Gespräch im Park: Lisa Zaiser spricht über ihre Verletzungspause

SPITTAL (aju). Kurz vor der Weltmeisterschaft im Schwimmen musste Lisa Zaiser aufgrund eines Ermüdungsbruchs die Teilnahme auf Eis legen. Mit der WOCHE sprach sie über die psychischen Folgen des Ausfalls.

WOCHE: Vor der Schwimm-WM im Juli wurde Ihnen ein Ermüdungsbruch festgestellt. Was genau ist passiert?
LISA ZAISER: Einer der Fortsätze an den Wirbeln im Rücken ist gebrochen. Zuerst dachte man an ein Knochenödem, jedoch hatte ich so große Schmerzen und es wurde einfach nicht besser. Nun sollte ich eigentlich die Wirbelsäule ruhig stellen, dann müsste der Knochen von selbst wieder anwachsen. Ich bin aber sehr zuversichtlich und vor allem froh, dass keine Bandscheibe oder dergleichen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dauern soll das Ganze circa acht Wochen und therapieren kann man fast gar nicht, es braucht eben einfach Zeit.

Wie verkraftet man so etwas psychisch?
Psychisch war es sehr schlimm, vor allem in der Zeit wo wir noch nicht wussten, was mir nun genau fehlt.

Trainieren Sie jetzt wieder?
Also ich darf Rad fahren und wenn ich im Wasser bin habe ich immer einen Schlauch um die Füße gebunden, denn die darf ich derzeit ja nicht belasten. Vom normalen Schwimmtraining ist da natürlich ganz weit entfernt aber gar nicht trainieren geht für mich auch nicht, dann würde ich ja acht Wochen still stehen.

Denkt man dann auch schon an die Zukunft nach dem Sport, sollte man nicht gesund werden?
Klar, der erste Gedanke ist sicher einmal „Was jetzt?“. Aber man merkt dann ganz schnell wie wenig das Schwimmen eigentlich ist, es gibt so viele andere Sachen die wichtiger sind und Gesundheit habe ich nur eine. Deshalb habe ich auch von Anfang an gesagt, solange ich nicht mit Bestimmtheit weiß, was es ist, bewege ich mich auch nicht mehr. Denn das ist mein Leben und meine Gesundheit und davon habe ich nur eine. Da wird dann das Schwimmen zweitrangig. Und ich weiß auch schon genau, was ich nach dem Schwimmen machen will. Also ich glaube nicht, dass ich danach in irgendein Loch fallen werde denn ich habe schon meine konkreten Zukunftswünsche und -Pläne. Außerdem habe ich auch von Zuhause und vom Trainer sehr großen Rückhalt. Aber ich sage immer: ich schwimme jetzt seit acht Jahren und hatte noch nie gröbere Verletzungen und das gehört dann eben auch einmal dazu.

Was sagen die Sponsoren dazu?
Die waren alle sehr tolerant. Das war auch meine größte Sorge. Ich habe aber von Anfang an gesagt, dass ich mit ihnen offen darüber sprechen möchte und habe ihnen gesagt, dass ich eben nicht weiß wie die Saison verlaufen wird aber ich wollte die Karten offen auf den Tisch legen. Das haben sie alle verstanden und mir Mut zu gesprochen und gesagt ich solle mir die Zeit nehmen die ich brauche.

Braucht es nun mehr Überwindung wenn man trainiert und Schmerzen spürt?
Auf jeden Fall. Jeder Schmerz ist wieder ein kleiner Rückschritt. Aber auf der anderen Seite, wenn der Schmerz immer da ist wird es irgendwann auch Alltag und man lernt damit zu leben. Das Herz blutet mir nur wenn die anderen vor dem Wettbewerb trainieren und ich muss zusehen. Aber das ist jetzt nun einmal so. Ich bin aber auch ein extrem ungeduldiger Mensch und hoffe, dass es bald besser wird. Ich habe aber auch mit vielen geredet die auch schwer verletzt waren und wieder zurückgekommen sind und sie haben mir alle gesagt, ich soll mir die Zeit nehmen die ich brauche.

Haben Sie jetzt dann ein anderes Auto zum höher Einsteigen?
Nein, ich fahre derzeit viel mit Omas Auto denn das ist etwas höher.

Das heißt ein Sponsor für ein neues, höheres Auto wäre toll?
Ja das wäre natürlich super, wenigstens für ein paar Monate, damit ich gerade einsteigen kann (lacht).

