Telefonseelsorge in St. Pölten: Online-Beratung nimmt stark zu

Foto: Zarl

ST. PÖLTEN (red). „Die Trennung ist für mich so schrecklich, dass ich nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll …“ So oder so ähnlich beginnen Mails an die Online-Beratung der Telefonseelsorge (onlineberatung-telefonseelsorge.at). Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einem Alltagsmedium entwickelt. Dem trug jetzt auch die österreichische Telefonseelsorge bei einem dreitägigen Kongress im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt Rechnung, wo das Thema drei Tage lang von Telefonseelsorger/innen aus allen Bundesländern erörtert wurde.

70 erfahrene ehrenamtliche Telefonseelsorger/innen aus ganz Österreich, die eine Zusatzausbildung in Online-Beratung absolviert haben, stehen als „Schreibpartner/innen“ zur Verfügung. Spätestens innerhalb von 48 Stunden erfolgt eine Antwort. Die Online-Beratung der Telefonseelsorge kann keine Therapie ersetzen, doch: „Schreiben tut der Seele gut“, so Irmgard Bayrhofer, die Organisatorin der Tagung in St. Pölten. Ein verschlüsseltes webbasiertes System garantiert absolute Anonymität und Datensicherheit für die Klient/innen. Das System funktioniert wie ein Postkasten, in den „Briefe“ hineingelegt und wieder herausgeholt werden.

2014 gab es 1681 Kontakte österreichweit mit einer Beratungsdauer, diese Zahl wurde bereits in den ersten neun Monaten dieses Jahres bei Weitem übertroffen. Die Hauptaltersgruppe sind die 21- bis 25-Jährigen – zwei Drittel davon waren weiblich. Die wichtigsten Themen sind Beziehungsprobleme, Einsamkeit und psychische Erkrankungen.

Online-Beratung wird vorwiegend von Klient/innen genutzt, die aufgrund besonderer Themen den Schutz der Anonymität benötigen, um ihre Probleme offen kommunizieren zu können und die schon im Netz unterwegs sind und ein schnelles Ventil für ihre Befindlichkeit suchen. Weiters sind sie es laut Telefonseelsorge gewohnt, im Internet z.B. Facebook über sich zu schreiben. Sie stehen unter sozialem Druck und sie schreiben lieber als zu reden.

Die schriftliche Kommunikation in der Online-Beratung hat ihre Besonderheiten und Gesetzmäßigkeiten. So steht den Beratern allein der geschriebene Text zur Verfügung. Sie sehen die Ratsuchenden nicht, sie riechen sie nicht, sie fühlen sie nicht und sie hören sie nicht. Sie kennen den Namen des Ratsuchenden nicht, sie sehen den Menschen nicht, der sich schriftlich an sie wendet. Allein der Text spricht, berührt und erzeugt eine Wirkung in der Lesenden. Eine Mail kann zu jeder Tages- und Nachtzeit geschrieben und verschickt werden. Durch diese zeitliche Unabhängigkeit bietet die Form der Mailberatung ein Angebot, welches direkt zugänglich ist - immer dann, wenn es nötig erscheint. Ratsuchende können Stunden mit Schreiben verbringen, können sich Zeit lassen, ihre Gedanken zu ordnen, aufzuschreiben und können sie, wenn erwünscht, im Anschluss daran auch wieder verwerfen. Ratsuchende nutzen das Mailen häufig als eine Art virtuelles Tagebuch, das antwortet. Oft findet beim Aufschreiben schon ein Prozess der Verarbeitung statt. Beim Mailen entsteht Nähe durch Distanz. Diese Distanz bewirkt, dass gesellschaftlich tabuisierte und schambesetzte Themen, wie z.B. Fragen zur eigenen Sexualität, der eigene Umgang mit Gewalt, die Angst vor dem Sterben, selbstverletzendes Verhalten, fragen der Körperhygiene oder Geschlechtskrankheiten leichter benannt werden können. Ratsuchende beschreiben häufig, dass sie über Probleme schreiben, die sie selbst am Telefon niemandem anvertrauen würden.

Eröffnet wurde Tagung von Bischofsvikar Franz Schrittwieser, der in der Diözese für Kategoriale Seelsorge zuständig ist, von Sepp Winklmayr, Direktor der Pastoralen Dienste, sowie dem St. Pöltner Bürgermeister Matthias Stadler. Bei der Veranstaltung wurde auch an NÖ-Superintendent Paul Weiland erinnert, der kürzlich überraschend starb und dem die Telefonseelsorge ein wichtiges Anliegen war.

Telefonseelsorge unter der Nummer 142

Die Telefoneelsorsge ist unter der Notrufnummer 142 – ohne Vorwahl - Tag und Nacht erreichbar. Für die Anrufenden entstehen keine Kosten. Die Anrufe scheinen nicht in der Telefonrechnung auf. Offenheit: Die MitarbeiterInnen der TelefonSeelsorge begegnen allen Anrufenden mit Respekt und Wertschätzung, unabhängig von religiöser, politischer oder ideologischer Anschauung.

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