Bezirk

"Chöre müssen sich entstauben"

Wir haben mit einigen Chören über ihre Nachwuchsprobleme gesprochen.

BEZIRK. Der Männergesangsverein Seeboden hat 15 aktive Sänger im gehobenen Durchschnittsalter und zwei Mitglieder unter 25 Jahren sind heuer dazugekommen. Doch auch der MGV hat mit Mitgliederschwund durch die lange Zwangspause zu kämpfen. Andreas Gruntnig, Obmann des MGV-Seeboden, hat eine klare Meinung dazu: "Das Nachwuchsproblem ist eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahre und trifft gemeinnützige Institutionen. Durch das Thema "Work-Live-Balance" wird Freizeit zu dem wertvollsten Gut erklärt und der Trend zur Selbstoptimierung durch eine gesamte, lukrative Industrie mit Überfluss und Überangebot wieder zugemüllt. Die Bereitschaft des Einzelnen, einen Teil seiner Zeit nicht rein für sich, sondern einer Gemeinschaft sinnstiftend zur Verfügung zu stellen, wird nicht als erstrebenswert empfunden." Aber der Obmann sieht auch die Mitgliederprobleme bei den Chören. "Man muss erkennen und einsehen, dass das Mitgliederproblem hausgemacht ist und die Jugendarbeit angesichts langer Mitgliederlisten zu kurz gekommen ist. Die Chöre müssen sich entstauben und attraktiv werden."

"Mehr Mitglieder als zuvor"

Die Katschtaler Sängerrunde unter der Leitung von Anja Lax-Peitler und Obmann Sepp Lax besteht aus 29 Mitgliedern, wobei der Jüngste 20 Jahre alt ist und das älteste Mitglied 66 Jahre. Der Verein hat keine Nachwuchsprobleme zu verzeichnen. "Wir freuen uns sehr, dass immer wieder junge Sängerinnen und Sänger dazukommen. Das liegt sicher daran, dass wir eine sehr offene Gemeinschaft sind, in der wir, wie in einer Familie, zusammenhalten. Die Freude am Singen und der Spaß in der Gemeinschaft verbinden Jung und Alt. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir zurzeit keine Nachwuchsprobleme haben." Chorleiterin Anja Lax-Peitler sieht sogar eine Stärkung im Verein durch die Pandemie. "Ich denke, wir sind durch die Pandemie noch stärker zusammengewachsen. Wir haben versucht, in dieser Zeit über digitale Medien Kontakt zu halten, haben die kurzen Zeiten, in denen Probenarbeit erlaubt war, intensiv genutzt. Vor einigen Monaten haben wir ein großes 40+-Jubiläum gefeiert, bei dem der ganze Chor intensiv mitgearbeitet hat. Allgemein haben wir nach der Pandemie mehr Mitglieder als zuvor."

Mitgliederzahl gesunken

Das Durchschnittsalter im EC-Chor Seeboden liegt unter 30 Jahren. Das hat zur Folge, dass es im Chor sehr viele Wechsel gibt, da der Großteil zum Studieren weggeht. Der beständige und verlässliche Kern ist zwischen 30 und 60 Jahre. "Vor der Pandemie bestand unser Chor aus über 60 aktiven Chormitgliedern. In den letzten Jahren hat sich das halbiert. Bei den Chorproben waren wir oft nur zehn Leute oder sogar weniger. Im September starten wir in eine neue Chorsaison und es wird sich zeigen, was dieses Chorjahr mit sich bringt", berichtet Manuel Graf, Leiter des EC-Chors Seeboden. Durch die Pandemie hat sich beim EC-Chor einiges geändert. "Vor der Pandemie hatten wir keine Probleme mit Nachwuchs. Doch in den letzten Monaten war dies etwas schwierig und wir hoffen, dass Nachwuchs nachkommt." Der EC Seeboden zeigt auch Eigeninitiative. "In den letzten Monaten haben wir eine Tanzgruppe gegründet, die sich auch in Zeiten des ,Nicht-Singens‘ getroffen hat, um Choreos einzustudieren. Somit wollen wir auch junge Leute mit ins Boot holen."