"FREUDE" - eine Weihnachtsgeschichte zum Nachdenken...

Heute war es wieder soweit. Alle Jahre am Stefanitag, am 26. Dezember, herrschte am etwas abgelegenen Bauernhof der Großeltern reger Betrieb. Mütter und Väter kamen an und manche von ihnen fuhren auch gleich wieder weg. Es fanden Begrüßungen und Verabschiedungen statt und manchem Kind wurde das Versprechen abgenommen, sich ordentlich zu benehmen und vor allem nichts anzustellen wobei es sich oder die anderen gefährden könnte.

Als alle Mütter und Väter sich verabschiedet hatten, weil sie zurück zu ihren beruflichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen mussten, wurde es langsam ruhig im alten Bauerhaus. Die große Eingangstüre wurde geschlossen und man musste nur dem guten Duft und dem Kinderlärm folgen um in die gemütliche Wohnküche zu kommen wo es wohlig warm war und ein himmlischer Duft in der Luft lag. Es roch nach Bratäpfeln und Vanillesoße und am schön gedeckten Tisch standen Weihnachtskekse und andere Leckereien.

Oma stand am Herd und füllte die großen Häferl mit Kinderpunsch und Tee und ein paar der größeren Kinder halfen ihr alles an den Tisch zu bringen. Als alle Kinder das gewünschte Getränk vor sich stehen hatten setze sich auch die weißhaarige Großmutter zu Ihnen an den Tisch. Es wurde zuerst gemeinsam gebetet und dann durften sich die Kinder an all den Köstlichkeiten satt essen. Es wurde zusammen getratscht, gelacht und manchmal auch ein wenig gezankt wenn einer der Cousinen und Cousins einem anderen das Lieblingskeks vor der Nase wegschnappte. Aber Oma konnte mit Ihrer ruhigen aber bestimmten Art die Situation ganz schnell wieder beruhigen und manchmal versprach sie sogar, beim nächsten Mal mehr von den Lieblingskeksen vorzubereiten.

Während Oma in die Runde blickte machte sie sich so Ihre Gedanken über ihre Enkelinnen und Enkel. In der Mitte des Tisches saß zum Beispiel Sebastian. Er war ein großgewachsener und blitzgescheiter Bursche, der gerade erzählte, dass er die HTL mit einem sehr guten Zeugnis abließen und danach Wirtschaftswissenschaften studieren möchte. Er sagte weiters, dass er hoch hinaus wolle und irgendwann sehr viel „Kohle“ verdienen möchte. Nach einer kurzen Pause antwortete die Großmutter: „Sebastian, ich weiß, dass all deine Wünsche und Pläne für die Zukunft in Erfüllung gehen werden und ich bitte dich mir zu versprechen, dass du, wenn ich einmal nicht mehr bin, die jährlichen Familientreffen weiterorganisieren wirst. Denn wenn eine Familie nicht mehr zusammen hält dann ist alles verloren.“ Sebastian blickte die Oma an und ihm fehlten die Worte, was wirklich nur sehr selten geschah. Nach einiger Zeit antwortete er: „Ach Oma, was redest du denn für einen Blödsinn. Das hat ja noch lange Zeit, du wirst ja mindestens 100 Jahre alt oder noch älter.“ Plötzlich wurde das ernste Gespräch von einer kleinen Enkelin unterbrochen. Sie fragte, wann sie nun alle in die Bauernstube gehen um nachzusehen welche Geschenke das Christkind gebracht hat. Also räumten sie gemeinsam den Tisch ab und lauschten dabei ob die kleinen Silberglocken schon läuteten, die jedes Jahr ankündigten, dass es nun endlich soweit war.

