Weniger Scheidungen im Bezirk
Im Jahr 2016 gab es am Bezirksgericht bis Oktober "nur" 75 Scheidungen. "Es fehlt an der Kommunikation", so Expertin Doris Gietler-Gröblinger.
BEZIRK SPITTAL (ven). "Drum prüfe, wer sich ewig bindet" - diesem Motto hat sich nicht nur Autorin Alexandra Bleyer angenommen. Die WOCHE sah sich die heurige Scheidungsstatistik an. Das Ergebnis ist durchaus positiv, die Scheidungszahlen nehmen nämlich ab.
Überwiegend einvernehmlich
Waren es im Jahr 2015 noch 123 Ehescheidungen, wurden von Jänner bis Oktober 2016 "nur" mehr 75 Paare am Spittaler Bezirksgericht getrennt, informiert der Mediensprecher des Oberlandesgerichtes Graz - zuständig für Spittal - Andreas Haidacher. Der Höchststand an Scheidungen wurde in den vergangenen 15 Jahren im Jahr 2011 - mit 159 - erreicht.
Bei der Statistik lässt sich allerdings herauslesen, dass die Mehrheit der Scheidungen doch einvernehmlich stattfinden. Von den 159 Scheidungen 2011 waren 118 einvernehmlich, von den 75 Trennungen 2016 waren 56 einvernehmlich und 19 strittig mit Urteil.
Mehr als fünf Jahre
Ein Paar hatte es mit der Scheidung 2016 im Bezirk besonders eilig, die Ehe hielt nicht einmal ein Jahr lang. In den beiden Vorjahren 2015 und 2014 waren es jeweils zwei Paare, die bald nach der Hochzeit aufgaben. Die meisten Ehen werden laut Statistik nach mehr als fünf Jahren Ehe geschieden, da waren es 2013 83, 2014 85 und 2015 102 Ehen.
Unruhige Zeiten
Kommunikationsexpertin Doris Gietler-Gröblinger, die hauptsächlich mit Paaren arbeitet, freut sich über die Zahlen. "Ich glaube, dass es aber die unruhigen wirtschaftlichen Zeiten sind. Gleichzeitig tummeln sich die Menschen vermehrt auf Social-Media-Plattformen wie Facebook und Tinder und sehnen sich vermehrt nach etwas Fixem." Auf Facebook habe man sehr viele oberflächliche Freundschaften, "aber die Beziehung wird wieder in den Mittelpunkt gerückt, was mich sehr freut", so Gietler-Gröblinger. Sie glaubt auch, dass es sich gerade am Land verbessert. "In der Großstadt hat man vielleicht noch eher die Qual der Wahl. Am Land repariert man mehr, als man versucht zu zerstören. Zumindest wäre es zu wünschen", sagt sie. Wenn sich ein Paar scheiden lässt, hapert es laut der Expertin hauptsächlich an der Kommunikation. "Wenn es verbal nicht mehr funktioniert, ist dies meistens im Bett auch nicht mehr der Fall."
Kurioses aus Österreich
Österreichweit gibt es laut statistik.at einige statistische Kuriositäten zum Thema Scheidung. Innerhalb des ersten Ehemonates wurde ein Ehepaar wieder geschieden. Ein anderes Paar ließ sich nach 58 Jahren Ehe scheiden.
Das älteste Ehepaar war bei der Scheidung nach 46 Ehejahren zusammen 171 Jahre alt, die mit 83 Jahren älteste Frau und der mit 88 Jahren zweitälteste Mann. Der älteste Mann trennte sich im Alter von 89 Jahren nach 24-jähriger Ehe von seiner 80 Jahre alten Ehefrau. Die zweitälteste Frau trennte sich im Alter von 82 Jahren nach 46 Ehejahren von ihrem 70 Jahre alten Ehemann.
Trennung nach 50 Jahren
Das älteste Ehepaar, das sich nach der längsten Ehedauer, nämlich 50 Ehejahren, trennte, war bei der Scheidung zusammen 163 Jahre alt, der mit 85 Jahren drittälteste Mann und seine 78-jährige Frau.
Der höchste Altersunterschied zwischen Mann und Frau war 49 Jahre: ein 76-jähriger Mann trennte sich nach einem Ehejahr von seiner 27-jährigen Ehefrau. Der höchste umgekehrte Altersunterschied war bei zwei Ex-Ehepaaren 33 Jahre: eine 64-jährige Frau trennte sich nach acht Ehejahren von ihrem 31-jährigen Mann und eine 59-jährigen Frau trennte sich nach einjähriger Ehe von ihrem 26-jährigen Mann.
Die Statistik im Bezirk im Detail:
2000: 113, (davon 103 einvernehmlich)
2001: 137 (121)
2002: 116 (97)
2003: 107 (97)
2004: 112 (84)
2005: 97 (74)
2006: 126 (99)
2007: 122 (97)
2008: 122 (106)
2009: 138 (113)
2010: 122 (94)
2011: 159 (118)
2012: 123 (102)
2013: 104 (90)
2014: 108 (89)
2015: 123 (101)
2016 (Jänner bis Oktober): 75 (56)
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.