Lagger-Pöllinger über Politik
"Frauen müssen für Anerkennung härter arbeiten"

- Marika Lagger Pöllinger über die Rolle der Frauen in der Politik.
- Foto: Eggenberger, Gemeinde Lendorf
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Marika Lagger-Pöllinger ist seit Kurzem wiedergewählte Bezirksparteivorsitzende der SPÖ Spittal. Damit ist sie aktuell die einzige Frau an der Spitze einer Bezirkspartei in ganz Kärnten. „Ich bin schon stolz drauf, ich bin die einzige weibliche Bezirksvorsitzende einer Bezirkspartei in der SPÖ – und das ist schon was nicht Alltägliches.“ Gleichzeitig betont sie: „Frauen sind generell in politischen Führungspositionen einfach viel zu wenig abgebildet.“
BEZIRK SPITTAL. Ihr Zugang als Bezirksvorsitzende ist ein klar regional orientierter: „Die große Herausforderung bei uns im Bezirk ist, dass er flächenmäßig sehr groß ist. Was zum Beispiel im oberen Drautal passiert, interessiert die Menschen in Bad Kleinkirchheim kaum.“ Deshalb sei es für sie besonders wichtig, „die jeweiligen Themen je nach Talschaften und Regionen zu erarbeiten und weiterzubringen“. Wichtige inhaltliche Schwerpunkte nennt sie ebenfalls: „Leistbares Wohnen, Ausbildungsmöglichkeiten, Gesundheitsversorgung, Alternativen in der Pflege, Perspektiven für die Jugend, Kinderbetreuung und wirtschaftliche Entwicklungen.“
Frauen in der Politik
Lagger-Pöllinger engagiert sich seit Jahren für mehr Frauen in der Politik, und das unabhängig von der Parteizugehörigkeit: „Es war immer meine Motivation, Frauen, egal welcher politischen Zugehörigkeit, zu motivieren, in die Politik zu gehen, weil es einfach mehr Frauen braucht. In allen Positionen, in allen politischen Lagern.“ Sie selbst weiß aus Erfahrung, wie schwierig es sein kann, sich als Frau in der Politik durchzusetzen: „Eine Frau muss viel härter arbeiten, um die gleiche Anerkennung zu bekommen und auch mal respektiert zu werden in der Funktion, in der sie ist.“ Als Bürgermeisterin, Landtagsabgeordnete und Bezirksparteivorsitzende müsse sie sich besonders in einer konservativ geprägten Region oft doppelt beweisen: „Das ist einfach das typische Frauenbild, das uns in Oberkärnten noch immer sehr in die Köpfe der Leute verankert. Und da steht eine Frau einfach nicht in den Funktionen, in denen ich bin, sondern woanders.“

- Marika Lagger-Pöllinger wurde erneut zu Bezirksvorsitznden der SPÖ Spittal gewählt.
- Foto: SPÖ
- hochgeladen von Eva Presslauer
Braucht es Quoten?
Beim Thema Frauenquote ist ihre Haltung differenziert: „Grundsätzlich bin ich keine Verfechterin davon, weil ich glaube, dass wir Frauen das nicht brauchen, um zu zeigen, was wir können. Aber angesichts der aktuellen Situation braucht es aus meiner Sicht sehrwohl Quoten und Regelungen, sonst werden Frauen einfach nicht mehr sichtbar gemacht.“ Der Zugang zu politischen Themen sei bei Frauen oft ein anderer – und genau das fehle ihr in vielen Gremien: „Solange hauptsächlich Männer über die Rahmenbedingungen entscheiden, die aber wiederum hauptsächlich Frauen betreffen, sprich Kinderbetreuung, Pflege, Care-Arbeit, solange wird sich nichts ändern.“ Aktuell sitzen laut Lagger-Pöllinger im Kärntner Landtag nur sechs Frauen unter 36 Abgeordneten, drei davon in ihrer eigenen Partei.
Ohne Hass und Hetze
Auch gegenüber dem aktuellen politischen Stil zeigt sich Lagger-Pöllinger kritisch: „Ich sage immer, wir müssen ein Vorbild sein für unsere Kinder und Jugendlichen.“ Sie verweist auf den Umgangston im Landtag: „Wenn Schüler im Landtag sitzen und zuhören müssen, welche Beleidigungen da ausgesprochen werden – dann wundert es mich auch nicht, dass alle die Nase voll haben von der Politik.“ Klare Grenzen zieht sie dort, wo rechtsextreme Rhetorik ins Spiel kommt. „Eine Politik, die nur von Hass und Hetze geprägt ist, ohne Lösungen zu haben, ohne wirklich miteinander Politik machen zu wollen, die brauche ich nicht. Und gegen das werde ich immer einstehen und meinen Mund aufmachen.“



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