"Ich kann nicht anders"
Wenn Zwänge das Leben bestimmen leidet man selbst und die Familie darunter. Nun gibt es eine Selbsthilfegruppe in Radenthein.
RADENTHEIN. Plötzlich ist man sich nicht mehr sicher, ob man das Auto oder die Haustüre zugesperrt hat. Man geht wieder zurück, um sich zu vergewissern. Das kennt fast jeder. Für manche Menschen bleibt es allerdings nicht bei dem einen Mal zurückgehen. Sie sehen immer und immer wieder nach. Sie müssen das, es ist ein Zwang.
Eine von ihnen ist die Radentheinerin Berta Lackner. Sie ist, wie andere auch, seit 18 Jahren eine Zwangspatientin. Um sich und anderen zu helfen, hat Lackner nun einen Selbsthilfegruppe gegründet. „Da man sonst leider keine Gleichgesinnten kennenlernt, um sich auszutauschen, habe ich mich entschlossen eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Ein weiteres Anliegen ist es, die Zwangserkrankung in der Gesellschaft publik zu machen, damit man sich in der Öffentlichkeit nicht mehr Schämen muss“, so Lackner.
Unterschiedliche Zwänge
Zwänge gibt es in unterschiedlichsten Facetten, ob Kontrollzwang, Ordnungs- oder Berührungszwang, u.v.m. Lackner selbst leidet unter einem Wasch- und Reinigungszwang und Kontrollzwang. „Man weiß, dass alles in Ordnung oder sauber ist, muss aber dennoch nachsehen oder waschen.“
Anfangs hat sich die Radentheinerin geschähmt, weil niemand damit umgehen konnte. „Die Leute sagen, ,Die spinnt'. Man sperrt sich dann zuhause ein oder versucht sich zu verstellen. Das kostet enorm viel Kraft“, weiß Lackner. Zwänge schränken die Betroffenen auch im Alltag ein, je nach Stärke des Zwangs. „Soziale Kontakte werden immer weniger, weil niemand damit umzugehen weiß.“ Auch die Arbeit und die Familie kann darunter leiden. Lackner konnte ihrer Arbeit ebenfalls irgendwann nicht mehr nachgehen.
Die Dunkelziffer der Betroffenen ist laut Lackner sehr hoch. Sie will dem mit ihrer Selbsthilfegruppe nun Abhilfe schaffen.
ZUR SACHE:
Selbsthilfegruppe für Zwangspatienten in Radenthein: Infos bei Berta Lackner unter: 0650/48 98 333.
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