Politik
Neuauflage des Strategieplans Zillertal: Mehr als nur ein Papier?

Die Zillertaler Bürgermeister unterzeichneten den neu aufgelegten Strategieplan.  | Foto: Planungsverband Zillertal
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  • Die Zillertaler Bürgermeister unterzeichneten den neu aufgelegten Strategieplan.
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Im Frühjahr 2022, unmittelbar nach den Gemeinderatswahlen, war es an der Zeit, den Strategieplan Zillertal aus dem Jahr 2012 einer Evaluierung zu unterziehen. Im Anschluss wurde der Strategieplan ein Jahr lang überarbeitet und den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Parallel dazu wurde das Handbuch „Raumordnung im Zillertal“ entwickelt. Am 4. Juli 2023 wurden die neuen Richtlinien für das Zillertal in der Festhalle Schlitters der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Wir haben uns den Spiegel vorgehalten und uns angeschaut, was in den letzten Jahren gut und weniger gut gelaufen ist“, eröffnete Planungsverbandsobmann Bgm. Hansjörg Jäger aus Ried den Präsentationsabend. Dabei unterstrich er, dass in Summe rund 2.500 Hotelbetten von Investoren verhindert werden konnten und der Glasfaserausbau einen Meilenstein im Zillertal darstellt. Im Bereich der Mobilität hätte das Zillertal seine Ziele aufgrund vieler Unwägbarkeiten verfehlt, wobei aber für die Zukunft hier der Fokus in der Umsetzung der fix fertig ausgearbeiteten Konzepte liege.

Kernstück im Strategieplan Zillertal sind weitere, strengere Regelungen im Bereich der Raumordnung, die vor allem im Handbuch „Raumordnung im Zillertal“ ihren Niederschlag finden. Dabei geht es im Speziellen um die weitere Verschärfung der Voraussetzungen für Neu- und Umwidmungen. So sollen keine neuen Hotel- und Gewerbebetriebe mehr auf der so genannten „grünen Wiese“ entstehen. Zudem wurden erstmals umfangreiche Regelungen für Wohnbauträger erlassen und die weitere Siedlungsentwicklung solle sich in Zukunft auf den heimischen Bedarf konzentrieren. Auch der Bau von weiteren Zu- und Abfahrten zur Zillertaltalstraße B169 wird nicht mehr unterstützt, im Gegenteil, weitere Störstellen gehören bereinigt.

Neu im Strategieplan ist die Behandlung des Themas Daseinsvorsorge, Jugend und Sicherheit, wobei hier u.a. Leitmaßnahmen fixiert wurden, wie z.B. die Schaffung von niederschwelligen und bedarfsgerechten Angeboten oder die Installation eines Krisen- und Katastrophenmanagements. Auch das Kulturleben soll in Zusammenhang mit dem Tourismus und dem Regionalmanagement Bezirk Schwaz weiter forciert werden. LH-Stv. ÖkR Josef Geisler sprach in seiner Rede über die Bedeutung der Kultur als „Kitt der Gesellschaft“ in schwierigen Zeiten. Zudem warf er ein Schlaglicht auf die aktuell schwierigen Rahmenbedingungen in der heimischen Landwirtschaft und dass man eine funktionierende Land- und Forstwirtschaft nicht mehr als selbstverständlich betrachten dürfe. Geisler appellierte daher an die Anwesenden, die Bedeutung der heimischen Wirtschaftskreisläufe nicht zu unterschätzen und sprach sich für die verstärkte Annahme heimischer Produkte aus.

LH-Stv. ÖkR Geisler nahm überdies auch Stellung zur aktuellen Diskussion rund um die Zillertalbahn und erklärte weshalb sich die Tiroler Landesregierung für das Antriebskonzept Wasserstoff entschieden hat.

„Es hat ja nicht nur ein Herr Schreiner an diesem Projekt gearbeitet. Die Wahrheit ist vielmehr, dass hier über viele Jahre eine Arbeitsgruppe, bestehend aus einem Forschungsteam der TU Graz, Experten aus der Schweiz und weiteren Personen, am Projekt Zillertalbahn 2020+ gearbeitet hat“

, stellte Geisler klar. Er räumte den schlechteren Wirkungsgrad von Wasserstoff im Vergleich zu einer Oberleitungsvariante zwar ein, erklärte jedoch, dass für die Produktion des Wasserstoffs Überschussstrom verwendet werden wird. Gerade durch den Ausbau der erneuerbaren Energieträger, wie Wind und Photovoltaik, komme es immer öfters zu Zeiten, in denen quasi viel zu viel Energie erzeugt wird, die keine Abnehmer findet. Mit dieser Überschussenergie könne Wasserstoff produziert werden, der dann zu einem späteren Zeitpunkt verbraucht wird. Hingegen bei der Nutzung einer Oberleitung müsse teils auch teurer Spitzenstrom für den Betrieb der Bahn angekauft werden.

DI Robert Ortner, Leiter der Abteilung Raumordnung und Statistik im Amt der Tiroler Landesregierung, lobte die neuen raumordnerischen Festlegungen und wies auf die Einzigartigkeit dieser Selbstbindung der Zillertaler Gemeinden hin, die es so in dieser Form sonst nirgendwo gäbe. Er informierte auch zur erst kürzlich durchgeführten, erfolgreichen Überarbeitung der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen. Lediglich im Bereich der Architektur bzw. beim Erscheinungsbild hätte das Zillertal Aufholbedarf. „Das Zillertal hat einen topp Level mit sehr guten Betrieben und trotzdem beschäftigt man sich im Tal mit der weiteren Verbesserung“, so DI Ortner abschließend.

Mag. Stefan Niedermoser, der externe Prozessbegleiter und Präsentator der neuen Zillertal-Strategie meinte:

„Ihr braucht auf diese Strategie nicht stolz zu sein. So ein Papier kann jeder relativ schnell schreiben, die Kunst liegt in der Umsetzung. Ihr könnt daher ungemein stolz darauf sein, dass ihr diese Strategie lebt und umsetzt, und das bereits seit vielen Jahren.“

Um den Willen zur Umsetzung der neuen Strategie zu untermauern, wurde der Strategieplan Zillertal mit dem Handbuch „Raumordnung im Zillertal“ von allen Zillertaler Bürgermeistern öffentlich auf der Bühne am Ende der Präsentation unterzeichnet. Für alle, die es zur Veranstaltung nicht geschafft haben, ist der neue Strategieplan Zillertal mit dem Handbuch „Raumordnung im Zillertal“ auf der Homepage des Planungsverbandes Zillertal abrufbar: www.planungsverband-zillertal.at.

Mit Sanktus Zukunft besiegelt

Geschäftsordnung des Strategieplanes Zillertal zur Vernetzung in der Raumordnung im Zillertal per 01.01.2014 in Kraft
Die Zillertaler Bürgermeister unterzeichneten den neu aufgelegten Strategieplan.  | Foto: Planungsverband Zillertal
Planungsverbandsobmann Hansjörg Jäger (Bgm. von Ried) bei der Unterzeichnung.  | Foto: Planungsverband Zillertal
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