Zukunft der Bildung
Zur Montessoridiskussion in Spittal
„Das Kind dort abholen, wo es steht“ oder „Hilf mir, es selbst zu tun“. Leitgedanken der Montessoripädagogik werden in Spittal wohl bald verstummen. Das Bildungsangebot wird kleiner und die Kinder immer individueller und „anspruchsvoller“. Die Belastungen und Herausforderungen für das Schulsystem z.B. mit den Themen Handy, Computer, Cybermobbing, Frustrationen, Migration werden zunehmen. Die Montessoripädagogik hätte dabei einen Ausgleich anbieten können.
Vor 22 Jahren entstand aus der Zusammenarbeit von Eltern, Lehrern, Direktor und dem damaligen Spittaler Bürgermeister H. Drewes, der diese erfolgreiche Idee tatkräftig unterstützte, die erste Montessoriklasse an der VS West. Damals als Leuchtturmprojekt gefeiert, war ich nach zwei Jahrzehnten der Ansicht, dass diese Pädagogik nunmehr im „Mainstream“ angekommen ist. So durfte ich Jahr für Jahr als Gründungsmitglied beobachten, wie engagierte Lehrer ein durchdachtes, reformpädagogisches Angebot den Eltern präsentierten, die bisher dieses Angebot in ausreichender Zahl für ihre Kinder auch angenommen haben.
Seit zwei Jahren verfolge ich wie offensichtlich das Ziel verfolgt wird, dieses Angebot einschlafen zu lassen. Den wohlwollenden Bekenntnissen der Bildungspolitiker im Rahmen der 20-Jahr-Feier im Schloss Porcia folgten keine Taten und waren nur Lippenbekenntnisse. Wenn es darum geht im Großen zu denken, wird die Stimme leiser und kaum mehr hörbar.
Schade für Spittal, das stolz sein konnte, eine so wertvolle Pädagogik für Kinder im Regelschulsystem anbieten zu dürfen. Leidtragende sind die Kinder, die dieses Angebot nicht mehr nutzen werden können, wenn sich in den nächsten Tagen nicht noch Eltern melden. Die Montessoripädagogik vermittelt nicht „nur“ Lehrstoff, eine „große Portion soziales Lernen“ und einen respektvollen Umgang untereinander, es wird den Kindern auch ein Werkzeug an die Hand gegeben, mit dem sie zukünftige Aufgaben selbstständig bewältigen können. Dabei wird auf individuelle Interessen ebenso eingegangen wie auf Schwächen des Einzelnen. Die erfolgreiche Umsetzung dieser Pädagogik durften wir in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Spittal miterleben. Danke den engagierten Montessorilehrern der vergangenen Jahre.
Irritierend ist auch, dass Lehrer der VS West öffentlich die positive Schulentwicklung hervorheben und Montessori dabei keinen Raum geben, ja nicht einmal erwähnen. Jeder kritsch denkende Leser darf sich seinen Teil dabei denken.
Und die Politik schaut zu! Vielleicht finden sich genügend Eltern und gründen eine Privatschule.
Dr. Dietmar Koplenig
Mitbegründer der 1. Montessoriklasse
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