Interview: „Falle in kein tiefes Loch“

Klaus Gasteiger bleibt der Sozialdemokratie treu und wird als Bürgermeister von Kaltenbach für die Menschen in seiner Gemeinde da sein, auch wenn er menschlich enttäuscht wurde.
  • Klaus Gasteiger bleibt der Sozialdemokratie treu und wird als Bürgermeister von Kaltenbach für die Menschen in seiner Gemeinde da sein, auch wenn er menschlich enttäuscht wurde.
  • hochgeladen von Dagmar Knoflach-Haberditz

KALTENBACH. Nach der herben Niederlage der SPÖ bei den Landtagswahlen vergangenen April muss Klaus Gasteiger nun seinen Landtagsplatz räumen. Trotz kolportierter Position zur Reorganisation und (finanziellen) Gesundung der Landespartei hat die Parteispitze nicht Wort gehalten und der Kaltenbacher Vollblut-Politiker zieht sich nun auf seine Kernfunktion als Bürgermeister zurück. Im exklusiven Interview mit den BEZIRKSBLÄTTERN erzählt er von seiner 14-jährigen Tätigkeit für das Land und seiner menschlichen Enttäuschung manchen Parteigenossen gegenüber.

BB: Wie geht es Ihnen jetzt, nachdem alles fertig verhandelt und ausdiskutiert ist?
Klaus Gasteiger: „Mir geht’s gut, da ich mich nie über ein politisches Mandat definiert habe. Ich habe immer gewusst, dass es irgendwann ausläuft, dass ich lediglich auf Zeit vom Wähler beauftragt wurde. Ich habe andere Aufgaben, die mich ausfüllen und falle nicht in ein großes, tiefes Loch. Trotzdem bleibt eine menschliche Enttäuschung innerhalb der Partei.“

BB: Was waren die positiven Seiten am Landtag?
Klaus Gasteiger: „Das Vertrauen der Menschen, ihnen zu helfen, wenn sie mir ihre Geschichte erzählten und wenn oftmals Interventionen erfolgreich waren - das waren die positiven Seiten. Und wenn nach Jahren manchmal noch jemand zu mir kommt und sagt: ‚Danke, dass du mir damals geholfen hast.‘ Das sind emotionale Geschichten, die auch nicht an die große Glocke gehängt werden.“
BB: Welches politisches Amt gefällt Ihnen am besten?
Klaus Gasteiger: „Ich möchte alle anderen politischen Ebenen nicht herabwürdigen. Die herausfordernste, aber auch die schönste gewählte politische Position, die Königsklasse, ist das Amt des Bürgermeisters, weil man unmittelbar mit den Menschen kommuniziert und die Gemeinde direkt weiterentwickeln kann. Es ist eine große Herausforderung, aber doch die schönste aller Aufgaben.“

BB: Bleiben Sie der SPÖ treu?
Klaus Gasteiger: „Ja, und ich werde auch eine Zeit lang als Bezirksparteivorsitzender weitermachen, weil ich die Menschen und meine Funktionäre nicht einfach so fallen lasse. Nur weil ich mein Mandat verloren habe, schmeiße ich nicht alles hin. Ich weiß, was tägliche Verantwortung heißt.“

BB: Was passiert jetzt? Wie geht es in Kaltenbach weiter?
Klaus Gasteiger: „Die Infrastruktur unserer Gemeinde wird, wie gehabt, planmäßig weiterentwickelt. Ob ich hauptberuflich Bürgermeister bin oder nicht, hat nichts mit dem Tempo zu tun, mit dem die Entwicklung weitergeht. Wenn ein Projekt realisierungsreif ist, wird es nach den Beratungen umgesetzt.“

BB: Wie sehr prägen Entscheidungen Ihren Tag?
Klaus Gasteiger: „In der Gemeinde und in der ASKÖ Tirol [ehrenamtlicher Präsident, Anm.], also dort, wo ich direkte Verantwortung trage, da funktioniert es vorbildlich. Wenn man Entscheidungen treffen muss, kann man nicht jedermanns Liebling sein, aber man soll zu seiner Entscheidung stehen und diese gut argumentieren. Ich spreche hier meinen Dank für das Vertrauen aus und dass das alles so gut funkioniert hat und immer noch funktioniert. Das Kommunizieren mit den Menschen erfolgt auf gleicher Augenhöhe.“

BB: Was war Ihnen in den letzten 14 Jahren politischer Tätigkeit wichtig?
Klaus Gasteiger: „Die Ordner für Interventionen werden in den Keller geräumt, dort sind viele Geschichten verankert. Die Schicksale der Menschen waren mir das Wichtigste bei meiner politischen Tätigkeit. Dass ich den Menschen direkt bei ihren Problemen geholfen habe, darauf bin ich in meiner politischen Laufbahn am meisten stolz. Von dem Mitgefühl und den positiven Reaktionen von vielen Menschen in den letzten drei Wochen bin ich überwältigt. Also war doch nicht alles so schlecht, was gemacht wurde. Und trotz allem sage ich, dass es eine sehr schöne und arbeitsintensive Zeit war. Es gibt ein lachendes und ein weinendes Auge. Ein lachendes, weil ich jetzt mehr Zeit habe und das weinende Auge, weil doch 14 Jahre intensiver Zeit nicht ganz spurlos vorüber gehen. Ich durfte sehr viele wunderbare Menschen kennen lernen. Und diese menschliche Komponente bleibt zum Schluss übrig. Ich möchte mich bei allen Wegbegleitern und Freunden bedanken.“

Das Gespräch wurde geführt von Dagmar Knoflach

Wo: Gemeinde, 6272 Kaltenbach auf Karte anzeigen
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