Almabtrieb Bad Kleinkirchheim als Volksfest
BAD KLEINKIRCHHEIM. Einem Volksfest gleich ist zum 15. Mal der Almabtrieb gleichgekommen, der immer am zweiten Samstag im September begangen wird. Der Amabtrieb wird "aus Dankbarkeit dafür veranstaltet, dass das Vieh gesund und wohl genährt über den Sommer gekommen ist". Das erzählt uns Gerald Hinteregger, einer der rund zehn Landwirte, die ihr Vieh auf der zirka 180 Hektar großen Wolitzenalm in 1.770 Meter ausquartiert hatten - 100 Tage behütet von Elmar Mitterberger (vulgos Ottinger), an Wochenenden und in den Schulferien gemeinsam mit Tochter Anne. In gesetzteren Worten formuliert es später bei der Segnung der Tiere im Dorf Diakon Theo Srienz.
Rund 20 Treiber fanden sich bereits um 6 Uhr in der Früh ein, um nach einem stärkenden Frühstück die rund 60 Mutterkühe und Kälber in knapp drei Stunden auf die Wiesen vor dem Gasthof Hinteregger am Rand von St. Oswald zu treiben. Hinteregger nennt den Ort, an dem die Tiere auch bekränzt werden, den "Wiedereinstieg in die Zivilisation".
Während die Pferde bereits das Nahen der Kühe wittern und wild über die Wiese galoppieren, wird der Mensch der Tiere erst durch das zunehmend lauter werdende Glockengeläut gewahr.
Als Treiber wirken übrigens neben Einheimischen auch Urlauber vom Rhein oder dem Vogtland mit, für die Jahr für Jahr der Almabtrieb fester Bestandteil des Ferienprogramms ist. Als "Lohn" gibt es Gutscheine für ein Essen und zwei Getränke - spendiert von Wirt Peter Krenn, in dessen Gasthaus Unterwirt auch der feuchtfröhliche Kehraus mit dem Bruder, Bürgermeister Matthias Krenn, gefeiert wird.
Die Treiber stärken sich neben dem Jausenbrot mit dem eigens für Sankt Oswald gebrauten Hirterbier "ans wia kans" (Eines wie keines). Zudem hat Treiber Peter Tieber, Mitglied der örtlichen Kilt-Gruppe und Wirt des Pubs "Die Tränke" höllisch scharfen Chili-Schnaps im Gepäck.
Nachdem sich Zwei- und Vierbeiner von der ersten Halbzeit des Abstiegs erholt haben, geht's zur Sache. Denn nun erhalten die Kühe die kunstvollen Kränze, die die Bäuerinnen aus speziellen Alpenkräutern sowie Tannen- und Zirbenzweigen auf Metallrahmen des Schmiedemeisters Hans Pertl gesteckt haben, jeweils versehen mit gestickten Sprüchen wie "Gott schütze unser Vieh" oder "Wir kommen von der Wolitzenalm". Nicht immer sind die Kühe auf Anhieb geneigt, sich schmücken zu lassen. Wie schon beim Abstieg versuchen sie auch diesmal, reißaus zu nehmen. Mit einem beherzten Griff in die Nüstern wird das Vieh gebändigt.
Der zweite Teil des Abstiegs führt sodann teils über die für den Verkehr vorübergehend gesperrte Straße, meist aber über Wanderwege ins vier Kilometer entfernte Bad Kleinkirchheim, wo die Karawane von der 25 Mitglieder zählenden Trachtenkapelle mit Obmann Hermann Aigner, Stabführer Helmut Rauter und Marketenderin Dagmar Pichler an der Spitze empfangen wird. Nicht nur eine Kuh versucht, dem Trubel zu entgehen, indem sie auf den Eingang zum Thermenhotel Ronacher zusteuert.
Das Volksfest klingt mit den Flatschacher Schuhplattlern und mit der Alphornmusi aus dem Katschtal, der Amerikanischen Versteigerung eines Almkalbes für einen sozialen Zweck sowie einem bunten Bauernmarkt aus.
Noch bis Ende Oktober kann das Vieh den Herbst an der frischen Luft auf dem Hof genießen, bevor es endgültig in den Stall kommt.
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