"Es gibt so viele arme Arschlöcher"
Kabarettist Roland Düringer über seinen Garten in Kasten und warum er die Miete für Flüchtlinge zahlt.
Früher drehte sich bei dem Benzinbruder Roland Düringer vieles um schnelle Autos und Motorräder. Heute beobachtet er in seinem Garten in Kasten bei Böheimkirchen gerne das Gemüse und Tiere, um zu erfahren, warum die Natur funktioniert, ohne dass sich jemand einmischt. Auf dieser Basis versucht er zu leben. Ist das ein gutes Leben?
Du fragst deine Gäste in der Puls 4-Show "Gültige Stimme", was ein gutes Leben ist. Wie würdest du selbst ein gutes Leben definieren?
"Allgemein ein gutes Leben zu definieren ist nicht möglich. Man kann nur sagen, was ist für mich ein gutes Leben. Für mich momentan: dass ich mit dem, was ich habe, auskomme, und immer noch Möglichkeiten finde, etwas wegzulassen und trotzdem nichts verliere. Solange man noch immer etwas weglassen kann, ohne dass es einem schlechter geht, ist es ein gutes Leben."
Hat ein Roland Düringer, der das Reduzieren in den Mittelpunkt stellt, eigentlich auch Wünsche?
"Manchmal schon. Ich baue zum Beispiel jeden Winter zwei bis drei Motorräder. Und dabei will ich halt den Kotflügel haben, oder diesen Lack. Aber wenn ich durch den Traisenpark durchgehe, finde ich nichts, was ich haben will."
Es gibt viele Menschen, die im Traisenpark sehr viel finden würden und sich sehr viel leisten können. Du hast Reiche als „gstopfte Arschlöcher“ bezeichnet. Ist man, wenn man reich ist, automatisch ein schlechter Mensch?
"Nein, überhaupt nicht. Es gibt so viele arme Arschlöcher und so viele gute reiche Menschen. Ich glaube aber, dass man, wenn man reich ist, eine Verpflichtung hat. In meinem Fall zum Beispiel,verlange ich für die Show auf Puls 4 kein Geld. Meine Gage kommt in einen Topf, und aus diesem heraus wird geholfen. In Kasten zum Beispiel haben wir zwei Wohnungen für Flüchtlinge adaptiert und die Miete dafür wird aus diesem Topf bezahlt."
Wirst du eines Tages wieder einmal mit Benzinbrüder-Humor auf der Bühne stehen?
"Nein, weil ich auch nie wieder mit einem Fahrrad mit Stützrädern fahren werde. Das wäre ein Rückschritt. Das Talent, das ich habe, will ich sinnvoll nützen."
Ist es dahingehend dein Anspruch, den einen oder anderen zum Denken anzuregen und die Welt damit ein kleines Stückchen besser zu machen?
"Die Welt ist gut, wie sie ist. Was man verbessern kann, ist unsere Art zu denken. An dem arbeiten Menschen eh schon lange, und es ist viel Gutes passiert – wie man mit Frauen umgeht, wie man über alternative Energien nachdenkt. Trotzdem muss man sich nun weiter entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Sollen unsere Kinder den Dreck ausbaden, den wir ihnen einbrocken, oder sollen wir jetzt anfangen, Strukturen aufzubauen, die unserer Generation nichts mehr bringen, aber vielleicht der nächsten?"
Was stimmt dich zuversichtlich, dass wir uns für den nachhaltigen Weg entscheiden?
"Junge Leute. Ich bin verblüfft, welche Gedanken sich Jugendliche über die Welt in zwanzig Jahren machen. Das hat es in meiner Jugend nicht gegeben. Da ist es nur darum gegangen, wo bekomme ich einen Spoiler für mein Auto her und wer hat das kleinere Sportlenkrad."
Roland Düringer gastiert am 5. November um 20 Uhr mit seinem Programm "ICH allein?" in der Pielachtalhalle in Ober-Grafendorf. www.bestmanagement.at
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