Mit 40 eine neue Lehre angefangen

- Die 41 Jahre alte Erika Egger ist Lehrling in der Apotheke
- hochgeladen von Michael Thun
Erika Egger wird nun Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte.
MILLSTATT. 25 Jahre lang hatte Erika Egger als Lebensmittelverkäuferin ihr Geld verdient - unter anderem in Villach und Spittal, zuletzt als Filialleiterin. Nach ihrer Kündigung ging die 40-Jährige zum AMS, wurde nach drei Monaten von der Kärntner Arbeitsstiftung aufgefangen, suchte einen Ausbildungsplatz und macht seit August 2013 eine Lehre zur Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA) in der Seeapotheke in Millstatt.
Mit den Worten: "Im Einzelhandel wird doch, abgesehen von den Führungspositionen, fast nur noch Teilzeit angeboten", begründete die Obermillstätterin ihren Weg in die Apotheke. An ihrem Ausbildungsplatz schätzt sie die geregelte 40-Stunden-Woche mit fester Mittagspause und natürlich den kurzen, auch zu Fuß zu bewältigenden Weg zur Arbeit. "Außerdem kann ich viel privat für mich mitnehmen", ergänzt der lebenstüchtige Lehrling, will sagen: "Ich gehe jetzt mit viel offeneren Augen durch die Natur, weiß zum Beispiel, dass Löwenzahn bei Verdauungsbeschwerden angewandt wird".
"In der Apothke habe ich das Gefühl, wirklich helfen zu können", sagt die jetzt 41-Jährige weiter. So vermag sie bei grippalen Infekten Ratschläge geben und in Rücksprache mit der Apothekerin Medikamente auf Rezept vorbereiten, Tee abfüllen, Salben mischen und anzurühren.
Ihre Chefin Carmen Buschina, die vor zehn Jahren die Apotheke übernommen hatte, ist froh, mit Erika Egger eine Mitarbeiterin zu haben, mit der sie sich über diverse Themen austauschen kann. Jüngere hätten eben andere Interessen. Und: "Voraussetzung in diesem Beruf ist Freundlichkeit, ein positives Erscheinungsbild und ein gepflegtes Äußeres." Ferner sollte man Interesse an Biologie, Botanik, Physik, Chemie und Mathematik sowie ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen mitbringen. Unter diesen Vorgaben sei es "irrsinnig schwierig, einen geeigneten Lehrling zu bekommen".
Senner statt Schauspieler
Ein prominentes Beispiel eines späten Berufswechslers ist Udo Kröll, der 18 Jahre bei den Komödienspielen Porcia als Regieassistent, Schauspieler und kaufmännischer Leiter tätig war. Mit 47 Jahren sattelte er um und begann eine Lehre als Senner. "Zu Weihnachten bin ich fertig", verrät der frühere Geschäftsführer der WOCHE, der als Bub auf dem Bauernhof seines Opas aufgewachsen war und so seine Liebe zur Natur entdeckte.



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