St. Pölten
Notruf 144: Hilfe als Tagesgeschäft
Beim Notruf 144 zählt jede Sekunde, denn nicht selten geht es um Leben und Tod.
ST. PÖLTEN (pw). Ein Notruf geht ein. Alle Zeichen stehen auf Einsatz. Der Telefonist (auch Calltaker genannt) arbeitet seinen Fragenkatalog ab. Auf dem Bildschirm erscheint das Schlagwort "Schwanger". Nach kurzer Zeit folgen die Wörter "Wasser kaputt". Ein kurzer Augenblick, dann ist klar: Die Fruchtblase ist geplatzt. Die Geburt beginnt. Der Anrufer, dessen Muttersprache augenscheinlich nicht deutsch ist, versucht, der Situation Herr zu werden. Der Telefonist gibt klare Anweisungen, was zu tun ist, hinterfragt den Allgemeinzustand der werdenden Mutter und versucht zu beruhigen. Das ist das Herz der Alarmzentrale von Notruf 144 in St. Pölten. Wenn es um Leben und Tod geht, wenn Hilfe benötigt wird, geben die Mitarbeiter der Notrufzentrale den Anrufern telefonische Hilfestellung bis zum Eintreffen der Rettungskräfte vor Ort.
"Der Anrufer ist ein Hilfesuchender für eine Situation, aus der er selbst nicht mehr rauskommt. Somit wird jeder Anrufer zum Ersthelfer. Wenn der Ersthelfer vor Ort nichts tut, dann hilft die schnellste Rettung nichts", erklärt Stefan Spielbichler von Notruf 144.
Vier Standorte gibt es in NÖ: Korneuburg, Mödling, Zwettl und St. Pölten. Im Jahr 2007 wurde das neue Gebäude im Wirtschaftszentrum des Landhausviertels bezogen. Auf drei Stockwerken sind die Verwaltung, Buchhaltung, Technik, Qualitätsmanagement, Trainingscenter, Geschäftsführung und Leitstelle untergebracht. Neben dem Notrufbereich zählen auch Krankentransporte, die telefonische Gesundenberatung unter der Rufnummer 1450, der NÖ Ärztenotdienst 141 zu den Aufgabenbereichen.
Notrufnummern
"Laut Statistik wählt jeder einmal im Leben den Notruf. Dabei ist es unerheblich, welche Nummer der Anrufer wählt, denn es läuft alles bei uns zusammen", so Spielbichler.
"Wenn es bei uns leise ist, dann ist das ein Zeichen dafür, dass viel los ist." Im Rahmen der Ausbildung erhalten die Mitarbeiter auch eine psychologische Gesprächsführung. Wichtigster Aspekt dabei: ruhig und leise sprechen.
Die Notruftelefonisten arbeiten in Zwölf-Stunden-Schichten. Die Palette reicht dabei von Fragen, welche Apotheke heute geöffnet hat, bis hin zur Reanimation. Gernot Gschöpf ist seit acht Jahren beim Team von Notruf 144 mit dabei. "Die Abwechslung macht den Job aus. Kein Tag ist wie der andere. Man weiß nie, was passiert. Es gibt aber auch einen sehr hohen Stressfaktor, daher ist ein Ausgleich in der Freizeit wichtig. Man muss die Arbeit in der Arbeit lassen", erklärt er.
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