St. Pöltner arbeiten sich arm
Wie zufrieden sind die St. Pöltner mit ihrem Gehalt? Eine Umfrage stellt der Stadt ein schlechtes Zeugnis aus.
ST. PÖLTEN (ah). Dass Geld alleine nicht glücklich im Job macht, ist bekannt. Trotzdem ist der Verdienst ein Parameter für die Zufriedenheit der Mitarbeiter. St. Pölten liegt in Österreich diesbezüglich an letzter Stelle.
Die kürzlich veröffentlichte Studie des kununu-Gehaltszufriedenheits-Index basiert auf 33.310 anonymen Bewertungen der letzten beiden Jahre. Analysiert wurden alle neun Landeshauptstädte.
Linz vorne - St. Pölten Letzter
Mit einem Score von 3,64 führt Linz den Gehaltszufriedenheits-Index an. Auf Platz zwei folgt mit Eisenstadt (3,64) eine Überraschung. Denn die burgenländische Landeshauptstadt lag letztes Jahr noch auf dem neunten und damit letzten Platz. Den dritten Platz belegt wie schon im Vorjahr Salzburg mit einem Score von 3,53. Das aktuelle Schlusslicht bildet St. Pölten (3,26).
Zahlen sagen etwas anderes
Andreas Windl von der Arbeiterkammer St. Pölten kann das Ergebnis dieser Umfrage nicht nachvollziehen: "Unsere Einkommensanalyse unterscheidet sich von der Umfrage, da es sich dort um die subjektive Wahrnehmung, um Meinungen, ein Gefühl und Einschätzungen handelt. Dabei spielen sicher auch die jeweiligen persönlichen Lebensumstände und Rahmenbedingungen wie Wohnverhältnisse, Mietpreise, Lebenshaltungskosten im Allgemeinen uvm. eine Rolle.
In diesem Fall unterscheidet sich offenbar das Gefühl der Befragten von der tatsächlichen Realität doch erheblich." (siehe zur Sache) Die Arbeiterkammer Niederösterreich führt jährlich eine Einkommensanalyse durch. Dabei wird das Einkommen nach Arbeitern, Angestellten, Geschlecht und Branchen erhoben und gesammelt.
Working poor in St. Pölten
Der Begriff der sogenannten working poor-Gesellschaft (man arbeitet sich arm, Anm.) betrifft die St. Pöltner laut Windl genauso wie viele andere in Österreich. Dies könnte ein Grund des aktuellen Studienergebnisses sein. "Leider gibt es in bestimmten Bereichen Rahmenbedingungen für die Arbeitnehmer oder Anforderungen und Wünsche der Arbeitgeber, die dazu führen, dass mit dem verdienten Einkommen manche ihr Leben nicht mehr bestreiten können.
Dazu gehört unter anderem Teilzeitarbeit, die in manchen Branchen nicht mehr die Ausnahme, sondern schon vermehrt die Regel darstellt; Branchen ohne oder mit nur schlechten kollektivvertraglichen Bestimmungen und vieles andere mehr. Das ist ein eher gesellschaftspolitisches Thema, das eine umfassendere Neuregelung bestimmter Bereiche erfordern würde. Das alles hat aber natürlich nichts St.Pölten-Spezifisches, das betrifft ganz Niederösterreich."
Zur Sache
Laut der letzten Arbeiterkammer-Einkommensanalyse aus dem Jahr 2015 liegt das Einkommen in der Stadt St. Pölten niederösterreichweit an zweiter Stelle. Das Medianeinkommen der Stadt ist um sechs Prozent höher als im Durchschnitt Niederösterreichs. Der Bezirk St. Pölten Land liegt einkommensmäßig im Mittelfeld, niederösterreichweit auf Platz 14 von 25.
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