Nachts unterwegs mit der Pistenraupe
Wenn die Skifahrer ihre Bretter abgeschnallt haben oder noch schlafen, sind die Fahrer mit ihren Pistenraupen aktiv. Die Heinzelmänner sorgen nachts dafür, dass Ski fahren ein ungetrübter Spaß bleibt.
Es ist 22 Uhr, das Thermometer zeigt -11 Grad. Christian Machorka steuert das 10.500 Kilo schwere Ungetüm "Prinoth Everest" über die verschneiten Hänge von St. Oswald. Im Zusammenspiel von Schaufel vorn und Fräse hinten spurt er die Pisten. Der 27-jährige Radentheiner gehört in Bad Kleinkirchheim zu den sechs Fahrern, die dafür sorgen, dass über 100 Pistenkilometer zwischen 1100 und 2055 Meter Höhe immer bestens präpariert sind. Zwei Mechaniker ergänzen die von Betriebsleiter Peter Unterweger angeführte Crew immer dann, wenn Not am Mann ist.
So wie heute. Da ist auch der Mechaniker Heinrich Unterwandling auf Tour. Geschickt bugsiert der 33-Jährige aus Kaning allein mit dem Gaspedal (Bremse und Kupplung fehlen!) das 450 PS starke Gefährt in "stilvollem Pininfarina-Design", so die Eigenwerbung des Südtiroler Herstellers, über die Hänge. Eine Steigung bis zu 80 Grad meistert ein solches Pistengerät, das im Extremfall durch ein Seil gesichert wird. Der Hersteller gibt einen Dieselverbrauch von 21 Litern pro Stunde an. Wir haben heute 31 l/h konsumiert. Apropos: Die Fahrer selbst unterliegen strengstem Alkoholverbot, Tee oder Kaffee aus der Thermoskanne sind angesagt.
Ab etwa 17 Uhr, wenn die Auffahrhilfen schon längst still stehen, kommen die 5.30 Meter breiten, 8.80 Meter langen und 2.80 Meter hohen Raupen, die mit ihren Scheinwerfern Ufos von einem anderen Stern gleichen, zum Einsatz. Zuvor sorgt eine mit Hupe ausgerüstete Pistenkontrolle auf dem Motorschlitten dafür, dass es nicht zu unliebsamen Begegnungen mit Skifahrern kommt. Zusammenstöße habe es im Kleinkirchheimer Raum noch keine gegeben, auch keine Unfälle, versichern beide Fahrer. Meist ist um 24 Uhr Feierabend. Wenn es aber heftig schneit, rückt um 4 Uhr ein neuer Trupp an, damit ab 9 Uhr wieder problemlos gecarvt werden kann.
"Es ist schon ein bisschen ein Abenteuer", schwärmen beide Junggesellen über ihren Job, "besonders bei starkem Schneetreiben und Nebel". Man sei sein eigener Herr. Und mit den Nachtzuschlägen verdient er mehr als in seinem gelernten Beruf als Tischler, verrät Christian in seiner wohlig-warmen Kabine, während das Monster über den Schnee rumpelt . Vollends abenteuerlich ist es immer kurz vor Saisonbeginn: Nach der ersten Grundbeschneiung liegt für den Pistenraupen noch zu wenig Weiß. Zu Fuß geht es dann, nur mit einer Taschenlampe ausgerüstet, eine dreiviertel Stunde talabwärts.
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