Handystrahlung: Forum Mobilkommunikation misst in Spittal
SPITTAL (ven). Das Forum Mobilkommunikation (FMK) mit Pressesprecher Gregor Wagner und Johann Killian waren in Spittal, um die Handystrahlung bei Spittals prominentesten Handymasten - der im Turm der Stadtpfarrkirche - zu messen. Mit dabei war auch Johann Kuhn, seines Zeichens vehementer Gegner von übermäßiger Handystrahlung.
Funkstrahlung rettet Leben
Bevor es an die Messung ins Freie ging, wurde seitens Wagner und Kuhn diskutiert. Wagner lieferte einige Studien, die beweisen sollten, dass Handystrahlung keine schädigenden Einflüsse auf den menschlichen Organismus hat. Erneut ausgelöst hatte die Diskussion ein tragischer Fall: Eine französische Schulklasse wurde von einer Lawine verschüttet. Bis auf einen Schüler konnten alle geborgen werden. Dieser eine weigerte sich wegen Angst vor Funkstrahlung ein Lawinenverschüttetensuchegerät (LVS-Gerät oder "Pieps") zu tragen.
Möglich, aber nicht bewiesen
Kuhn bekräftigte, dass Handystrahlung von der WHO in Stufe 2B der sogenannten "IARC-Klassifikation" der Internationalen Agentur für Krebsforschung aufgenommen wurde. Dort heißt es, Handystrahlung verursache "möglicherweise" Krebs. Die IARC bezieht sich dabei unter anderem auf die Interphone-Studie. Diese wurde in 13 Staaten durchgeführt. Einen statistischen Beweis für den Zusammenhang von vermehrter Handynutzung und dadurch vermehrtes Vorkommen von Tumoren konnten die Wissenschafter nicht erkennen, entgegnete Wagner. Übrigens: Tabak und Alkohol wurden in die Kategorie 1 der Klassifikation aufgenommen.
Industrie hält sich an WHO
Die "Reflex-Studie", die Anfang der 2000er Jahre durchgeführt wurde, beschäftigte sich mit Zellmaterial, dass zum Teil bestrahlt und zum Teil nicht bestrahlt wurde. Eine Laborantin hatte die Studie allerdings manipuliert, sie konnte nicht reproduziert werden, erläuterte Wagner. Kuhn bemängelte im Gespräch die "konstruierte Wahrheit", Wagner entgegnete: "Sie werden von der Mobilfunkindustrie nur Aussagen zur Technik bekommen. Wir halten uns auf Punkt und Beistrich an die Aussagen der Weltgesundheitsorganisation (WHO)", sagt er. "Die ATHEM-Studie hat eindeutig Zellschäden festgestellt", so Kuhn.
Grenzwerte politisch festgesetzt
Der Grenzwert in Österreich betrage laut Wagner und Killian zwei bis zehn Watt pro Quadratmeter laut ÖNORM EN8850. "Nach Normengesetz wurde dies als nicht verbindlich erklärt", so Kuhn. Die Ärztekammer habe die Zustimmung zu diesem Grenzwert verweigert, weil er viel zu hoch sein. Killian entkräftet: "Die Ärztekammer will 100 Milliwatt, diese sind aber rein politisch festgesetzt. Durch niedrigere Grenzwerte wird in der Bevölkerung mehr Angst geschürt", so Killian. Für Kuhn sei die WHO-Einstufung allerdings ein Zeichen, dass Handystrahlung nicht unbedenklich sei.
Messung deutlich unter Grenzwert
Nach der Diskussion ging es ans Messen. Die Ergebnisse des FMK zeigen: Beim Telefonieren konnte ein Wert unter 100 Mikrowatt im Bereich des Stadtpfarrturmes gemessen werden. Das Thema wird Experten, Mobilfunkbefürworter und auch Gegner wohl noch eine Weile beschäftigen.
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