Wie lange ist es realistisch, dass man im Schwimmsport vorne mit dabei ist?
Ich würde sagen bis Ende 20. Also mit 30 oder etwas darüber ist man eigentlich schon alt. Bei mir ist es so, wenn das alles wieder passt, möchte ich das bis Tokio, bis 2020 noch so durchziehen und danach bin ich 26. Natürlich wenn ich merke, dass mein Stern erst dann richtig aufgeht hänge ich auch gerne noch ein oder zwei Saisonen an aber mit 28 möchte ich dann auch einen anderen Weg einschlagen.

Also Sie sehen noch Potential nach oben?
Ja natürlich. Im Dezember ist die EM auf der Kurzbahn und da möchte ich auf alle Fälle wieder dabei sein. Auf der Kurzbahn rechne ich mir schon große Chancen aus.

Wie geht man generell mit der geringeren Popularität des Schwimmsportes um?
Über das denkt man gar nicht wirklich nach. Wenn ich berühmt werden will oder viel Geld verdienen will, habe ich mir den falschen Sport ausgesucht. Aber man kann nicht beschreiben wie das ist. Ich fühle mich im Wasser einfach so extrem wohl. Wenn ich jemanden erzähle, dass man Wasser angreifen kann und man von Tag zu Tag unterschiedlich spürt ob man heute guten Druck auf der Hand hat oder nicht, wird sich jeder andere denken, dass ich spinne. Aber es ist so ein einzigartiges Gefühl. Es ist für mich wie eine eigene Welt. Im Wasser bin ich wie in meiner eigenen Blase und es gibt mir so viel. Wenn man dann in Rio oder dergleichen schwimmt tut einem das so gut fürs Herzerl, dass alles andere wie das schwere Training in den Hintergrund rückt. Solche Wettbewerbe geben dir so viel zurück. Deshalb denkt man auch nicht darüber nach wer jetzt mehr verdient, wer härter trainiert. Das ist mir alles egal. In erster Linie mache ich das für mich, weil ich es gerne mache.

Was sagt Ihre Familie zu Ihrem Ehrgeiz?
Sie unterstützen mich wo sie können. Sie reden mir da auch nicht rein. Jetzt sagen sie natürlich schon ich solle aufpassen weil ich eben nur eine Gesundheit habe. Also Druck bekomme ich keinen und Rückhalt dafür zu 100 Prozent.

Thema Kind: der dritte Lendenwirbel ist ja bei Ihnen in Mitleidenschaft gezogen.
Ja also da sollte keine Beeinträchtigung folgen.

Wann werden Sie wieder trainieren können?
Am fünften September ist offiziell Traininsgbeginn in Linz und da möchte ich zumindest im normalen Trainingsalltag, natürlich abgeschwächt, einsteigen. Vielleicht ab Oktober kommt dann der erste Testwettbewerb. Wichtig ist aber vor allem das Hineinkommen in den Rhythmus. Die EM als erster Wettkampf nach der Pause, das möchte ich nicht. Vielleicht sehe ich dann auch dass es noch nicht geht und ich noch Zeit brauche.

Und jetzt? Urlaub?
Es war eigentlich geplant, dass ich mit meinem besten Freund eine Roadtrip an der Cote’d’Azur mache aber das traue ich mich jetzt nicht. Ich habe jetzt auch nichts gebucht aber wir wollen auf alle Fälle spontan eine Woche Urlaub machen aber halt eben eher ruhiger.

Bester Freund? Sie sind ohne Freund?
Nein, ich bin ohne Freund und er ist für mich wie ein zweiter Bruder.

Apropos: War das für Ihren Bruder nie ein Problem wenn Sie im Mittelpunkt stehen?
Nein überhaupt nicht. Er hat ja auch einmal den Schwimmsport ausgeübt. Er hat sicher das gleiche Talent wie ich, allerdings einfach andere Prioritäten. Er ist eher der Lebemensch und arbeitet derzeit in Graz und baut Flugzeugsimulatoren. Er ist aber auch sehr sportlich und ist eher der Allrounder. Zuhause bei uns ist auch Schwimmen nicht so das Thema. Ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen. Auch in der Schule als ich 2012 bei Olympia geschwommen bin haben mich alle so angesehen und das war das Schlimmste für mich weil ich mir immer gedacht habe: Ich bin trotzdem nur ich. Natürlich ist es süß wenn die Kinder mich anhimmeln, das gibt mir sehr viel aber ansonsten, zuhause bin ich Lisa und aus.