Die Großmutter wollte sich noch schnell umziehen bevor das Christkind kommt doch dann ertönte schön der helle Klang der Glöckchen. Alle Kinder stürmten sofort hinaus ins Vorhaus, zur gegenüberliegenden Türe, hinter der sich die Bauernstube befand. Oma ermahnte die Kinder ruhig zu sein, denn das Christkind könne ja noch drin sein und man darf es doch nicht erschrecken. Die größeren Enkel lächelten nur wissend und den Kleinen blieb, vor freudiger Erwartung, der Mund offen stehen. Ganz leise öffnete die Großmutter die Tür und ließ nacheinander alle Kinder eintreten. Der große Christbaum strahlte in der Mitte des Raumes und die Sternspritzer machten alles noch feierlicher. Alle stellten sich vor den Baum und beteten gemeinsam das Vaterunser. Danach begann Oma in Ruhe die Päckchen unter den Kindern zu verteilen und heuer gab es noch zusätzlich für jeden eine Tafel Schokolade, die mit einer Stoffhülle umgeben war auf welcher der jeweilige Name des Kindes und sein Geburtsdatum eingestickt waren. Die älteren Kinder bedankten sich überschwänglich, denn sie wussten wie viel Arbeit sich die Großmutter damit gemacht hatte. Sebastian stand in einer Ecke und betrachtete die Schokoladentafel, es wurde ihm ganz warm ums Herz. Er freute sich riesig über dieses sehr persönliche Geschenk und nahm sich vor, seiner Oma aus allen Ländern, die er in Zukunft bereisen würde, eine Tafel Schokolade mitzubringen.

Als alle Päckchen ausgepackt waren und alle ihre Geschenke bewundert hatten setzen sie sich zurück an den großen Tisch um Spiele zu spielen und Oma machte in der Zwischenzeit den Abwasch. Etwas später machten sie alle gemeinsam einen Spaziergang durch den verschneiten Wald und eine ausgedehnte Schneeballschlacht. Als alle Kinder von der Herumtollerei im Schnee erschöpft waren gingen sie zurück ins Haus um sich umzuziehen und aufzuwärmen und anschließend gab es ein leckeres Abendessen das die Großmutter liebevoll zubereitet hatte. Nacheinander gingen die Kinder ins Bett. Sie schliefen in dieser Nacht besonders gut und freuten sich über die besonders schöne Weihnachtsfeier bei der Oma.
Nach ein paar Tagen wurden alle Enkel wieder von den Eltern abgeholt und ein kleines Mädchen sagte zur Oma: „Oma, ich freue mich schon wieder auf das nächste Jahr denn bei dir ist es wie im Paradies.“ Oma hatte Tränen in den Augen, so freute sie sich über dieses Lob.

Im folgenden Frühjahr kam dann plötzlich die traurige Nachricht, dass Oma verstorben war. Bei der Trauerfeier wurde viel geweint, jedoch auch gelacht weil jeder eine wunderbare Geschichte über diese Frau zu erzählen hatte.
Die Jahre vergingen und aus Sebastian war ein wirklich sehr erfolgreicher Geschäftsmann geworden der einen großen Konzern leitete. Er bereiste beruflich und auch privat die ganze Welt, gründete eine Familie und zog nun seine eigenen Kinder groß. Obwohl er ein sehr stressiges Leben hatte hielt er das Versprechen, das er seiner Oma damals gab und veranstaltete jedes Jahr zu Weihnachten ein schönes Familientreffen. Er besuchte auch jedes Jahr zur Weihnachtszeit Omas Grab. Als er heuer am Heiligen Abend am Friedhof stand erzählte er ihr vom vergangenen Jahr das sehr turbulent war. Er holte aus seiner Manteltasche eine Tafel Schokolade und legte sie auf das schön geschmückte Grab. Leute die vorübergingen murmelten: „Schon wieder einer, der Weihnachte nicht packt.“ Sebastian hielt noch einige Zeit Zwiesprache mit seiner Großmutter und dann wandte er sich zum Gehen. Als er ein paar Schritte im steif gefrorenen Schnee gegangen war drehte er sich noch einmal um und sagte: „Oma, ich würde viel dafür geben wenn ich noch einmal mit dir in der Küche sitzen und gemeinsam Tee trinken könnte, aber ich würde alles dafür geben wenn ich mich noch einmal so über eine Kleinigkeit freuen könnte wie damals über diese Tafel Schokolade.“

Adele Edlinger

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