In Kärnten einmalige Hunde in Sappl zu Hause

- Lundehundzüchter Ewald Brandner demonstriert, wie weit sich die Vorderläufe ausstrecken lassen
- hochgeladen von Michael Thun
MILLSTATT-SAPPL. In Kärnten einmalige Hunde sind am Millstätter See zu Hause. Es handelt sich um den Norwegischen Lundehund, den Familie Brandner züchtet. Über 14 Jahre hatten die Brandners einen Foxterrier. "Erst wollten wir keinen neuen Hund, so groß war die Trauer", berichtet Ewald B., "aber bald merkten wir, etwas fehlt uns". Sohn Josef stieß im Internet auf besagten Lundehund. "Wir haben uns sofort in das Tier verliebt", erzählt Angelika B., das nur 35 bis 38 Zentimeter groß und sechs bis sieben Kilo schwer wird.
Zwei Jahre suchten die Millstätter in Europa und Nordamerika nach einem Exemplar, in Prag wurden sie 2008 bei einer Tierärztin fündig. "Es war Liebe auf den ersten Blick", so die einhellige Meinung der fünfköpfigen Familie, die die Hündin nach ihren Initialien "Ejsha" taufte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Rasse nahezu ausgestorben. Dem Vernehmen nach exitistierten nur noch ein Rüde in Norwegen und drei Hündinnen in Dänemark. Inzwischen ist die Population weltweit auf etwa 1.300 angewachsen. In Deutschland leben 70. Der Versuch, "Ejsha" in Stuttgart decken zu lassen, schlug fehl. Auch wenn das Weibchen drei Wochen läufig sei, betrage die entscheidende "Stehzeit" nur drei bis vier Stunden. "Offenbar war der Stress zu groß", meinen die Brandners.
Also musste ein eigener Rüde her. In den Niederlanden wurde im September 2011 der drei Monate alte "Chayto" (indianisch "Falke") geholt, am 4. August 2013 kamen "Akito" und "Ayla" auf die Welt. Mithin ist Familie Brandner die einzige in Österreich, die ein Lundehund-Pärchen hat. Je ein Exemplar lebt noch im Burgenlund und in Graz. "Unser vorrangiges Ziel ist der Erhalt der Rasse", unterstreicht Züchter Ewald B.
Denn der Lundehund ist einzigartig. Als anatomisches Wunder kann er die Vorderläufe bis zu 90 Grad ausstrecken, die Ohren mit einer Klappe am Trommelfell verschließen und den Kopf extrem stark nach hinten biegen. Außerdem hat er acht Ballen an der Pfote (normal sind fünf) und weniger Zähne als andere Rassen. Diese natürlichen, nicht gezüchteten Besonderheiten befähigen das Tier, in den Bruthöhlen an der Felsenküste der Lafoten Papageientaucher (norwegisch: „Lundefugl“) zu erbeuten. Die seit dem 16. Jahrhundert praktizierte Jagd wurde 1950 verboten.
Auf internationalen Ausstellungen ist "Ejsha" zum internationalem und österreichischen Champion gekürt worden, "Chayto" zum internationalen Vize- sowie zum österreichischen Champion. Sie haben jeweils die Begleithundeprüfung bestanden, der Rüde soll in diesem Frühjahr zum Therapiehund für Senioren und behinderte Kinder ausgebildet werden.
Zur Sache:
Da die zu den Lofoten gehörenden Inseln Røst und Værøy während der letzten Eiszeit eisfrei blieben, geht man davon aus, dass die Lundehunde dort überlebt haben und ein direkter Nachkomme des Urhundes Canis ferus ist und nicht des Canis familiaris, wie alle anderen Hunde.
Der Ursprung aller Lundehunde liegt in der kleinen Ortschaft Måstad auf Værøy. Da die Hunde in Måstad sehr isoliert lebten, konnte eine Einkreuzung anderer Rassen verhindert werden.
Der Lundehund ist sehr menschenfreundlich, aufgeweckt, klug und verspielt. Er ist ein idealer Familienhund, dem jedoch eine sinnvolle Beschäftigung geboten werden muss, nachdem ihm die Jagd auf Seevögel abhanden gekommen ist. Lundehunde sind aber auch wenig stressresistent und vor allem sehr lärmempfindlich.
Wer Interesse hat, kann sich an Angelika und Ewald Brandner wenden, die unter "Rock-of-Nock" die Lundehundzucht betreiben. E-Mail: angelika.brandner@gmx.at, Telefon 0660/401 4803.
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