Braucht man das um am Boden zu bleiben?
Ja ich glaube schon. Aber ich habe das nie gefordert, wir sind einfach so aufgewachsen. Ich kenne auch in meinem Umfeld keinen Sportler der irgendwie abgehoben wäre. Wenn man im Fernsehen merkt, dass jemand sehr von sich überzeugt ist und die Leute dann sagen dass derjenige unsympathisch ist, vor dem hätte ich sehr große Angst. Ich will nicht dass die Leute glauben ich wäre etwas Besseres.

Zu Anfang Ihrer Karriere wurden ja Gerüchte laut, Ihre Eltern würden Sie zum Schwimmen bringen.
Also das Wort „musst“ habe ich nie gehört. Wenn ich gesagt habe ich gehe heute nicht schwimmen dann war das auch immer OK. Wenn meine Eltern mich zu etwas gezwungen hätten würde ich heute nicht so dasitzen wie ich es jetzt tue. Ich habe auch immer die verschiedensten Sportarten gemacht bis ich gemerkt habe, dass mein Herz für das Schwimmen schlägt. Mein Vater ist ja Skilehrer und mein Bruder ist damals auch sehr viel Ski gefahren. Dann brauchten wir immer Skier und Ausrüstung und dann kamen bei meinem Bruder auch die ersten Verletzungen. Da habe ich dann entschieden, dass es nicht meins ist. Außerdem mag ich die Kälte sowieso nicht und dieses viele Anziehen und die Zehen frieren einem regelmäßig, da gehe ich lieber ins Hallenbad da brauche ich mir nur ausziehen ohne viel Ausrüstung. Der einzige Nachteil beim Schwimmen ist das Haare Föhnen im Winter. Das hasse ich über alles. Das würde ich sofort abschaffen wenn es ginge.

Drei Adjektive die Sie beschreiben?
Ungeduldig, sehr gesprächig, humorvoll (kann auch über mich selbst lachen)

Was ist Ihr größtes Laster?
Verlässlich bin ich schon und auch wenn ich mir etwas in den Kopf setzte bin ich so stur dass ich es durchziehe. Also auf den Sport bezogen halte ich es eher nicht aus wenn ich gar nichts machen darf, also Sitzfleisch habe ich keines.

Sind Sie dann in der Freizeit auch rastlos?
Ja schon. Ich habe letztes Jahr bei einem Wettbewerb ein Wellnesswochenende gewonnen. Also beim nur Herumliegen, Sauna gehen und so weiter da werde ich immer fauler, das halte ich nicht aus (lacht). Auch wenn ich Urlaub fahre, da will ich dann ans Meer wo ich auch etwas machen kann.

Gibt es eine Entscheidung die Sie heute anders treffen würden?

Nein.

Sind Sie eigentlich Motorrad-Fan?
Ich mache gerade den Schein für Maschinen bis 125 Kubikmeter. Ich habe damals L17 gemacht, keinen Mopedführerschein, meine Mama mochte das nicht so. Mir reicht da aber auch eine Vespa.

Keine Harley?
Nein, wenn ich eine Harley nach Hause bringe dann enterbt mich mein Vater (lacht). Das ist für mich kein Fahren.

Noch Mal zurück zum Thema Karriere nach dem Sport: Was würden Sie sich vorstellen?

Also ich würde gerne etwas mit Kindern machen. Das mir Sport und vor allem Körperbewusstsein kombinieren wäre super. Ich würde gerne Pädagogik studieren. Mein Traumberuf war immer Kindergärtnerin. Ich verstehe nämlich nicht warum Kinder heute oft keinen Purzelbaum mehr können. Ich stelle mir vor einen Kindergarten wo man Löwenzahn pflückt und daraus Honig macht oder ein eigenes Gemüsebeet anbaut und Mittags mit den Kindern kocht. Ein bewegt, gesunder Kindergarten bis zwei oder drei Uhr am Nachmittag um den Kindern ein normales Bewusstsein mitzugeben.

Word-Rap:

Steak oder Spinatlasagne? Beides
Wein oder Hollunderwasser? Hollunderwasser
Strand oder Berg? Strand
Schlager oder Heavy Metal? Eine Mischung
Buch oder Ipad? Buch
Theater oder Kino? Kino
Turnschuhe oder Flip Flops? Flip Flops
Hemd oder Trainingsanzug? Trainingsanzug
Auto oder Fahrrad? hängt vom Wetter ab
Campingplatz oder Hotel? Hat beides etwas
Hund oder Katze? definitiv Katze
Whats App oder Telefonat? Whats App, meine 1000 Freiminunten sind umsonst

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