Tourismus/Wirtschaft
Zillertal: TVB's reden Klartext in Sachen Wasserstoffbahn - Franz Hörl pocht auf baldige Lösung

Die Vorzeichen für die Realisierung des Projektes Wasserstoff stehen schlecht. Jetzt reden auch die mächtigen TVB's Klartext.  | Foto: Walpoth
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  • Die Vorzeichen für die Realisierung des Projektes Wasserstoff stehen schlecht. Jetzt reden auch die mächtigen TVB's Klartext.
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Mit großer Verwunderung werden die Aussagen der Vertreter der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG von den Zillertaler Tourismusverbänden zur Kenntnis genommen. In der TT-Ausgabe vom 17.8. war sinngemäß zu lesen, dass die Tourismusverbände ihren Beitrag am Zillertaler Mobilitätsplan wohl nur leisten, wenn es sich dabei um die Antriebsform des Wasserstoffzuges handelt. Es kann so interpretiert werden, als wäre die Wasserstoffvariante der Wunsch der Zillertaler Touristiker und die Politik hätte wohl keine andere Wahl mehr, als pro Wasserstoff zu stimmen, weil sonst keine Subvention aus dem Tourismus fließen würde. Die Obleute der Zillertaler Tourismusverbände haben in einer Aussendung klargestellt wie sie die Sache sehen. ZVB-AR Chef Franz Hörl pocht auf eine Lösung bis 2027 und will sich ebenfalls nicht mehr nur auf die Wasserstoff-Lösung versteifen. 

ZILLERTAL (red). Korrekt ist zwar, dass die Tourismusverbände ihre Verträge mit dem VVT auflösen können, sollte bis 12.12.2027 der Zillertaler Mobilitätsplan, der einen Wasserstoffzug beinhaltet, nicht realisiert werden. Das bedeutet aber nicht, dass ein Ändern der Antriebsart automatisch zur Ungültigkeit der Verträge oder einem automatischen Auflösen selbiger durch die TVBs führt. Hier wurden falsche Behauptungen in den Raum gestellt, die ungeprüft veröffentlicht wurden. Im Fall einer sich ändernden Antriebsvariante wird man erst darüber sprechen, welche Auswirkungen es auf die Verträge haben kann und nach Lösungen suchen. Jedoch mit falschen Behauptungen schon vorher Angst zu schüren, um die Wasserstoffvariante trotz Mehrkosten zu etablieren, ist frei von jeglichem Anstand!

Reinen Wein einschenken

Es ist an der Zeit, dass die Vertreter der Politik und der Zillertalbahn der Öffentlichkeit reinen Wein einschenken und nicht so tun, als wären stets die TVBs die Ursache für Rückschläge der Wasserstoffbahn. Korrekt ist laut Verträgen mit dem VVT folgender Sachverhalt:

  • Der Verkehrsdienstevertrag regelt die Verlustabdeckung durch die Tourismusverbände zur Förderung des öffentlichen Nahverkehrs.
  • Der Beförderungsvertrag regelt die Sicherstellung der Beförderung von Gästen ohne Entrichtung gesonderter Fahrgelder.
  • Der Beförderungsvertrag regelt zudem, dass der VVT für die Mehrkosten, die zur Einhaltung der Clean Vehicles Directive im Rahmen der tirolweiten Dekarbonisierungsstrategie des VVT erforderlich sind, aufkommt.

Damit ist klar, wer für die Mehrkosten hinsichtlich des Wasserstoffprojekts als Teil der Dekarbonisierungsstrategie von Anfang an vorgesehen war. Wenn die Wasserstoffvariante nun Mehrkosten verursacht, so kann nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass diese mit der Mobilitätsabgabe gedeckt sind. Als seinerzeit seitens Tourismus der Mobilitätsabgabe zugestimmt wurde, wurde von den damaligen politischen Vertretern und der Zillertalbahn die Wasserstoffvariante den Tourismusverbänden und ihren Mitgliedern als nicht teurer, als die anderen Varianten dargestellt. Von Mehrkosten war damals nicht die Rede. Somit kann die damals zugrunde liegende Kalkulation zur Mobilitätsabgabe von 1,25 Euro pro Nacht keine Mehrkosten decken, die erst heute zu Tage treten.

