzw. der Umbruch war schon sehr spannend und es hat sich enorm viel getan.

Bezirksblätter: Wie empfinden Sie die derzeitige Situation in der Kirche - Stichwort Krise?
GERST:
Ich denke, dass sehr viele Gläubige und auch Priester resignieren. Die Chancen die das zweite vat. Konzil hervorgebracht und uns geschenkt hat werden eigentlich nicht voll ausgeschöpft und das tut mir am meisten weh. Da wäre z.B. auch für Frauen bzw. Laien sehr viel drinnen. Wortgottesdienste die durch Frauen geleitet werden wären vollkommen im Sinne des Konzils oder es können auch leitende Funktionen in der Pfarre übernommen werden. Eigentlich ist es ja so, dass die Frauen in den Pfarren sehr, sehr aktiv sind denn Männer sind meist stärker in den Vereinsstrukturen eingebunden. Dei mütterliche Fürsorge der Frauen ist z.B. im Umgang mit den Kindern einfach enorm wichtig. Frauen haben da einfach eine bessere Antenne.“

Bezirksblätter: Worin sehen Sie die Gründe für die schwindene Mitgliederzahl in der Kirch?
GERST:
Einerseits kommt man ohne die Institution Kirche nicht aus. Andererseits hat man oft das Gefühl wir sind schon bald mehr Amt als Kirche und das ist nicht gut. Ich bin der Meinung, dass wir alle Kirche sind und diesen Spagat muss man einfach schaffen. In dem Schlamassel der jetzt in den letzten Jahren in der Kirche passiert ist muss man schon auch sagen, dass sehr viel Gutes durch die Kirche und Menschen in der Kirche geschehen ist.“

Bezirksblätter: Befindet sich die Kirche im Wandel - Stichwort Priester Ungehorsam bzw. wohin geht die Reise?
GERST:
Jede Initiative, die aus dem Wunsch heraus entsteht etwas zu verändern/verbessern ist ja prinzipiell gut. Wenn einem die Kirche nichts bedeutet, dann tut man auch nichts. Ich habe schon dass Gefühl, dass die Pfarrerinitiative gut gemeint ist wenngleich auch der Titel meiner Ansicht nach nicht sehr passend ist denn es braucht eigentlich keinen Ungehorsam um eine Meinung zu haben. ich habe auch oft eine ander Meinung aber ich hätte nie empfunden, dass der Bischof da was dagegen hätte. Es wird darüber geredet aber Gehorsam muss man meiner Ansicht nach gegenüber dem Glauben üben.

Bezirksblätter: Ist der Zölibat für Sie ein wichtiger Bestandteil des Priester Amtes?
GERST:
Für mich persönlich schon aber ich bin der Meinung man sollte darübe reden können. Es gibt immer einen Weg und man hat ja eigentlich noch nie umfassend darüber diskutiert. Man muss sich dem Ganzen in erster Linie einmal stellen. Natürlich ist das, speziell im Zusammenhang mit den Medien schwierig aber darüber reden kann man immer. Vielleicht findet sich eine Lösung die weltweit Akzeptanz findet. Ich persönlich kenne auch Priester die sehr gut waren und die jemanden kennengelernt haben und halt das Leben mit diesem Menschen teillen wollten. Ich finde es schade, dass solche Menschen dann aus der Kirch ausscheiden müssen weil diese Personen sicher sehr viel zu geben hätten.“

Florian Haun

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