Spittaler Sommergespräch
"Kommunalpolitik braucht keine Farben"

Der jüngste Stadtrat von Spittal: Lukas Gradnitzer | Foto: ÖVP Spittal
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Diese Woche sprechen wir mit Stadtrat Lukas Gradnitzer (ÖVP) beim Woche Spittal Sommergespräch.

SPITTAL. Seit gut eineinhalb Jahren ist Lukas Gradnitzer Stadtrat sowie seit fast einem Jahr Stadtparteiobmann der ÖVP. Beim Frühstück im Gastgarten vom Café Moser spricht er mit der Woche Spittal über Bundes- sowie Kommunalpolitik, seine Lehren und sein verändertes Meinungsbild.

Du wirst als frischer Wind der Spittaler ÖVP betitelt: Wie viel frischen Wind kann man in ein recht „eingesessenes“ System reinbringen? Ist Stadtpoltik jugendkonform? Wenn nein, was braucht es?

Kurz gesagt ist Poltik einfach träge. Es gibt so viele Fristen und Gremien und weitere Punkte, die jeden Ablauf verzögern können. Doch an das gewöhnt man sich wirklich schnell und das wird sich in der Politik wohl nie ändern. Grundsätzlich soll ja Politik für die Jugend sein, weil es um zukunftsweisende Themen geht. Stadtpolitik braucht die Jugend, aber genauso braucht Stadtpoltik auch die Erfahrung von langjährigen Politikern. Dieser bunte Mix lässt Stadtpolitik erst funktionieren. Die „Alten“ wissen, was möglich ist und was nicht umsetzbar ist. Als junger Stadtrat bringt man oft neue Ideen mit ein, auf welche die anderen eventuell nicht gekommen wären. Vielleicht denke ich auch oft „unkomplizierter“, weil mir davor noch nicht bewusst ist, wie kompliziert der Ablauf sein wird.

Welche Erkenntnisse, positive und negative, kannst du nach den ersten 1,5 Jahren als Stadtrat ziehen?
Wirklich unerwartet war es für mich, dass die Spittaler Stadtpolitik auf Augenhöhe passiert. Das hat mich positiv überrascht. Mein Meinungsbild über Politiker und Politik im Allgemeinen hat sich stark geändert, besser gesagt, stark verbessert. Politik läuft ganz anders ab, als man es sich als Außenstehender vorstellt. Kommunalpolitik braucht in meinen Augen keine Farben, denn hier wird eng vernetzt zusammengearbeitet und man hat ein Ziel: Der Bevölkerung ein schön(er)es Spittal zu bieten. Um auch etwas Negatives anzumerken: Ich bin in den letzten anderthalb Jahren gefühlt fünf bis zehn Jahre gealtert! (lacht) Neben einem Vollzeitjob der Tätigkeit als Stadtrat ordentlich nachzukommen, bedarf Disziplin und einer Menge Selbstmanagement. Es passieren viele Dinge im Feierabend. Das Amt als Stadtrat ist Freiwilligenarbeit, die aber vollste Konzentration und Einsatz erfordert.

Politik ist kein Wunschkonzert: Wie viele Anträge konntest du schon durchboxen und musstest du auch schon zurückstecken?

Schon unzählige! Die meisten davon werden aber nicht in der Gemeinderatssitzung eingebracht, sondern direkt im zuständigen Ausschuss auf die Tagesordnung gesetzt. Du stellst nicht nur einfach einen Antrag vor, sondern musst auch auf alle potenziellen Fragen eine sinnvolle Antwort haben. Bei deinen eigenen Anträgen musst du wirklich zu 100 Prozent dahinterstehen, sonst funktioniert das nicht.

Hast du als Politiker vermehrt Angst, privat etwas „falsch“ zu machen?

Nein, ich bin wer ich bin und stehe dazu. Auch meine Partei kennt mich gut und weiß, welcher Mensch ich bin. Wenn man mich bei einer Abendveranstaltung trifft, bin ich, egal ob als Politiker oder Privatperson, gleich. Mir ist völlig bewusst, dass man als Politiker, aber auch in anderen Positionen davon absehen sollte, sich öffentliche Fauxpas zu leisten. Aber am Ende sind auch Politiker nur Menschen. Von außen verspüre ich generell keinen Druck, weil auch meine Partei volles Vertrauen in mich hat. Ich mache mir eher selber den Druck, wobei dieser sich erst oft nach den Geschehnissen auftut. Oft frage ich mich nach Sitzungen „Was hätte ich noch machen können? Was hätte besser sein können?“. Da bin ich vor allem am Tag danach sehr nachdenklich und selbstreflektiert, was nicht zwingend negativ ist. Außerdem mache ich mir einen Druck, die Stadt-ÖVP mehr zu stärken, dafür hätte ich gerne mehr Zeit die ich investieren könnte. Ich habe mir geschworen, einfach mein Bestes zu geben und immer ich selbst zu sein.

Welche Verantwortung hat man als Politiker und kommst du dieser nach?
Wer sich bewusst dafür entschieden hat, in der Politik aktiv zu sein, hat eine große Verantwortung der Bevölkerung gegenüber. Man arbeitet ja für die Menschen, nicht für sich selber. Daher ist es wirklich das A und O mit vollster Überzeugung hinter seinen Zielen, Anträgen und Projekten zu stehen. Auch wenn man eventuell einen Bereich zugeteilt bekommt, der einen nicht wirklich privat interessiert, hat man dennoch die Aufgabe, sich voll und ganz darauf einzulassen.

Welche politischen Ziele hast du?

Als kleiner Junge wollte ich ganz bescheiden Bundespräsident werden. Da erfülle ich das Klischee, dass Politiker zur Selbstüberschätzung neigen. Im Moment interessiert mich der Landtag nicht, aber eventuell werde ich mich als Unterstützer auf die Vorzugsliste setzen lassen. Derzeit fühle ich mich in der Kommunalpolitik sehr wohl und das wird sich auch nicht ändern. In meinen Augen kann man vor allem in der Stadtpolitik viel für die Menschen machen. Das finde ich sehr interessant und hier kann und darf ich noch vieles lernen. Auch dass es in der Kommunalpolitik eben nicht darum geht, zu welcher Partei du gehörst, sondern darum, welche Ideen du umsetzen willst: Das gefällt mir. Wir brauchen nicht verschweigen, was auf Bundesebene schief gelaufen is. Doch die Menschen müssen wissen, dass ein Spittaler Stadtrat nichts damit zu tun hat oder nicht automatisch so handeln würde. Den Bundestrend kann und darf man nicht auf Kommunalpolitik herunterbrechen. Also ein politisches Ziel ist es auch, Vertrauen bei den Menschen wieder aufzubauen, welches eben österreichweit gebrochen worden ist.

Wenn die Politik nicht wäre, wärst du dann noch im Bezirk Spittal?
Für mich war immer schon klar, dass ich wieder zurück in meine Heimat kommen will. Ich war fünf Jahre lang in Innsbruck mit dem Wissen, dass ich wieder hier arbeiten will. Aber ich weiß, dass dieses Denken nicht viele haben und es ist auch die Aufgabe der Politik, die Region für junge Menschen so attraktiv zu gestalten, dass sie freiwillig wieder nachhause kommen. Dazu braucht es Arbeitsplätze, freie Grundstücke, leistbares Wohnen, eine verbesserte Infrastruktur ... Da haben wir viele Möglichkeiten!

Der jüngste Stadtrat von Spittal: Lukas Gradnitzer | Foto: ÖVP Spittal
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