Bei einer Informationsveranstaltung am 30.6.2023 in Zell am Ziller wurde seitens Franz Hörl zudem bestätigt, dass die nun aufgekommenen Mehrkosten nicht durch die beschlossene Mobiltätsabgabe finanziert werden, sondern dafür um Mittel beim Bund angesucht werde.

Weiters muss festgehalten werden, dass die Beschlussvorlagen mit Bezug auf einen Wasserstoffzug von den politischen Vertretern vorgelegt und nicht von den TVBs formuliert wurden. Wenn die Vertreter der Zillertalbahn heute so tun, als würden die TVBs nur zahlen, wenn es ein Wasserstoffzug wird, dann haben sie und ihre Vertreter diese Passagen in die Beschlussvorlage selbst hineinformuliert!

Ebenfalls muss das Gedächtnis der handelnden Personen angeregt werden:

Es waren die TVBs, die anfänglich dem Wasserstoffprojekt kritisch gegenübergestanden sind und dann von Herrn Hörl als kleingeistig und rückständig beschimpft wurden, weil vor allem der TVB Mayrhofen eine Überarbeitung des Projekts hinsichtlich der Busverkehre gefordert hat. Da wäre der TVB Mayrhofen Schuld gewesen, wäre das Wasserstoffprojekt verhindert worden. Heute sollen die TVBs Schuld sein, wenn es kein Wasserstoffzug wird? Die Antwort sollten die Verantwortlichen bei sich selbst suchen. Denn bis heute ist zum Beispiel der Bahnhof Mayrhofen als zentrale Drehscheibe nicht im mittelfristigen Investitionsprogramm. Hier wird über Antriebsarten debattiert und dabei sind nicht einmal die Grundlagen mit einem Bahnhof oder diversen Straßenprojekten geregelt!

Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass je nach Nächtigungsverlauf und Inflation seitens Tourismus über 15 Jahre zwischen 130 und 150 Millionen Euro in den Zillertaler Mobilitätsplan fließen. Dies geschieht aus Überzeugung und Verantwortung dem Tal gegenüber eine ihm würdige Mobilitätslösung zu schaffen. Bei Investitionen dieser Größenordnung darf man sich ein Begegnen auf Augenhöhe erwarten. Denn auch unsere UnternehmerInnen sind Teil jener Bevölkerung, der mit dem zum Teil unprofessionellen Auftreten politischer Vertreter Sand in die Augen gestreut wird. Das trägt nicht zur Vertrauensbildung bei, die man sich von einer Realisierung eines Wasserstoffzuges erwartet. Ganz im Gegenteil. Es vergrämt die letzten Befürworter einer Mobilitätslösung für das Zillertal. Wir haben oft genug erwähnt, dass uns die Mobilitätslösung wichtiger ist, als die Diskussion über eine Antriebsart. Streuen Sie also nicht Sand ins Getriebe, indem sie zum „Durchdrücken“ Ihrer präferierten Lösung dem Tourismus die alles entscheidende Verantwortung für oder gegen Wasserstoff zuschanzen. 

Franz Hörl pocht auf schnelle Lösung

Der Aufsichtrasvorsitzende der ZVB, NAbg. Franz Hörl verweist auf die Vollversammlungsbeschlüsse der jeweiligen TVBs, welche sich ebenfalls zur Wasserstofftechnologie bekannt haben. Gleichzeitig spielt der erfahrene Abgeordnete den Ball ans das Land Tirol weiter und lässt erkennen, dass er sich keinesfalls auf die Wasserstofftechnologie versteifen wolle. "Es hat oberste Priorität, dass bis 2027 eine Lösung kommt und mir persönlich ist die Umsetzungsgeschwindigkeit viel wichtiger als der Wasserstoffantrieb. Das Land Tirol bestellt die Zuggarnituren und somit ist für mich klar, dass man nach eingehender Prüfung durch das Land eine sinnvoll und vor allem schnelle Entscheidung trifft. Wenn bei der Prüfung des Landes herauskommt, dass z.B. die Batterievariante Sinn macht soll's mir recht sein. Es geht hier nicht darum dass ich mir einen Wasserstoffantrieb einbilde, sondern um eine Lösung bis zum Dezember 2027", so Hörl. Die Vertragsgrundlage für die Beschlüsse der jeweiligen TVB's war der Wasserstoff und wenn sich das ändern soll, dann muss man die Vollversammlungen, der Vollständigkeit halber, auch dazu befragen", so Hörl. 

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