Weihnachten Daham
Luisa Lagger aus Malta über das "Zuhause Sein"

Luisa mit ihrer Familie und den Gastkindern in der USA. | Foto: Privat
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  • Luisa mit ihrer Familie und den Gastkindern in der USA.
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Pünktlich zur Weihnachtszeit schickte uns Leserin Luisa einen besonderen Text, indem sie sich über "Weihnachten daheim" und über die Bedeutung von "zuhause" Gedanken macht.

MALTA. Luisa Lagger aus Malta studiert zurzeit an der University of British Columbia in Vancouver im Auslandssemester. Für sie ist es mittlerweile das dritte Mal, dass sie zu Weihnachten nicht zuhause feiert. Im folgenden Text teilt Luisa ihre Gedanken zur Bedeutung von "daheim sein":

"Weihnachten Daham"

Als ich klein war, war ich fasziniert von Leuten, die viel reisen. Bilder von weißen Sandstränden, afrikanische Wildtiere festgehalten auf einer Safari oder die unfassbare Weite skandinavischer Fjorde konnte ich stundenlang bestaunen. Die Safari durfte ich schon von meiner To-Do Liste nehmen, und dieses Jahr verbringe ich mein drittes Weihnachten rund 8.500km entfernt von Kärnten und meinem zu Hause. Bin ich darüber traurig? Nein, im Gegenteil; Ich bin unfassbar dankbar, dankbar für all die Erlebnisse, die ich im nun fast vergangenen Jahr 2023 erleben durfte.

„Zu Hause“, oder wie wir so schön sagen „daham“ ist für mich schon lange nicht mehr nur der kleine Oberkärntner Ort, in dem ich meine Kindheit und die ersten 18 Jahre meines Lebens verbringen durfte, sondern ein Gefühl. Ein Gefühl geliebt und unterstützt zu werden, und wenn ich heute in den Sternenhimmel über British Columbia schaue, meine Mama und Papa anrufe oder in die Augen meiner internationalen Freunde blicke, weiß ich, dass ich genau bei diesem Gefühl angekommen bin. „Home is not a place but a feeling.“

Ich glaube viele, die selbst nie weggekommen sind, beziehungsweise nicht die Chancen hatten, dies zu tun, werden schwer nachvollziehen können, wie man sich in wechselnden Orten wiederfinden kann. Und das ist okay so. Abgesehen davon ist es wohl eines der schönsten Dinge, die man im Leben bloß erreichen kann, wenn man dort angekommen ist, wo man sich wohl fühlt – genau das macht, was einem erfüllt und Freude bereitet. Ich befinde mich noch auf dem Weg dorthin. Es ist ein recht ungewisser und ereignisreicher Weg, aber ich würde ihn dennoch nicht ändern wollen.

Als ich mit der Schule fertig war, wollte ich einfach nur mehr weg, neben vielen schönen Erinnerungen, haben die letzten Jahre meiner Schulzeit auch ein paar Narben hinterlassen. Rauskommen hat mit gutgetan – mich wachsen und lernen lassen, draufkommen, wie naiv und unwissend man (oder zumindest ich) mit 18 Jahren doch ist. Die Matura ist gewiss ein Meilenstein, aber das echte Leben funktioniert dann doch etwas anders als mathematische Formeln und standardisierte Textformate. Zu Beginn meines Auslandsabenteuers (ich war als Au Pair in den USA) wusste ich nicht, dass sich dies mehr oder weniger ungeplant von einem Jahr auf 22 Monate ziehen wird und diese Entscheidung durch COVID wahrhaftig eine dauerhafte und besuchslose war. Demnach war ich zwar beinahe zwei Jahre nicht zu Hause, gewann aber gleichzeitig einen Ozean und ganzen Kontinent entfernt ein zweites zu Hause dazu. Mittlerweile bin ich seit über zwei Jahren wieder zurück in Österreich und studiere in Wien. Diesen Sommer war ich wieder bei meiner Gastfamilie zu Besuch. Es war ein Besuch für die Seele und es erfüllt mich immer noch ein Gefühl von innerer Wärme und Zufriedenheit, wenn ich in Spokane (WA, USA) durch die mit Bäumen gesäumten Straßen laufe. Ein viel schönerer Moment wurde mir aber im Oktober zu Teil, als beide meiner Eltern endlich im echten Leben und nicht nur über einen Bildschirm meine amerikanische Gastfamilie treffen konnten. Ich glaube, dadurch ist auch ihnen immer mehr meine innige Bindung zu ihnen und diesen Flecken Erde bewusst.

Über die letzten Jahre hinweg und den Umzug nach Wien musste ich auch lernen, dass viele Freundschaften kommen und gehen und man sich in dieser Lebensphase sehr stark wandelt. Wie so viele andere in meinem Alter stand (und stehe wohl immer noch) auch ich vor der Frage, was ich denn eigentlich mit meinen Leben machen möchte und wohin die Reise gehen sollte. Über die Zeit wurde mir hierbei immer mehr bewusst, dass „daham“ nicht mein „daham“ ist, in dem ich mein eigenständiges Leben aufbauen möchte. Es wird für mich aber immer der Platz sein, an dem ich mit Freude zurückkehre, ich meine Goti für Kaffee besuche und immer noch alle Nachbarn kenne, mit meinem Papa die Berge besteige und meinen Bruder und mich sehe, wie wir uns damals fast die Köpfe vom Leib gerissen haben. Ich habe sehr viel Liebe für „daham“ aber fühle ich mich dort von Dauer angekommen? Lange hab‘ ich mich schuldig gefühlt, dass ich diese Antwort nicht mit Ja beantworten konnte oder viel mehr wollte. Heute bin ich mir aber bewusst, dass ich keinen Grund dazu habe. Wie Goethe einst schon so schön sagte: “Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen; Wurzeln und Flügel.“ Genau das haben mir meine Eltern gegeben. Nach Hause, dem Haus meiner Kindheit kann ich immer zurückkehren, raus in die Welt gehen und mein eigenes Feuer finden aber genauso. Ich weiß die Türen werden immer offenstehen (Im Notfall kenne ich aber auch den Platz, wo Oma den Zweitschlüssel aufbewahrt). Ohne den Nährboden, den mir meine Eltern und ganze nähere Verwandtschaft voll Unterstützung und Stolz geboten haben – manchmal auch von Aneckungen und gegensätzlichen Meinungen geprägt – wäre ich heute nicht dort, wo ich bin. Nicht in Kanada, nicht in Gedanken schon für den Master im Ausland und vor allem nicht, diese offene Persönlichkeit; wobei mir ganz klar bewusst ist, welches Privileg mir in all meinen Erfahrungen zu Teil wird.

Den Sommer, zumindest den Juli, habe ich dieses Jahr vor Beginn meines Auslandssemester tatsächlich „daham“ in Kärnten verbracht. Viele bekannte Gesichter haben mich dann gefragt: „Ah bist du ah amål daham“. Ich denke, was vielen von ihnen nicht bewusst war, dass ich es im Herzen immer bin, und trotzdem „daham“ auch wieder ganz woanders finde.
In diesem Sinne habe ich das größte Geschenk schon bekommen und ich wünsche nicht nur meiner Familie ein gesegnetes Fest und Adventszeit, sondern auch jeden anderen. Ganz egal was, wer oder wo „Weihnachten zu Hause“ für diese Person auch immer sein mag.

Luisa mit ihrer Familie und den Gastkindern in der USA. | Foto: Privat
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