Bildung/Schule
Sonderschulen: Was bleibt am Ende übrig?

In der Sonderschule Fügen ist man für Kinder mit Behinderung gerüstet und hat jahrelange Erfahrung.  | Foto: Archiv
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Seit dem Jahr 2013 gibt es eine hitzige politische Debatte über die Sonderschulen in Österreich. Die Inklusion, also das Integrieren von Kindern in herkömmliche Schulklassen, ist politisch gewollt und wird vorangetrieben. Im Laufe der Jahre wurden immer mehr Sonderschulen (ehemals SPZ/jetzt ASO – Allgemeine Sonderschule) zugesperrt, denn das Modell der Inklusion soll die Zukunft sein.

Dass in diesem Zusammenhang allerdings nicht immer alles reibungslos läuft, wird von zahlreichen Lehrpersonen bestätigt. In den letzten Jahren ist der Eindruck entstanden, dass man die Sonderschulen nicht mehr haben will, doch die Eltern von Kindern mit Behinderung haben die gesetzlich verankerte Wahlfreiheit, wohin sie ihr Kind schicken wollen. Per Gesetz ist der Schultyp "Sonderschule" nicht abzuschaffen und doch wurden bereits zahlreiche Einrichtungen im Land zugesperrt – mangels Schüler:innen.

Beratung

Eltern von Kindern mit Behinderung ist oft nicht bekannt, dass sie die Wahlfreiheit haben und es kein Muss ist, in Richtung Inklusion zu gehen. Dass das Modell Inklusion in der Praxis oftmals nicht wie gewünscht funktioniert, davon können Pädagog:innen ein Lied singen. Paul Gruber, Direktor der ASO Fügen erklärt: "Da die Eltern von Kindern mit Behinderung die gesetzliche Wahlfreiheit haben, ist es wichtig, dass sie sich über alle Möglichkeiten und Schultypen informieren. Die Inklusion ist eine wichtige Möglichkeit, aber ich bin der Überzeugung, dass man das individuell entscheiden muss und manche Kinder in der ASO wesentlich besser aufgehoben sind", so der erfahrene Sonderpädagoge. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es viele Kinder mit Behinderung gibt, die die besonderen Rahmenbedingungen in der Sonderschule brauchen, um sich gut entwickeln zu können und sich wohl zu fühlen", erklärt Paul Gruber. Er appelliert an die Eltern, sich genau zu informieren, um das Beste für ihr Kind zu ermöglichen.

Die schulische Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) kann auf Wunsch der Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten entweder in einer Sonderschule oder in integrativer Form in der Regelschule erfolgen. Der SPF wird entweder auf Antrag der Erziehungsberechtigten oder von Amts wegen durch die Bildungsdirektion festgestellt.

Bildungsdirektion: ASO bleibt

"Die Sonderschule ist eine vom österreichweit geltenden Schulorganisationsgesetz (SchOG) eingerichtete Schulart. Solange das Gesetz in diesem Punkt nicht geändert wird, wird es auch in Zukunft Sonderschulen geben. Der Bildungsdirektion für Tirol ist derzeit nicht bekannt, dass eine diesbezügliche Gesetzesänderung absehbar wäre. Die derzeitige Regelung bietet den betroffenen Eltern die Möglichkeit der Wahlfreiheit zwischen Sonderschule und Inklusion. Für viele Eltern ist diese Wahlfreiheit ein hohes Gut", erklärt Bernhard Deflorian von der Tiroler Bildungsdirektion. "Inklusive Modellregionen gibt es bereits in anderen Ländern, wie. z.B. in Südtirol. Auch in Tirol gibt es einen Bezirk, in dem alle Kinder und Jugendlichen mit und ohne Behinderung an sogenannten Regelschulen (Volksschule, Mittelschule, Polytechnische Schule) unterrichtet werden. Insofern ist das Modell der inklusiven Schule durchaus vorstell- und umsetzbar", so der Experte weiter.

Klare Worte des Bgm.

Fügens Bürgermeister Dominik Mainusch hat bzgl. ASO eine klare Haltung: "Die Wahlfreiheit der Eltern hat oberste Priorität und muss gewährleistet werden. Wenn Eltern ihr Kind gerne in einer sonderpädagogischen Bildungseinrichtung unterbringen möchten, dann darf dieser Wunsch nicht durch Beratungsstellen konterkariert werden. Das führt die Wahlfreiheit ad absurdum, stellt die Regelschulen vor unlösbare Situationen und schafft die Sonderpädagogischen Einrichtungen auf Umwegen ab. Dieses Vorgehen ist abzulehnen. In Bildungseinrichtungen haben pädagogische Maßstäbe zu gelten."

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